Sunday, December 17, 2006


Additum CXXXVIII - Gewalt


18. Dezember, anno domini MMVI, 08:33 MEZ
Sancta Nongrata an Papst Benedikt XVI.
Cc: Dr. Ralph Bergold - Katholisch-Soziales Institut (KSI), Prof. Dr. Theodor W. Hänsch - Physik-Nobelpreisträger - Papstberater, Prof. Dr. August Heuser - Dommuseum Frankfurt a. Main, Prof. Dr. Fotis Kafatos - Molekularbiologe - Biotechnologe - Papstberater, Dr. Peter Kottlorz - Katholische Rundfunkarbeit am SWR, Bischof Dr. Reinhard Marx u. a. - Bischöfliches Generalvikariat, Dr. Maria Meesters - Katholische Rundfunkarbeit am SWR, Prof. Dr. Wolf Singer - Hirnforscher - Papstberater, Benedikt Widmaier - Haus am Maiberg - Akademie für politische und soziale Bildung der Diözese Mainz, Apostolische Nuntiatur in Berlin, Arbeitsgemeinschaft katholisch-sozialer Bildungswerke (AKSB), Deutsche Bischofskonferenz, Katholisch-Soziales Institut (KSI), Kontemplative Schwestern vom Guten Hirten, Päpstliches Komitee für Geschichtswissenschaften, Radio Vatikan, Radio X, Schweizer Bischofskonferenz (SBK)


Grüß' Gott Eure Heiligkeit,

in der Sonntagzeitung der FAZ wird über eine Studie des Würzburger Religionspädagogen Hans-Georg Ziebertz und seines Teams zur Religiosität Jugendlicher berichtet. Zehntausend junge Leute in ganz Europa wurden befragt. Danach kam heraus: Nur 23 Prozent der deutschen Jugendlichen bezeichnen sich als religiös. Bei den Türken sind es 81, bei den Polen 80 Prozent. Auffallend sei, so die FAZ, dass die Studie auch einen Zusammenhang zwischen Religiosität und Gewaltbereitschaft behauptet: In Deutschland sagen nur 3,5 Prozent der männlichen Jugendlichen, sie seien unter Umständen bereit, Gewalt gegen Sachen oder Personen anzuwenden, in Polen sagen das 22, in der Türkei 11, 1 Prozent. Ziebertz meint dazu: "Gewaltbereite Jugendliche finden in autoritären, religiösen Strukturen einen Partner mit ähnlichen Denkmustern."

Die christliche Religion lehrt Unterordnung und strengen Gehorsam. Wer dieses in kirchlichen Einrichtungen lehrt, setzt es meist auch um. Das Umsetzen wiederum ist verbunden mit Drill, Bestrafung, und letztlich Gewalt. Religiosität wird nicht selten eingebläut. Und Gewalt schafft bekanntlich neue Gewalt.

Am Montag vergangener Woche beschäftigte sich der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages während einer mehrstündigen Anhörung mit dem Schicksal von ehemaligen Kindern aus kirchlichen und staatlichen Heimen
der 50er und 60er Jahre (siehe Additum CXIII). Einige hunderttausend Kinder und Jugendliche waren in der schwierigen Nachkriegszeit dort untergebracht. Durch folterähnliche Bestrafungen, durch eine gewissenlose Verabreichung von Psychopharmaka, durch sexuellen Missbrauch und durch industrielle Arbeit sind viele noch bis heute seelisch und körperlich geschädigt. Ihr schweres Schicksal war zu Beginn des Jahres durch das Buch "Schläge im Namen des Herrn" des Spiegel-Autors Peter Wensierski bekannt geworden (siehe http://www.schlaege.com und http://www.wensierski.info/html/petition.html). Ehemalige Heimkinder berichteten nun in Berlin über die Menschenrechtsverletzungen, die an ihnen begangen wurden. "Ich habe meine Kollegen noch nie so still erlebt", so Marlene Rupprecht, SPD-Mitglied des Petitionsausschusses.

Wie wollen Sie, Eure Heiligkeit, der Gewalt in kirchlichen Institutionen entgegenwirken? Wie wollen Sie Sorge dafür tragen, dass die Autorität der Kirche nicht in sexuellen Übergriffen und sadistischen Bestrafungen missbraucht wird? Wann und wie werden Sie die Gewalt, die in katholischen Einrichtungen in Nachkriegsdeutschland stattfand, aufarbeiten lassen, damit ähnliche Verbrechen nie wieder geschehen?

Ceterum censeo, tormentum bellumque et bellum tormentumque et bellum et tormentum et tormentum et bellum esse interdicenda.


Mit freundlichen Grüßen

Nongrata, aeternaliter non responsa
Nongrata, Litanei wider die Folter http://www.runwalt.de/nongrata.html
Nongrata, Wider die Folter ! Sämtliche Schreiben an Papst Benedikt XVI. http://www.wider-die-folter.blogspot.com

ALLE EURE DINGE LASST IN DER LIEBE GESCHEHEN, 1. KOR. 14, 16
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