Monday, November 13, 2006


Additum CVIII -
Morgen ist ein sehr wichtiger, ein denkwürdiger Tag.

13. November anno domini MMVI, 10:01 MEZ
Sancta Nongrata an Papst Benedikt XVI.
Cc: Prof. Dr. Theodor W. Hänsch - Physik-Nobelpreisträger, Papstberater; Prof. Dr. August Heuser - Theologe; Prof. Dr. Fotis Kafatos - Molekularbiologe u. Biotechnologe, Papstberater; Prof. Dr. Wolf Singer - Hirnforscher, Papstberater; Kontemplative Schwestern vom Guten Hirten; Apostolische Nuntiatur in Berlin; Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz; Radio Vatikan


Grüß' Gott Eure Heiligkeit,

morgen, am 14. November 2006, ist ein sehr wichtiger, ein denkwürdiger Tag. Morgen wird der Berliner Anwalt für Menschenrechte, Wolfgang Kaleck, Anzeige wegen Folter gegen Ex-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, gegen US-Justizminister Alberto Gonzales sowie den ehemaligen Chef des US-Geheimdienstes CIA, George Tenet bei der deutschen Bundesanwaltschaft erstatten.

Der bemerkenswerte Anwalt arbeitet zusammen mit dem Center for Constitutional Rights in New York (CCR), einer Gruppe von Menschenrechtsorganisationen, die als erste Guantánamo- und Abu-Graib-Häftlinge vertrat. Der Gedanke für die Klage im völkerrechtsfreundlichen Deutschland, an der sich zehn Organisationen beteiligen, zudem zwei Nobelpreisträger, kommt von Michael Ratner, dem Präsidenten des Centers, der sagt: "Wir sind das mächtigste Land der Welt. Wenn wir foltern, ist es etwas anderes, als wenn Nicaragua foltert. Jetzt denken alle, das ist legal."

Einen fünfseitigen, sehr wichtigen Artikel zum Thema können Sie in der Wochenzeitung "Die Zeit" lesen
(Jana Simon, Einer gegen Rumsfeld, Die Zeit, Nr. 46, 9. Nov. 2006, S.17 ff.). Unter anderem wird in dem Artikel über das vom CCR vertretene Folteropfer Mohammed Al-Qahtani berichtet. Ich zitiere aus dem Artikel, weil das Opfer eine Frage stellt, die für Sie, Eure Heiligkeit, extrem wichtig zu wissen ist und über die Sie sich tiefe Gedanken machen sollten:

"Anfang diesen Jahres wurde ein Vernehmungsprotokoll veröffentlicht, 84 Seiten lang. Al-Qahtani heißt darin Häftling 063. Minutiös wird darin berichtet, was mit Al-Qahtani in Guantánamo geschieht. Es ist das Tagebuch eines wochenlangen Verhörs.
Das Protokoll beginnt am 23. November 2002 nachts um 2.25 Uhr. Der Häftling wird in die Verhörzelle im Camp X-Ray geführt, seine Gesichtsmaske wird ihm abgenommen, und er wird an den Boden gekettet. Über die nächsten 50 Tage wird Mohammed Al-Qahtani täglich bis zu 20 Stunden lang verhört und lebt in Einzelhaft. Eine Kombination aus den Techniken "Pride and ego down", "Fear up" (Steigerung der Furcht) und "Futily" (aufzeigen der Sinnlosigkeit seines Verhaltens) wird an ihm ausprobiert. Al-Qahtani ist oft nackt, muss einen Damen-BH tragen, wird an der Hundeleine herumgeführt und soll "Tricks" zeigen wie das Ausführen von Kommandos: "Steh!", "Komm!", "Bell!"
Einmal sagt er, er habe Osama bin Laden getroffen, nimmt das aber am nächsten Tag wieder zurück. Er muss mit männlichen Wärtern tanzen. Vernehmer beschimpfen ihn als "Homsexuellen" und seine Mutter und Schwestern als "Huren". Im Protokoll wird vermerkt, dass Al-Qahtani darüber sehr "verärgert" sei. Es wird ihm verboten, zu beten und auf die Toilette zu gehen, deshalb macht er sich mehrmals in die Hosen. Er soll sich Bilder von wenig bekleideten Frauen ansehen, eine weibliche Vernehmerin kommt ihm immer wieder sehr nahe. Hunde werden eingesetzt.
Im Protokoll steht, dass Al-Qahtani ab und zu in Tränen ausbricht, manchmal wird er aggressiv, oder er wirkt apathisch und verwirrt. Zwischendurch kommt er einmal ins Krankenhaus, weil sein Puls zu langsam ist und sein Blutdruck zu hoch. Dann geht es weiter. Nach etwa einem Monat, am 26. Dezember, sagt Al-Qahtani, er halte es nicht mehr aus und wolle sich umbringen. Mit einem Bleistift verfasst er sein Testament. Darin bittet er, seinen Leichnam in die Heimat zu überführen und seine Mutter zu benachrichtigen. Der Vernehmer zerreißt das Blatt vor seinen Augen. Am 11. Januar endet das Protokoll um sieben früh. Kurz zuvor fragt der Häftling noch, ob er mehr über christliche Rituale erfahren könne.
(...)
Der Guantánamo-Häftling wird von einer Menschenrechtsanwältin des Centers for Constitutional Rights vertreten (...) Gutierrez hat Mohammed Al-Qahtani mehrmals in Guantánamo besucht, zuletzt im September 2006. "Er ist psychisch nicht in Ordnung", sagt sie. Es falle ihm schwer zu sprechen, schlafen könne er kaum, und er lebe noch immer in Einzelhaft." ...

Eure Heiligkeit, es ist von allergrößter Wichtigkeit, dass Sie den Kampf wider die Folter unterstützen.
Eure Heiligkeit, Sie müssen...
Eure Heiligkeit...

Mit eindringlichsten Grüßen

Nongrata

ALLLE EURE DINGE LASST IN DER LIEBE GESCHEHEN - 1.KOR. 14, 16
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