Additum CCI - Notifikation - John Sobrino

14. März anno domini MMVII, 18:52 MEZ
Sancta Nongrata an Papst Benedikt XVI.
CC: Dr. Ralph Bergold - Katholisch-Soziales Institut (KSI), Bernhard Docke - Anwalt von Murat Kurnaz, Prof. Dr. Theodor W. Hänsch - Physik-Nobelpreisträger - Papstberater, Prof. Dr. August Heuser - Dommuseum Frankfurt am Main, Prof. Dr. Fotis Kafatos - Molekularbiologe - Biotechnologe - Papstberater, Wolfgang Kaleck - Anwalt für Menschenrechte, Prof. Dr. Jörg Kinzig - Strafrechtler, Prof. Thomas Macho - Kulturwissenschafter, Dr. Maria Meesters - Katholische Rundfunkarbeit am SWR, Prof. Dr. Wolf Singer - Hirnforscher - Papstberater, Dr. Vehlow & Wilmans - Rechtsanwälte, Benedikt Widmaier - Akademie für politische und soziale Bildung der Diozöse Mainz, Michael Witti - Anwalt für Menschenrechte, Apostolische Nuntiatur in Berlin, Deutsche Bischofskonferenz (DBK), Katholisch-Soziales Institut (KSI), Kontemplative Schwestern vom Guten Hirten, Päpstliches Komitee für Geschichtswissenschaften, Radio Vatikan, Radio X,

Einen schönen, guten Tag Eure Heilikeit auf Erden!
Drei Viertel der Weltbevölkerung sind gleichsam arme Würmer und keinesfalls sogenannte Maden im Speck. Sie schlürfen nicht die edelsten Weine, essen nicht die besten Speisen, tragen nicht feinstes Tuch am Leib oder weichestes Leder am Fuß und können auch nicht durch stille Gärten, wie beispielsweise die des Vatikans, gedankenversunken wandeln. Viele dieser Armen gehen langsam zugrunde - und nur wenige fühlen sich den Ausgebeuteten solidarisch, so wie der Jesuitenpater Jon Sobrino. Ein Glück, dass wir Würmer keinen mächtigen Wurmpapst haben, der unliebsame Würmer, die ähnlich mitfühlend wie Sobrino denken, geistig zu vernichten trachtet.
Freundliche Grüße
Ihre Wurmgruppe Heilige Würmer

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Grüß' Gott Eure Heiligkeit,

wie ich der Süddeutschen Zeitung entnahm (http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/193/105088/), werden Sie morgen, am 15. März 2007 - also zu Beginn des 21. Jahrhundert, wie es die Geschichtsschreibung einmal festhalten wird - dem Jesuitenpater Jon Sobrino aus El Salvador verbieten, katholische Theologie zu lehren und Bücher zu veröffentlichen. Noch als Präfekt der Glaubenskongregation, der Nachfolgerin der Unheiligen Inquisition, hatten Sie vor sechs Jahren begonnen, sich gegen den Jesuitenpater stark zu machen.

Prof. Dipl.-Ing., lic. phil. Dr. theol. Jon Sobrino, Direktor des Centro Monsenor in San Salvador, einer der profiliertesten Befreiungstheologen, unter anderem ausgezeichnet mit dem Menschenrechtspreis der Universität Graz und geehrt mit der Ehrendoktorwürde der Katholisch-Theologischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster für sein Lebenswerk "im Dienst der Gerechtigkeit und des Friedens", dieser ehrenwerte Mann wird also morgen von Ihnen in einer Notifikation - auf gut deutsch: durch einen Rauschmiss - gemaßregelt.

Sie werfen dem Jesuitenpater vor, Jesus Christus zu sehr als Mensch zu sehen und dessen Göttlichkeit zu vernachlässigen. Sind Sie sich eigentlich sicher, Eure Heiligkeit, dass Jesus angebetet werden wollte? Zudem, was würde Jesus zur Maßregelung Sobrinos sagen? Wäre Jesus, der unter armseligsten Verhältnissen geboren wurde, nicht angetan von einem Pater, der sensibel auf das Leid anderer reagiert, der sich nicht scheut, unbequeme Wahrheiten auszusprechen, dessen Hauptthema die Überwindung der Armut der Massen ist und der um eine gerechte, menschenwürdige Welt ringt? Stört es Sie, dass Jon Sobrino von der "Spiritualität des Antiimperialismus" als Widerstand gegen Globalisierung und US-Hegemonie sprach?

Leider finden Sie Zeit, sich mit der Maßregelung eines vorbildlichen Menschen zu befassen - gegen die Erosion ethischer Grundlagen, die sich am Beispiel der sich nunmehr verbreiternden Selbstverständlichkeit der Folter zeigt, tun Sie nichts.

Hier noch ein Satz von Sobrino in 2003, der mir besonders auffiel:
"Wann immer jemand auftaucht, der das heuchlerische Verhalten der Mächtigen bloßstellt, wird er beschimpft, diffamiert und irgendwann auch umgebracht. Das ist ein historisches Gesetz, das schon lange vor der Befreiungstheologie und vor Karl Marx existiert hat". (aus: Als Jesus mit den Ärmsten aß, Gespräch mit Jon Sobrino, 2003, http://www.freitag.de/2003/22/03222202.php)

Ceterum censeo, tormentum bellumque et bellum et tormentum esse interdicenda.

Mit freundlichen Grüßen

Nongrata, aeternaliter non responsa

Nongrata, Litanei wider die Folter http://www.runwalt.de/nongrata.html
Nongrata, Wider die Folter ! Sämtliche Schreiben an Papst Benedikt XVI. http://www.wider-die-folter.blogspot.com

ALLE EURE DINGE LASST IN DER LIEBE GESCHEHEN, 1. KOR. 14, 16
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