Saturday, December 10, 2011

Das Höllenkonstrukt

Von: Heilige Würmer
Gesendet: Sonntag, 27. November 2011 11:30
An: 'Sancta Nongrata'
Cc: 'Papst Benedikt XVI.'; 'Dr. Ralph Bergold - Katholisch-Soziales Institut'; 'Schweizer Bischofskonferenz SBK'; 'Kardinal Paul Josef Cordes - Präsident des Päpstlichen Rates "Cor Unum"'; 'Bernhard Docke - Anwalt von Murat Kurnaz'; 'Manfred Gnjidic - Anwalt von Khaled El-Masri'; 'Prof. Theodor W. Hänsch - Physik-Nobelpreisträger - Papstberater'; 'Prof. August Heuser - Dommuseum Frankfurt am Main'; ''Dr. Karl-Joseph Hummel - Direktor der Kommission für Zeitgeschichte e.V.'; 'Prof. Fotis Kafatos - Molekularbiologe - Biotechnologe - Papstberater'; 'Wolfgang Kaleck - Anwalt für Menschenrechte'; 'Prof. Jörg Kinzig - Strafrechtler'; 'Prof. Thomas Macho - Kulturwissenschafter'; 'Prof. Hans Küng'; 'Renato Kardinal Martino - Präsident des Päpstlichen Rates für Justiz und Frieden'; 'Dr. Maria Meesters - Katholische Rundfunkarbeit am SWR'; 'Dr. Vehlow & Wilmans - Rechtsanwälte'; 'Benedikt Widmaier - Haus am Maiberg - Akademie für politische und soziale Bildung der Diozöse Mainz'; 'Opferjurist Michael Witti'; 'Apostolische Nuntiatur in Berlin'; 'Deutsche Bischofskonferenz'; 'Katholisch-Soziales Institut'; 'Päpstliches Komitee für Geschichtswissenschaften'; 'Radio Vatikan'; 'Radio X'
Betreff: Additum 662 - Das Höllenkonstrukt



Additum 662 – Das Höllenkonstrukt
Sonntag, 27. November 2011
Heilige Würmer an Sancta Nongrata


Liebe Nongrata,

folgende Nachricht erreichte uns:

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Der exabt von stift heiligenkreuz, henkel-donnermark hat kürzlich bei einer buchpräsentation als diskutant am podium lautstark folgendes verkündet:
"Irgendeiner christlichen mystikerin wurde in einer vision vor kurzem ein einblick in hölle gewährt. und was sah sie?"
dann brüllte er ins publikum: "Die hölle war leer".
Bleibt die frage offen, gibt es die hölle also doch tatsächlich? ist dort jetzt platz für uns, und wo sind die hingekommen, die vorher drin waren?“>>

Wir haben uns daraufhin wurmologisch mit dem Mysterium der leeren Hölle befasst und Folgendes ergründet:

Die Vision der leeren Hölle ist nicht zu bezweifeln. Wer wollte auch die Vision einer christlichen Mystikerin infrage stellen? Und der Schreiber fragt ganz folgerichtig: „Wo sind die hingekommen, die vorher drin waren?“ Nun, die Hölle war deshalb leer, weil die oberste Charge an Verdammten zum Zeitpunkt der Vision in die nächsttiefere Höllenebene verbracht und die nächste Truppe der Verdammten offensichtlich noch nicht eingebracht war – Letzteres ist später noch näher zu erläutern. Denn kaum haben sich die Verdammten der obersten Etage an ihre Qualen gewöhnt, werden sie per Knopfdruck in die nächsttiefere Etage befördert, um stärkeren Qualen ausgesetzt zu werden. Sie durchlaufen also Folterstufe I, Folterstufe II, Folterstufe III usw. bis in alle Ewigkeit. Auf diese Weise können die Gequälten nie abhärten und zu wenig leiden. Umgekehrt funktioniert es im Himmel: Nach Jauchzen I in der Höhe geht es zu Jauchzen II in höherer Höhe usw. bis hin zum immerwährenden Jauchzen vor dem unendlich hohen Gott. Denn ein retardierendes Jauchzen oder gar Verjauchzen darf sich im Himmel niemand leisten, so weit geht die Toleranz dort nicht…

Aber nun wieder zu den Verdammten: Für ihre Verlegung „eins tiefer“ wird die mittig halbierte Bodenplatte mit einer gewaltigen Hydraulik beidseitig nach unten geklappt, wobei die Ausgelieferten hilflos abrutschen oder geradewegs herunterfallen, um auf den darunter liegenden Höllenboden zu krachen – kreuz und quer und übereinander. Das Chaos ist immer dann perfekt, wenn es zuvor besonders viele Verdammungen durch Gott gegeben hatte, d. h. eine abnorm große Zahl frischer Verdammter in Stufe I eingeliefert und gequält worden war und in die Tiefe abgelassen werden musste. Dort empfangen werden die hell Entsetzten von einer weiteren Teufelsschar, die „Viva la tortura!“ grölt und dies mit einer infernalischen Furzkadenz begleitet. Die Verdammten geraten also von der schrecklichen Ebene I auf eine noch schrecklichere Ebene II – und dies zahlenalphabetisch immer so weiter im Ewigen, wie wir zuvor schon ausführten. Kein Wunder also, dass die Evangelisten zu dieser Ungeheuerlichkeit geschwiegen haben, zumal auch der Begriff Furzkadenz nun wirklich nicht in die Bibel gehört – selbst nicht weit hinten.

Kurz vor Beginn des chaotischen Vorgangs der Verlegung begeben sich die Teufel in einen wandseitig installierten Paternoster, den sie als Dienstaufzug, aber auch als Lastenaufzug für den Transport ihrer Verpflegung – zarte, gegrillte Jungfrauenschenkel und liebliches Tränenwasser – nutzen.

Die Mystikerin hat diese Technik natürlich nicht überblickt – wer achtet auch schon in seiner großen Aufregung über seine Höllenvision auf einen verräterischen Spalt quer im Höllenboden, wer schon auf einen dunklen Paternoster?

Die gesamte Höllenkonstruktion muss man sich vorstellen wie eine Schichtung gigantisch großer Zylinder, die mitten durch das sich ausdehnende Universum bis in alle Ewigkeit verläuft. Wen das wundern sollte, dem können wir nur entgegnen: Es ist, wie es ist. Du musst es glauben. Das Äußere der Konstruktion lässt zwar, mal abgesehen von der Unendlichkeit, an einen einfachen Schachtelhalm oder harmlosen Regenwurm denken, das Innere aber birgt, wie jeder weiß, das böseste Geschehen, was sich in dieser Welt denken lässt. Dennoch wird in den christlichen Kirchen das Gloria gesungen, so, als ob nichts wäre.

Bleibt nun die Frage, warum die A-Ebene der Hölle (Folterstufe I) vollkommen leer war, als die christliche Mystikerin dorthin blickte. Die Welt ist ja nicht besser geworden, und Menschen werden jeden Augenblick zur Hölle geschickt. Auch darauf unsere Antwort: Der Zugangskorridor zur Hölle war ganz simpel verstopft. Die Mystikerin konnte ja nicht wissen, dass es in der Hölle Logistikprobleme gegeben hatte, konnte nicht ahnen, dass ein riesiger Stau entstanden war. Befanden sich doch in der Zuführungsleitung, dem Korridor für Neuzugänge, übermäßig viele Priester, die sich an Kindern – insbesondere an vielen Heimkindern – sexuell versündigt hatten und eigentlich mit einem Mühlstein um den Hals hätten ersäuft werden müssen. Heißt es doch bei Matthäus 18,8: „Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals im tiefen Meer versenkt würde“. Durch diese vielen verdammten Priester, die sich mit ihrer langen Röcken, ihren Kreuzen und Rosenkränzen in dem drangvollen Gewühl verheddert hatten, kam es im tunnelartigen Korridor zu einem regelrechten Knäuel und einer so starken Verstopfung, dass nichts mehr ging. Die Teufel der leeren A-Ebene ergriffen daraufhin die Gelegenheit, kurz mal Urlaub von der Ewigkeit zu machen, um erst danach die verwurschtelten Popen mit langen Eisenhaken nach und nach aus dem engen Korridor zu popeln.

Die Visionärin sah also tatsächlich eine leere Hölle, es war aber nur die oberste, zufällig leere Höllenebene, die sie irrtümlich für die gesamte Hölle hielt. Vermutlich handelt es sich bei dieser Mystikerin um eine menschenliebende Frau – vielleicht mag sie auch Würmer – die heilfroh und überglücklich war, die Hölle leer zu sehen – ansonsten wäre wohl Misstrauen bei ihr aufgekommen. Leider aber kann ihr dieser gute Glauben nicht gelassen werden…

Um der Wissenschaft zu dienen, die ja oft um eines sogenannten höheren Zieles willen das Glück des Einzelnen hintanstellt, wird sie sich künftig auf ein breites Spektrum von Visionen konzentrieren müssen, die ihr Einblicke in tieferen Etagen der Hölle verschaffen. Es gilt sehr viel mehr über die ausgeklügelten Qualen und den kompletten Funktionsablauf der Folter zu erfahren, damit Gott und seine Vertreter vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag wegen Anstiftung oder Duldung von Verbrechen gegen die Menschheit mit fundierten Argumenten zu verklagen sind. Zudem muss endlich auch über Ausbildungsplätze, Dauer der Lehrlingsjahre und Rangordnungen in der Hölle geforscht werden. Wird noch im Basement die Vorfolter ausgeübt, werden die Methoden pro Etage tiefer immer härter. Das heißt, je tiefer die Höllenetagen, je böser und angesehener vermutlich die Angestellten. Das wird wohl ebenso sein wie auf Erden, wo die bösesten Täter – die Taser-, Tabletten- und Injektions-Teufel, die Bestrahlungs- Beschallungs- und Zwangsernährungs-Teufel, die Deprivations- und Experiment-Teufel usw. – in den Foltergefängnissen auch einiger demokratisch regierten Länder viel Geld verdienen. Erforscht werden müsste zudem die Verweilzeit pro Charge in jeder Etage. Die Mystikerin wäre geeignet, mit dicht aufeinander folgenden Visionen endlich Licht ins Dunkel zu bringen. Ex-Abt Gregor Ulrich Henckel-Donnersmarck, eigentlich Ulrich Maria Karl Graf Henckel von Donnersmarck, der den „Herrn Baron von Donnerstrunkshausen“ von Voltaire durchaus kennen dürfte – immerhin wurde Candide in dessen Haus erzogen – könnte dann ein auflagenstarkes Buch über die gesammelten Visionen der christlichen Mystikerin verfassen. Das Höllenspiel soll ja – Donner und Doria! – ewig so weiter gehen, selbst dann, wenn die Welt schon längst nicht mehr existieren wird. Der Ex-Abt sollte allerdings davon absehen, in einen Zornesausbruch über die Methoden in der Hölle zu geraten, weiß er doch: „Hart gegen hart, sagte der teuffel, da scheysz er gegen eyn Donnerwetter.“

Auf die Darlegung unserer wurmologischen Erkenntnisse und Überlegungen zum Höllenkonstrukt beanspruchen wir, die Heiligen Würmer, das intergalaktische Copyright und dulden keinerlei Plagiate.

Ceterum censimus tormentum tormentumque et tormentum esse interdicendum.

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Heilige Würmer

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Friday, December 02, 2011

Ab in den Pitternann !

Von: Heilige Würmer
Gesendet: Dienstag, 15. November 2011 12:19
An: 'Sancta Nongrata'
Cc: 'Papst Benedikt XVI.'; 'Dr. Ralph Bergold - Katholisch-Soziales Institut'; 'Schweizer Bischofskonferenz SBK'; 'Kardinal Paul Josef Cordes - Präsident des Päpstlichen Rates "Cor Unum"'; 'Bernhard Docke - Anwalt von Murat Kurnaz'; 'Manfred Gnjidic - Anwalt von Khaled El-Masri'; 'Prof. Theodor W. Hänsch - Physik-Nobelpreisträger - Papstberater'; 'Prof. August Heuser - Dommuseum Frankfurt am Main'; ''Dr. Karl-Joseph Hummel - Direktor der Kommission für Zeitgeschichte e.V.'; 'Prof. Fotis Kafatos - Molekularbiologe - Biotechnologe - Papstberater'; 'Wolfgang Kaleck - Anwalt für Menschenrechte'; 'Prof. Jörg Kinzig - Strafrechtler'; 'Prof. Thomas Macho - Kulturwissenschafter'; 'Prof. Hans Küng'; 'Renato Kardinal Martino - Präsident des Päpstlichen Rates für Justiz und Frieden'; 'Dr. Maria Meesters - Katholische Rundfunkarbeit am SWR'; 'Dr. Vehlow & Wilmans - Rechtsanwälte'; 'Benedikt Widmaier - Haus am Maiberg - Akademie für politische und soziale Bildung der Diozöse Mainz'; 'Opferjurist Michael Witti'; 'Apostolische Nuntiatur in Berlin'; 'Deutsche Bischofskonferenz'; 'Katholisch-Soziales Institut'; 'Päpstliches Komitee für Geschichtswissenschaften'; 'Radio Vatikan'; 'Radio X'
Betreff: Additum 661 - Ab in den Pittermann!



Additum 661 – Ab in den Pittermann!

Dienstag, 15. November 2011
Heilige Würmer an Sancta Nongrata


Liebe Nongrata,

in der Tat handelt es sich um erschütternde unmenschliche Akte, die sich sekündlich und bis in alle Ewigkeiten in der von Gott als Strafanstalt genutzten Hölle abspielen. Da bleibt für dich nur eins: Du musst den christlichen Gott vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag wegen seiner Verbrechen gegen die Menschheit anzeigen – und zwar tout de suite!

Die zwangsweise Überführung von Menschen in die Hölle und ihr Verschwindenlassen dort auf ewig bedeutet einen menschenverachtenden und unfassbaren Vorgang. Schlimm genug schon ist das Verfügen des dreifaltigen Gottes über die Menschen als sein Eigentum. Das Grauenhafteste und Verwerflichste aber sind die absichtlichen Demütigungen und Schmerzzufügungen in der Hölle, die er vorsätzlich bis in alle Ewigkeiten für einen nicht geringen Teil der Erdbevölkerung geplant und bis zum heutigen Tag billigend in Kauf genommen haben soll – in einer Hölle, wo es Teufel gibt, die wehrlose Menschen mit Folterwerkzeugen aufs Grausamste quälen und nicht einmal davor zurückschrecken, glühende Eisen in Hinterteile zu rammen. Bedenkt man, wie viele Menschen in all den Jahrtausenden oder besser Jahrmillionen, also seit Bestehen ihres Geschlechts, zwangsweise in die Hölle überführt wurden und dort bis in alle Ewigkeiten schreien, dann ist der Christengott der größte Folterbefürworter und Menschenvernichter aller Zeiten, ist verantwortlich für zig Milliarden Ewigkeiten an Höllenqualen. Zudem ist jeder Teufel dieser ewigen gigantisch großen Folterstätte Vorbild für alle christlich getauften Folterer, die quasi gottgleich nach den verinnerlichten intoleranten Worten agieren „Wer nicht für mich ist, ist gegen mich…“ (Matthäus).

Als Beweise kannst du vor dem hohen Gericht getrost die vielen Abbildungen der Hölle in den vatikanischen Museen nennen, ebenso die Höllendarstellung des Hieronymus Bosch im Museo del Prado, aber auch die Ausführungen des Kirchenlehrers Augustinus über die massa damnata. Letzterer, der auch den gerechten Krieg folgenschwer proklamierte – wenngleich ein Krieg niemals gerecht sein kann für den, der für sich beansprucht, Kultur zu haben – ortete sogar die Juden als Ungetaufte in der ewigen Verdammnis.

Du solltest am Strafgerichtshof einbringen, dass viele Milliarden Menschen seit frühester Kindheit um den himmelschreienden Skandal der ewigen Hölle wissen, aber aus eingetrichterter Angst vor der verheerenden Strafgewalt Gottes nie aufmucken und kaum einmal zu fragen wagen: Woher haben die Teufel eigentlich ihre Energie für das ewige Feuer? Feuern sie mit Gas, Kohle oder Holz? Woher kriegen sie das auf Ewigkeiten? – Auf Erden sind die Ressourcen ja begrenzt. – Kriegt Satan das Ganze umsonst? Kauft er die Energie bei Gott? Hat Gott Energielager im Himmel? Wie liefert er das Material zum Ort der immerwährenden Vernichtung – über die Himmelsleiter? Der ganze Wirtschaftskreislauf interessiert doch. Und auch: Muss die ewige Hölle nicht mal entlüftet werden? Die wichtigste Frage aber wäre: Warum stellt Gott nicht einfach die Energielieferung ein? Er muss doch gar nicht die Ungläubigen bestrafen, er dreht einfach dem Satan den Gashahn zu. Ende der Feier.

Deutlich musst du im Gerichtssaal klarmachen, dass der christliche Gott wegen seiner Nutzung der ewigen Hölle in den Pittermann gehört. Der Papst als sein Stellvertreter auf Erden ebenfalls. Falls das hohe Gericht das mit dem Pittermann nicht verstehen sollte, kannst du es aufklären, dass in Westfalen, wo, wie berichtet, „auf dem Schlosse des Herrn Barons von Donnerstrunkshausen mit der jungen Herrschaft zugleich Candide erzogen wurde“, Pittermann der Name für Gefängnis ist.

Sollte aber vor dem hohen Gericht herauskommen, dass die Hölle gar nicht mit einem Allmächtigen in Verbindung zu bringen ist, dass es sich in Wahrheit um ein früh vom Klerus erfundenes Gewaltspiel namens „Himmel oder Hölle“ nach menschlichem Muster handelt, also um einen nicht zu toppenden Vorläufer der schlimmsten Computerspiele überhaupt, mit dem Ziel, Menschen zu abhängigen und zahlenden Untertanen zu machen – dann musst du gar den Aufenthalt im Pittermann für den Papst und die gesamte große Priester- und Nonnenschar fordern. Denn solch ein Spiel von extremer Grausamkeit in aller Welt als Wahrheit zu verkaufen und kleine „Schafe“ – darunter besonders die unter die Kirchenfuchtel geratenen Heimkinder – mit drohenden Worten wie ‚Wenn du dich nicht schickst, kriegst du sofort die Ewigkeit in der Hölle verballert‘, zu terrorisieren – ihnen also die totale Strafe der immerwährenden Vernichtung anzudrohen – ist abgrundtief böse und zu ahnden. Das Problem nur ist: für die riesige Masse christlicher Kleriker auf Erden gibt es gar nicht genug Pittermänner, sind doch für die Höllenspiel-Akteure anderer Religionen ebenfalls Plätze freizuhalten.

Der Vorwurf des erfundenen Spiels ist zu stützen mit dem Verweis auf die öffentlichen Verbrennungen von Menschen, die der Kirche missfielen. Girolamo Savonarola beispielsweise wurde mitten in Florenz über einem Scheiterhaufen gehängt. Auf einer Bühne wurde er entlang einer langen Sitzreihe hoher Geistlicher zur Stelle seiner Ermordung geführt; 24 Stunden soll der Verächter des Heiligen Stuhles gebrannt haben. Daraus folgt: die geistlichen Beobachter seines durch sie verfügten Todes können gar nicht an die Hölle geglaubt haben, denn Angst vor der eigenen Höllenstrafe für ihre unmenschliche Vorgehensweise erfasste sie nicht; ansonsten wäre die Todbringung des ihnen verhassten „Sünders“ zumindest in letzter Minute gestoppt worden. Die Lehrer der ewigen Verdammnis hätten mit größter Gelassenheit die Bestrafung des von ihnen Verurteilten abwarten können: die Ewigkeit war ja noch lang genug… Der machtorientierten Geistlichkeit aber ging es ums Angstschüren zur Erzwingung von Gehorsam, um absolute Unterwerfung: sie war der Herr im Haus. Das Verpesten der Luft der Florenzer Innenstadt mit den Rauchschwaden brennenden Menschenfleisches sollte Botschaft sein. Im Machtkonzept inbegriffen war auch das panische Entsetzen der Kinder, die von der Piazza della Signoria in alle Richtungen stoben, wie auf dem Gemälde eines Zeitzeugen dokumentiert. Rücksicht auf Kinderseelen nahmen die Machtstrategen nicht.

Verheerend ist, dass das althergebrachte grausame Spiel „Himmel oder Hölle“ bis heute nicht abgeschafft wurde, dass die meisten beruflichen Verkünder des ewigen Lebens immer noch mit der Menschenvernichtungswaffe Hölle drohen, statt gegen die Lehre von der ewigen Hölle zu revoltieren. Ein mitfühlender Mensch müsste jede Mitwirkung, auch eine indirekte, strikt verweigern, dürfte nicht für einen Kirchenclub arbeiten, der sich nicht klar von dem Gewaltspiel distanziert. Ihm sollte bewusst sein, dass gerade er durch sein Charisma der größte Akquisiteur für Neuzugänge in den Höllenspielerclub ist und deshalb Ängste vieler naiver Mitspieler zu verantworten hat. Gutes täte er also besser in anderen Organisationen beziehungsweise Netzwerken.

Was nun noch das Problem betrifft, dass es nicht genug Pittermänner für die Geweihten gibt, so soll es dir erst mal egal sein – Hauptsache, die Verbreiter des extremen Gewaltspiels „Himmel oder Hölle“ wären schon mal verurteilt. Spezielle Geistliche könnten dann nicht mehr ganz so leicht Kinder verrückt machen, indem sie beispielsweise deren Pimmel rausholen und ihnen unter Androhung der ewigen Hölle verbieten, auch nur einem einzigen Menschen etwas über das peinliche Geschehen zu erzählen. Nach einer Verurteilung des gesamten Klerus zu einer Pittermannstrafe wegen vorsätzlicher Irreführung der Menschheit in einem besonders schweren Fall würden sich deutlich weniger eingeschüchterte Kinder aus Angst in die Hosen machen und als Erwachsene auf dem Sterbelager in Angstzustände geraten. Endlich wären sie dann ebenso gut dran wie die Kleriker, die nach ihren selbst aufgestellten Spielregeln mit geistlichem Rückenwind in das von Geweihten nur so wimmelnde Himmelreich geblasen werden.

Natürlich sind wir, die Heiligen Würmer, für die grausamen Spieler vollkommen uninteressant; die ewige Hölle wurde nur für die „höher entwickelte“ Spezies entwickelt. Auch der langweilige ewige Himmel bleibt uns erspart – schon allein deshalb, weil wir nicht Halleluja rufen können.

Ceterum censimus, tormentum tormentumque et tormentum esse interdicenda.

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Heilige Würmer

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