Saturday, September 29, 2007


Additum 292 - Duty free im Vatikan


29. September 2007, 16:52 MEZ
Motu proprio: Vermiculis saaaannnctiis scribint Nongraaataeaeaeaeaeae.

CC: Benedikt XVI., Dr. Ralph Bergold - Katholisch-Soziales Institut (KSI), Bernhard Docke - Anwalt von Murat Kurnaz, Prof. Dr. Theodor W. Hänsch - Physik-Nobelpreisträger - Papstberater, Prof. Dr. August Heuser - Dommuseum Frankfurt am Main, Manfred Gnjidic - Anwalt von Al Masri, Prof. Dr. Fotis Kafatos - Molekularbiologe - Biotechnologe - Papstberater, Wolfgang Kaleck - Anwalt für Menschenrechte, Prof. Dr. Jörg Kinzig - Strafrechtler, Prof. Thomas Macho - Kulturwissenschafter, Dr. Maria Meesters - Katholische Rundfunkarbeit am SWR, Prof. Dr. Wolf Singer - Hirnforscher - Papstberater, Dr. Vehlow & Wilmans - Rechtsanwälte, Benedikt Widmaier - Akademie für politische und soziale Bildung der Diözese Mainz, Michael Witti - Anwalt für Menschenrechte, Apostolische Nuntiatur in Berlin, Deutsche Bischofskonferenz (DBK), Katholisch-Soziales Institut (KSI), Kontemplative Schwestern vom Guten Hirten, Päpstliches Komitee für Geschichtswissenschaften, Radio Vatikan, Radio X



Liebe heilige Nongrata,

wie wir erfahren durften, gibt es für die Bürger des Vatikans auf dem Territorium des Kirchenstaates einen steuerfreien Konsumtempel. Darin befindet sich auch eine Dessousabteilung, in der Spagetti-Tops, Seiden-Négligés und Pantys aus der "Hanro of Switzerland"-Kollektion Perfektly Nude verkauft werden
(http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,507440,00.html). Meinst du nicht, dass du dir einmal ein schwarzes Seiden-Négligé zulegen solltest? Einfach so zu schlafen, wie der Herr dich schuf, soll doch sündig sein. Ein seidiges Négligé direkt aus dem päpstlichen Staatsgebiet könnte dich von der Sünde fernhalten - und zwar standesgemäß. "Die Wäsche wird zur perfekten zweiten Haut", betont die Herstellerfirma. An dieser zweiten Haut sollte dir als verletzliche Heilige gelegen sein. Du könntest sie auch vom Papst persönlich segnen lassen, wenn du dich mit ihr zum Angelus auf dem Petersplatz aufstellst. Wir, die Würmer, wären natürlich für einen Augenschmaus aufgeschlossen und würden sogar das Thema Folter für einen Moment zurückstellen. Wir eröffnen dir nun noch eine glänzende Geschäftsidee: Erwerbe gleich mehrere Negligés, bereichere sie mit heiligen Duftnoten, und wir bieten sie mit dem Original-Kassenzettel aus dem Vatikan meistbietend bei Ebay an! So ein Vorgang brächte ordentlich Geld für einen guten Zweck in deine Kasse und gewänne auch dem Konsumismus, den der Papst so sehr beklagt, das Seine ab.

Falls du dich nun hoffentlich um Schweizer Négligés aus dem Vatikan kümmerst, lasse bitte auch für uns
aus dem gleichen Duty Free-Tempel hinterm Petersdom ein Dutzend Cohibas für 168 Euro besorgen. Wir, die heiligen Würmer, möchten diese Wurmattrappen gerne einmal ganz aus der Nähe betrachten und daran riechen. Für ihre Herstellung kommen nur beste, fermentierte Tabakblätter auf die Schenkel canneel-und schokoladenfarbiger Frauen zum "regazado" - das heißt, die Blätter werden dort "entrippt". Wenn sie dann irgendwann glimmen, gefährdet der Rauch die Gesundheit. Das bedeutet: der Teufel persönlich steckt in jeder gerollten Wurmimitation - selbst wenn es sich bei dem Cohiba-Wurm um das Nonplusultra einer Kunstwurm-Qualität handelt. Auch weiß jeder Christ: Nur aus dem Teufel hat es rausgeraucht. Von Jesus dagegen ist nicht überliefert, dass er jemals einen künstlichen Wurm gepafft hätte. Gleiches gilt für die zwölf Apostel. Gottvater ließ die Ersterschaffung des Zigar-Wurms nur bei den Heiden zu. Seinen Sohn und die ersten wahren Christen hat er davor bewahrt. Doch im Zuge der Kolonialisierung und Christianisierung ließen sich schwache Christen mit Zigar-Würmern heidnisch verseuchen. Und bis in die 80-er Jahre des 20. Jahrhunderts beschenkten christianisierte Kubaner ausländische Würdenträger, Regierungsbesuche und Diplomaten mit Cohiba-Würmern. Dadurch wurden selbst Vatikangrößen vom Cohiba-Wurm, dieser "Auswahl der Auswahl" heidnischer Kunstwürmer, abhängig. Es ist auch anzunehmen, dass einige Kirchenmänner für den gepflegten Cohiba-Konsum einen Humidor in höchster handwerklicher Vollendung besitzen - eine Art Tabernakel aus Zedernholz, in dem stets die passende tropische Feuchte für das heidnische Gut garantiert ist. Im irdischen Jammertal - dem Vatikan inklusive - hat sich ja allen frommen Predigten der Askese zum Trotz eine Leitkultur des Genusses etabliert.
Wir überlegen nun, ob wir dem menschlichen Streben nach Genuss und Ungewöhnlichem auf unsere würmerliche Weise entgegenkommen sollten: Ein kubanischer Cohiba-Wurm mit einem Certifikat über seinen Transitaufenthalt im Staate Vatikan - angeboten im Set zusammen mit einem silbernen Zigarrenbohrer in Form eines heiligen Wurmes - wäre natürlich der Hit...

A propos Kuba: Am Mittwoch hat der kubanische Außenminister Felipe Perez Roque vor der UN-Vollversammlung scharfe Angriffe gegen George Bush gerichtet.
(http://news.search.ch/ausland/2007-09-26/eklat-in-der-uno-vollversammlung) Der Präsident sei verantwortlich für den Mord an 600'000 Zivilisten im Irak, habe Folter von Gefangenen im US-Lager Guantanamo autorisiert und stehe hinter Entführungen durch Geheimflüge. Er sei arrogant und niveaulos. Bush habe weder die moralische Autorität noch die Glaubwürdigkeit, über andere zu urteilen.
Zuvor hatte Bush in seiner Rede mit Bezug auf die Erkrankung des kubanischen Staatschefs gesagt: "Die lange Herrschaft eines brutalen Diktators geht zu Ende." Gott sei Dank, die des Cohiba-Nichtrauchers auch!

Ceterum censimus, bellum et tormentum et tormentum tormentumque tormentumque tormentumque esse interdicenda.

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Vermiculiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii saaaaaaaaaannnnnnnnctiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii


Schreiben an Papst Benedikt XVI., an Sancta Nongrata und an die heiligen Würmer: http://wider-die-folter.blogspot.com

Friday, September 28, 2007


Additum 291 - Bilaterale Beziehungen


28. September 2007, 19:13 MEZ
Nongrata scribit Vermiculis sanctis.

cc: Benedikt XVI., Dr. Ralph Bergold - Katholisch-Soziales Institut (KSI), Bernhard Docke - Anwalt von Murat Kurnaz, Prof. Dr. Theodor W. Hänsch - Physik-Nobelpreisträger - Papstberater, Prof. Dr. August Heuser - Dommuseum Frankfurt am Main,
Manfred Gnjidic - Anwalt von Al Masri, Prof. Dr. Fotis Kafatos - Molekularbiologe - Biotechnologe - Papstberater, Wolfgang Kaleck - Anwalt für Menschenrechte, Prof. Dr. Jörg Kinzig - Strafrechtler, Prof. Thomas Macho - Kulturwissenschafter, Dr. Maria Meesters - Katholische Rundfunkarbeit am SWR, Prof. Dr. Wolf Singer - Hirnforscher - Papstberater, Dr. Vehlow & Wilmans - Rechtsanwälte, Benedikt Widmaier - Akademie für politische und soziale Bildung der Diözese Mainz, Michael Witti - Anwalt für Menschenrechte, Apostolische Nuntiatur in Berlin, Deutsche Bischofskonferenz (DBK), Katholisch-Soziales Institut (KSI), Kontemplative Schwestern vom Guten Hirten, Päpstliches Komitee für Geschichtswissenschaften, Radio Vatikan, Radio X

Liebe Vermiculi sancti,

es ist tatsächlich schlimm: Menschen aus Deutschland können von der CIA entführt, gefoltert und erniedrigt werden, ohne dass die deutsche Bundesregierung die Auslieferung der Täter, der Agenten, verlangt. So im Fall El Masri,
dem "bislang größten transatlantischen Geheimdienstskandal" (http://www.zeit.de/2006/51/Pressefreiheit) geschehen. Das Anliegen der Münchener Staatsanwaltschaft wurde nicht nach Washington weitergeleitet.

El Masris Anwalt Manfred Gnjidic sagte, die Bundesregierung vollführe damit einen "Kotau vor Entführern". Sie mache sich "zum Mittäter der dunklen Machenschaften der USA." Terrorverdächtige würden "um die ganze Welt gejagt, angeblich im Namen der Gerechtigkeit. Doch wenn der Terror von den USA ausgeht, schweigen wir." Mit Gerechtigkeit, sagte der Anwalt, habe das kaum noch etwas zu tun. (
www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,507566,00.html sowie http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/0,1518,507227,00.html ) Innenminister Wolfgang Schäuble hatte die bilateralen Beziehungen und speziell die Kooperation der Sicherheitsbehörden in Gefahr gesehen, und darum sogar gedroht, Auslieferungsgesuche an die USA mit einem Veto zu belegen. Die Zusammenarbeit sei "lebensnotwendig und darf nicht kaputt gemacht werden".
Doch Menschen wie Al Masri dürfen wohl daran kaputt gehen.

Vor der "Christdemokratischen Internationalen”, christlichen Politikern aus aller Welt, formulierte nun endlich Papst Benedikt XVI. eine Mahnung an unsere Demokratien:
Der Terrorismus stellt ein schwerwiegendes Phänomen dar, das oft Gott instrumentalisiert und das menschliche Leben auf unrechtfertigbare Weise missachtet. Sicher hat die Gesellschaft das Recht, sich zu verteidigen, aber dieses Recht muss, was die Wahl der Ziele und Mittel angeht, wie alle anderen Rechte immer in vollem Respekt der Regeln von Gesetz und Moral ausgeübt werden. In den demokratischen Systemen rechtfertigt der Einsatz von Gewalt niemals den Verzicht auf die Prinzipien des Rechtsstaates. Kann man denn die Demokratie schützen, wenn man gleichzeitig ihre Fundamente bedroht?” (Das Zitat enstammt der Tagesmeldung vom 21. 9. 2007 von Radio Vatikan: "Terrorschutz muss Grundrechte wahren".)

Gewünscht hätte ich aber,
dass der oberste katholische Theologe auch gesagt hätte: Staatsterroristische Kriegs- und Folterpraktiken sind auf keinen Fall im Sinne Jesu und missachten das Leben "auf unrechtfertigbare Weise."

Manchmal frage ich mich: Warum kann es die gebündelte demokratische Intelligenz nicht verhindern, dass nun schon im sechsten Jahr in Guantanamo gefoltert wird und noch immer kein Ende abzusehen ist? Wohin driften eigentlich die Demokratien? Wieso ersaufen fundamentale Werte?

Gruselig ist: Demokratische Folterherren und -meister sowie demokratische Folterknechte und Spezialkräfte besuchen christliche Gotteshäuser, um das Vater unser zu beten. Auch in Guantanamo existiert so ein Gebäude der Frömmigkeit. Ob die da singen: "Großer Gott, wir loben dich, Herr wir preisen deine Folter"? Was meint ihr, liebe Vermiculi: Pflegen diese Leute bilaterale Beziehungen zum Teufel, die sie nicht gefährden dürfen, die lebensnotwendig sind und die sie nicht kaputt machen wollen?

Ob dieser Teufel vielleicht auch in den vier Tonnen Kokain sitzt, die in 132 Koffern in einer Gulfstream II geschmuggelt und gefunden wurden? Vor drei Tagen stürzte das Flugzeug der CIA auf der Flucht vor mexikanischen Militärhubschraubern im Dschungel von Yukatan ab. Die Besatzung machte sich davon. Auffällig ist: 2003 und 2005 war die CIA-Maschine mindestens drei mal auf der Folterinsel Guantanamo gelandet. Ihre Flugdaten wurden von europäischen Behörden mit dem Verdacht auf Entführung von Terrorverdächtigen überprüft. (http://oraclesyndicate.twoday.net/stories/4293449/)

Gut, dass ihr, liebe kokainfreie Würmer, meine bilaterale Beziehung seid, eine Beziehung, die nicht um den Preis des Leidens Anderer aufrechterhalten werden muss.

Ceterum censeo, tormentum bellumque et bellum et tormentum esse interdicenda.

Mit herzlichen Grüßen

Nongrata


(Briefe an Papst Benedikt, an die Heiligen Würmer und an Sancta Nongrata: http://www.wider-die-folter.blogspot.com)

Friday, September 21, 2007


Additum 290 - Werde Wurm !


21. September 2007, 21.00 MEZ
Vermiculis sanctis scribint Nongratae.

cc: Benedikt XVI., Dr. Ralph Bergold - Katholisch-Soziales Institut (KSI), Bernhard Docke - Anwalt von Murat Kurnaz, Prof. Dr. Theodor W. Hänsch - Physik-Nobelpreisträger - Papstberater, Prof. Dr. August Heuser - Dommuseum Frankfurt am Main, Prof. Dr. Fotis Kafatos - Molekularbiologe - Biotechnologe - Papstberater, Wolfgang Kaleck - Anwalt für Menschenrechte, Prof. Dr. Jörg Kinzig - Strafrechtler, Prof. Thomas Macho - Kulturwissenschafter, Dr. Maria Meesters - Katholische Rundfunkarbeit am SWR, Prof. Dr. Wolf Singer - Hirnforscher - Papstberater, Dr. Vehlow & Wilmans - Rechtsanwälte, Benedikt Widmaier - Akademie für politische und soziale Bildung der Diözese Mainz, Michael Witti - Anwalt für Menschenrechte, Apostolische Nuntiatur in Berlin, Deutsche Bischofskonferenz (DBK), Katholisch-Soziales Institut (KSI), Kontemplative Schwestern vom Guten Hirten, Päpstliches Komitee für Geschichtswissenschaften, Radio Vatikan, Radio X



Liebe Nongrata,

hast du nicht in der Nähe des King Canyon in Arizona wohnen wollen? Vielleicht ist es ein Glück, dass es anders gekommen ist. Gerade hat sich der US-Senat dagegen ausgesprochen, Guantanamo-Häftlingen und inhaftierten Ausländern eine Anfechtungsklage vor Bundesgerichten zu ermöglichen. Sie könnten dich also als Ausländerin nach Lust und Laune verdächtigen, des Terrorismus bezichtigen, in finstere Löcher berüchtigter Lager stecken, dich dort für immer ohne richterliche Überprüfung festhalten sowie foltern ohne Ende - auch wenn du völlig unschuldig bist
(http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,506800,00.html).

Sie sind natürlich fähig, dich überall auf der Welt zu kidnappen. Darum mache dich nicht des Terrorismus verdächtig, in dem du mit irgendeinem unbekannten Menschen sprichst. Denn bei der momentanen Terroristenschwemme lässt es sich nicht ausschließen, dass dich ein Terrorist nach dem Weg zum Aldi fragen könnte. Du darfst eigentlich nur mit Heiligen Würmern umgehen. Denn jeder weiß, dass wir keine Atombomben basteln. Wir horten auch nicht, wie beispielsweise die Engländer, rund 100 Tonnen Plutonium - ein Vorrat, ausreichend für 17 000 Nagasaki-Bomben (http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,506965,00.html).

Bei deiner Inhaftierung wäre auf die Hilfe des BND im Übrigen nicht zu setzen. Seine Abteilung 5 - Terrorismusbekämpfung - würde vielleicht einen Pullacher BND-Agenten decknamens "Ähling" schicken - also einen Ä., der sich in amerikanischen Folterlagern auskennt sowie verschwiegen und geneigt ist, über Menschenrechtsverletzungen hinwegzusehen (http://www.tagesschau.de/inland/bndausschuss2.html). Auch müsstest du damit rechnen, dass in Deutschland Datenträger mit Informationen ganz einfach verschwinden - so, wie im Fall Murat Kurnaz geschehen. (KSK-Einsatz: Brisante Daten verloren? http://www.tagesschau.de/inland/meldung17402.html)

Sicher ist dir bekannt, dass gestern abend in einer geheimen Sitzung des BND- Ausschusses der Agent "Öhling" vom Auslandsgeheimdienst vernommen werden sollte - also jener geheimnisvolle Ö., der sich nach Recherchen von "tagesschau.de" 2002 im Foltergefängnis Kandahar aufhielt, dort, wo zur selben Zeit Murat Kurnaz großes Leid geschah. Aber die Sitzung wurde kurzfristig vertagt. Ein neuer Termin wurde nicht festgesetzt. (http://www.zeit.de/news/artikel/2007/09/20/2383735.xml)

Bei diesen Gegebenheiten wirst du im nächsten Leben am besten Wurm. Papst willst Du ja sicher nicht werden.


Ceterum censimus, bellum tormentumque esse interdicenda.
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Vermiculi sannnnnncti


Wednesday, September 19, 2007


Additum 289 - Die Spitze des Eisbergs "in den Kälteströmen der Gegenwart"


19. September 2007, 22:55 MEZ
Nongrata scribit Vermiculis sanctis.

cc: Benedikt XVI., Dr. Ralph Bergold - Katholisch-Soziales Institut (KSI), Bernhard Docke - Anwalt von Murat Kurnaz, Prof. Dr. Theodor W. Hänsch - Physik-Nobelpreisträger - Papstberater, Prof. Dr. August Heuser - Dommuseum Frankfurt am Main, Prof. Dr. Fotis Kafatos - Molekularbiologe - Biotechnologe - Papstberater, Wolfgang Kaleck - Anwalt für Menschenrechte, Prof. Dr. Jörg Kinzig - Strafrechtler, Prof. Thomas Macho - Kulturwissenschafter, Dr. Maria Meesters - Katholische Rundfunkarbeit am SWR, Prof. Dr. Wolf Singer - Hirnforscher - Papstberater, Dr. Vehlow & Wilmans - Rechtsanwälte, Benedikt Widmaier - Akademie für politische und soziale Bildung der Diözese Mainz, Michael Witti - Anwalt für Menschenrechte, Apostolische Nuntiatur in Berlin, Deutsche Bischofskonferenz (DBK), Katholisch-Soziales Institut (KSI), Kontemplative Schwestern vom Guten Hirten, Päpstliches Komitee für Geschichtswissenschaften, Radio Vatikan, Radio X



Liebe Vermiculi sancti,

über die drei in den Vatikanfarben gelb und weiß gestalteten loci solltet ihr, die Würmer, besser schweigen. Sonst könnte es 2008 in der judenfeindlichen, katholischen Karfreitagsfürbitte nicht nur antisemitisch, sondern auch noch antivermiculistisch heißen: "Lasset uns beten nicht nur für die Juden sondern auch für die Würmer: Gott unser Herr, möge den Schleier von ihren Herzen wegnehmen, auf dass auch sie unseren Herrn Jesus Christus erkennen. Allmächtiger ewiger Gott ... erhöre unsere Gebete, die wir ob der Verblendung jenes Volkes und jener Wurmvölker vor dich bringen: mögen sie ... ihrer Finsternis entrissen werden."

Natürlich stimme ich euch zu: die Menschenwelt ist abstrus. Gerade komme ich entspannt vom Bergwandern und -klettern in den Dolomiten zurück, schaue in die angesammelte Post, sehe die großen Lettern der FAZ-Sonntagszeitung: "Schäuble warnt vor Atom-Anschlag" und lese die Ankündigung der Endzeit durch den Innenminister: "Viele Fachleute sind davon überzeugt, dass es nur noch darum geht, wann ein solcher Anschlag kommt, nicht mehr, ob. Ich rufe dennoch zur Gelassenheit auf. Es hat keinen Zweck, dass wir uns die verbleibende Zeit auch noch verderben, weil wir uns schon vorher in eine Weltuntergangsstimmung versetzen."

Als Anhängerin der Gewaltlosigkeit sage ich darum: Da nach Meinung der Experten Deutschland bald durch einen nuklearen Anschlag atomar verseucht sein wird, hat die herrschende Grundhaltung, die militärische Mittel zur Durchsetzung von Zielen als legitimes Mittel der Politik betrachtet, nichts gebracht - und so sollte der Christ Wolfgang Schäuble, der ja auch auf die Folterergebnisse anderer Länder nicht verzichten will, auf den letzten Meter Pazifist werden und sich nur noch auf sein Weiterleben im Jenseits vorbereiten.

Und Kardinal Meisner, der im Kölner Dom gesagt hat: "Dort, wo die Kultur vom Kultus, von der Gottesverehrung abgekoppelt wird, erstarrt der Kult im Ritualismus und die Kultur entartet", hätte sich mit der belasteten Vokabel "entartet" besser an ganz anderer Stelle eingemischt und verkündet:
Wenn Folter zugelassen wird, entartet die christliche Kultur. Christus, der jeden einzelnen Menschen und jeden einzelnen Wurm liebt, erwartet von uns Erbarmen, nicht Grausamkeit.

Papst Benedikt XVI. hat übrigens am 16. September zum Abschluss seiner Reise nach Österreich kritisiert: "Menschen sehen und übersehen, haben Not vor Augen und bleiben doch ungerührt, das gehört zu den Kälteströmen der Gegenwart." Außerdem soll er gesagt haben, Jesus lehre einen offenen Blick und damit die "unbedingte Wahrnehmungspflicht für die Lage der Anderen". (http://www.rp-online.de/public/article/aktuelles/panorama/ausland/477959)

Vielleicht kommt nun Papst Benedikt endlich dazu, die entsetzliche Not wahrzunehmen, die Folterer aus christlichen Kulturen anrichten - um Einspruch zu erheben.

Gerade bedauert der Klerus in Argentinien das Verhalten der Kirche während der Militärdiktatur: Sie habe auf Menschenrechtsverletzungen nur mit Schweigen reagiert und sei zur Komplizin geworden.
(http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/articolo.asp?c=154401)
In Argentinien kursierte übrigens das CIA-Handbuch mit braunen Wurzeln - das Kubark-Handbuch von 1963, das jetzt in deutscher Übersetzung vorliegt: http://oraclesyndicate.twoday.net/stories/4257499/. Der Nazi-Mediziner Prof. Walter Schreiber hatte, um dem Nürnberger Tribunal zu entkommen, seine Erfahrungen mit Verhörpraktiken wie Stehfolter, Hundebissen, Mescalin und Pentothal-Injektionen an die CIA weitergegeben.

Ich würde mir wünschen, über Radio Vatikan, das sich die "Stimme des Papstes und der Weltkirche" nennt, erklänge endlich eine Stellungnahme zur Folter in Guantanamo - dieser Spitze des Eisberges in "den Kälteströmen der Gegenwart".

Ceterum censeo, tormentum bellumque et bellum et tormentum esse interdicenda.

Mit herzlichen Grüßen

Nongrata


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FOLTER-IST-UNMORALISCHER-ALS-MORD
Petter-Moen-Petter-Moens-Tagebuch


Der-Jude-Petter-Moen-wurde-1901-geboren-und-starb-1945-
Er-war-
Leiter-der-illegalen-Presse-in-Norwegen-während-des-zweiten-
Weltkrieges-Nach-seiner-Gefangennahme-durch-die-Gestapo-wurde-
er-in-einer-Isolationszelle-im-Gestapo-Hauptquartier-Møllergata-19-
in-Oslo inhaftiert-Dort-schrieb-er-sein-Tagebuch-indem-er-Buchstaben-
mit-einer-Reiszwecke-in-Toilettenpapier-einritzte-und-die-Blätter-dann-
in-einem-Entlüftungsabzug-hinunterließ-um-sie-nie-wieder-zu-sehen

1500-Blätter-fand-man-nach-dem-Krieg.


Thursday, September 06, 2007


Additum 288 - Elitäre Stühle


6. September 2007, 13:22 MEZ
Mooootu proprioooo Vermiculis sannnnnctis scribint Nongraaaataeaeae.

cc: Benedikt XVI., Dr. Ralph Bergold - Katholisch-Soziales Institut (KSI), Bernhard Docke - Anwalt von Murat Kurnaz, Prof. Dr. Theodor W. Hänsch - Physik-Nobelpreisträger - Papstberater, Prof. Dr. August Heuser - Dommuseum Frankfurt am Main, Prof. Dr. Fotis Kafatos - Molekularbiologe - Biotechnologe - Papstberater, Wolfgang Kaleck - Anwalt für Menschenrechte, Prof. Dr. Jörg Kinzig - Strafrechtler, Prof. Thomas Macho - Kulturwissenschafter, Dr. Maria Meesters - Katholische Rundfunkarbeit am SWR, Prof. Dr. Wolf Singer - Hirnforscher - Papstberater, Dr. Vehlow & Wilmans - Rechtsanwälte, Benedikt Widmaier - Akademie für politische und soziale Bildung der Diözese Mainz, Michael Witti - Anwalt für Menschenrechte, Apostolische Nuntiatur in Berlin, Deutsche Bischofskonferenz (DBK), Katholisch-Soziales Institut (KSI), Kontemplative Schwestern vom Guten Hirten, Päpstliches Komitee für Geschichtswissenschaften, Radio Vatikan, Radio X


Liebe Nongrata,

wir, die Würmer, finden die Menschen und ihre Wertmassstäbe abstrus.

So werden anlässlich des Papstbesuchs in Österreich drei exquisite Mobil-Toiletten in den Sakristeien der Basilika in Maria Zell, des Stiftes Heiligenkreuz und in Wien Am Hof aufgebaut und zwar ausschließlich für den Papst persönlich.
http://www.noen.at/redaktion/n-gre/article.asp?Text=241342&cat=328 Die Spezialanfertigung der VIP-Anlagen wurde eigens in England geordert und ist in den Vatikan-Farben gelb und weiß ausgeführt. Der goldwerte Hintern des Papstes soll standesgemäß und teuer sitzen - auch wenn beim Transport der Deluxe-Fabrikate Kerosin verbrannt wird und Benedikt XVI. in glänzend grünem Gewand bei der Eucharistiefeier in der Nähe des Marienwallfahrtortes Loreto 500 000 Jugendliche dazu aufgefordert hat, die Umwelt - die "Schöpfung" - besser zu schützen
.
Die Anbieterfirma Jüly hat schon die WC-Anlagen für Bill Clinton, George Bush und Barbara Streisand installiert - aber eine Toilette für den Papst aufzubauen, sagte Gabriele Jüly, sei dennoch etwas Besonderes. Damit nichts schief gehen kann, wurde eine der drei Toiletten vorab probeweise zusammengebaut. Wahrscheinlich werden die Einweg-Kabinette nach der heiligen Papstsitzung sofort zerstört, damit sie nicht bei Ebay landen.

Im Gegensatz dazu müssen sich nach "demokratischer" Manier Gefolterte vor Angst und Pein in die Hosen scheißen sowie nackt und wund in ihren Exkrementen liegen. Und kein Papst kümmert sich um sie. Stattdessen empfing er George Bush, der diesen Horror zu verantworten hat, herzlich. Alle Welt konnte es sehen und hören.

Wir, die Würmer, können den Kult um den Papst
und die jahrelange Vernachlässigung der Ärmsten der Armen in Guantanamo und anderen Folterlagern der Demokratie nicht mehr ertragen. Die Schuld der Gefangenen ist von ordentlichen Gerichten bisher nicht bestätigt. Was eigentlich hebt den Papst so weit über die Gefolterten? Am Ende der Tage kann nicht verhindert werden, dass sein Stuhl gleich ist mit allen anderen Stühlen. Der Papststuhl wird sich mit dem Terroristenstuhl bis in alle Ewigkeit verbinden.

Und im Himmel hört es sowieso auf mit den Stühlen, weil es dort noch vornehmer zugehen soll als auf Erden. Bei der Retrospektive irdischer Sitzungen werden die Himmlischen nur noch gewählt "Tisch" sagen, wenn sie Stuhl meinen.


Ceterum censimus, bellum et tormentum et tormentum tormentumque tormentumque tormentumque esse interdicenda.
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Vermiculiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii saaaaaaaaaannnnnnnnctiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

Saturday, September 01, 2007


Additum 287 - Volles Recht für Leguane


1. September 2007
Motu proprio Nongrata scribit Vermiculis sanctis.

(Die Alte Messe ist "Ausdruck elitärer katholischer Hochkultur" sagte Markus Arnold - Präsident der ‘Christlich- demokratischen Partei’ im Kanton Zürich und Studienleiter am Religionspädagogischen Institut der Universität Luzern -
der Neuen Zürcher Zeitung.
Also motzen auch wir uns durch die Anwendung lateinischer Ausdrucksweisen weiterhin auf! Sollte uns dabei ein Fehler unterlaufen, merkt es sowieso kaum einer.)

cc: Benedikt XVI., Dr. Ralph Bergold - Katholisch-Soziales Institut (KSI), Bernhard Docke - Anwalt von Murat Kurnaz, Prof. Dr. Theodor W. Hänsch - Physik-Nobelpreisträger - Papstberater, Prof. Dr. August Heuser - Dommuseum Frankfurt am Main, Prof. Dr. Fotis Kafatos - Molekularbiologe - Biotechnologe - Papstberater, Wolfgang Kaleck - Anwalt für Menschenrechte, Prof. Dr. Jörg Kinzig - Strafrechtler, Prof. Thomas Macho - Kulturwissenschafter, Dr. Maria Meesters - Katholische Rundfunkarbeit am SWR, Prof. Dr. Wolf Singer - Hirnforscher - Papstberater, Dr. Vehlow & Wilmans - Rechtsanwälte, Benedikt Widmaier - Akademie für politische und soziale Bildung der Diözese Mainz, Michael Witti - Anwalt für Menschenrechte, Apostolische Nuntiatur in Berlin, Deutsche Bischofskonferenz (DBK), Katholisch-Soziales Institut (KSI), Kontemplative Schwestern vom Guten Hirten, Päpstliches Komitee für Geschichtswissenschaften, Radio Vatikan, Radio X



Liebe Vermiculi sancti,

in einem Artikel der NZZ online
wird auf den Anwalt Tom Wilner verwiesen, der als Kläger vor Gericht angeführt hatte, dass die Leguane in Guantanamo Bay unter amerikanischer Naturschutzgesetzgebung, also Rechtsschutz, stünden, die Gefangenen hingegen außerhalb amerikanischen Rechts gehalten würden, was für ihn nicht der Ironie entbehrte. (http://www.nzz.ch/nachrichten/international/guantanamo__kurioser_aussenposten_der_usa_in_der_karibik_1.546973.html)

Da ihr als Würmer in Guantanamo - GTMO (gesprochen „Gitmo“) - womöglich zertreten würdet, weil ihr dort nicht unter Naturschutz steht, ist es nicht ratsam, dorthin zu reisen.

Dabei ist in der Stadt gar nicht so wenig los. Dort finden sich eine Shopping Mall, ein „Navy Exchange“ Supermarkt, zwei Freiluftkinos, ein Andenkenladen, eine Filiale des United States Postal Service, eine Grund- und eine Oberschule; ebenso eine ökumenisch genutzte Kapelle, in der in englischer und in spanischer Sprache die katholische Messe gelesen und protestantische Predigt- und Gospel-Gottesdienste gefeiert werden. Dann existieren da noch ein Starbucks-Coffeeshop, ein halbes Dutzend Restaurants, darunter auch die Schnellrestaurants Kentucky Fried Chicken und natürlich McDonald's mit einem Drive-through-Lokal. Zudem gibt es eine für die Allgemeinheit zugängliche Offiziersmesse, den "Bay View Club“ und Clubs für Taucher, Segler und Hochseefischer. In der Bucht sind sicher eine Vielfalt schönfarbiger Fische zu bewundern und karibische Drinks zu genießen - ähnlich wie auf den Bahamas. Auf den Strassen verkehren übrigens dieselben Busse, wie sie an Schulen von Texas bis Alaska üblich sind. Kurz und gut, in Guantanamo verdienen viele ihr Geld, lassen es sich gut gehen, und das öffentliche Leben nimmt seinen ganz normalen Gang.

Der Horror nimmt immer seinen ganz normalen Gang. So hatten einst deutsche Herren der Grausamkeit vor den Lagern gut gelaunt Karten gespielt und gewitzelt, wenn bleiche, von Menstruationsblut verkrustete und stinkende Frauen in Kolonnen vorbei getrieben wurden.

Aber so etwas passiert in Guantanamo ja nicht. Dort sind die aus Angst und Verzweiflung, durch Folter und künstlich erzeugte Delirien Exkrementierenden in Stahlräumen,
gewissermaßen Spülen der Militärinstallationen, weggeschlossen.

Der Papst schweigt bislang dazu.

Ceterum censeo, bellum et tormentum esse interdicenda.

Mit herzlichen Grüßen

Nongrata