Friday, August 11, 2006


Additum LIX


11. August anno domini MMVI, 15:48 MEZ

Sancta Nongrata an Papst Benedikt XVI.

Cc: Prof. Dr. Theodor W. Hänsch - Physik-Nobelpreisträger, Papstberater; Prof. Dr. Fotis Kafatos - Molekularbiologe u. Biotechnologe, Papstberater; Prof. Dr. Wolf Singer - Hirnforscher, Papstberater; Kontemplative Schwestern vom Guten Hirten; Apostolische Nuntiatur in Berlin; Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz; Radio Vatikan


Grüß' Gott Eure Heiligkeit,


sicherlich haben Sie sich inzwischen ausführlich mit den unfassbaren Gräueltaten - verübt von katholischen Ordensschwestern und -brüdern an Heimkindern in der Nachkriegszeit - befasst und auch das Buch "Schläge im Namen des Herrn" von Peter Wensierski gelesen oder auswerten lassen.

Sie werden sich mittlerweile fragen, warum so viele Ordensleute wie vom Teufel besessen waren, oder warum die "göttliche göttlichmenschliche Vollkommenheit"
für viele Ordensleute nicht möglich war
- obwohl die Ordensleute doch so eng mit Christus, ihrem Retter, verbunden waren
- obwohl die Ordensleute nicht nur durch ihre Taufe am Leben Jesu teilhatten
- obwohl der Glaube an Christus nach Ihrer päpstlichen Sicht "die Vollendung der Anthropologie" schenkt

- obwohl die Ordensleute - ebenso wie Sie - "die Oberherrschaft der Vernunft und der Freiheit im Bereich der sittlichen Normen" nicht wünschten und - ebenso wie Sie - für falsch hielten, dass "der Mensch als vernunftbegabtes Wesen den Wert seines Verhaltens nicht nur frei bestimmen >>kann<<, sondern das geradezu tun >>muss<<" ("Laizistische Moral")
- obwohl stattdessen "der Widerschein des Schöpfungsplans Gottes", das ">>Naturgesetz<<" in den Herzen der Ordensleute war - "als Wegweiser und inneres Maß ihres Lebens" - und obwohl "die Beziehung zu Christus die höchste Verwirklichung des sittlichen Handelns des Menschen bestimmt". Sie merken: ich habe Ihre
Ansprache vom 27. April 2006 an die Päpstliche Bibelkommission gelesen. http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi//speeches/2006/april/documents/hf_ben-xvi_spe_20060427_pont-comm-biblica_ge.html

Es wird also höchste Zeit, dass sich die katholische Kirche den noch lebenden, einst von ihr gequälten, ehemaligen Heimkindern zuwendet und das Versagen der Elite der Christen öffentlich eingesteht, damit fortan "mit dem auferstandenen Jesus Wahrheit und Liebe über Sünde und Lüge triumphieren können" (schöne Worte aus Ihrer Ansprache beim Angelus am 6. 8. 2006
. http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi//angelus/2006/documents/hf_ben-xvi_ang_20060806_ge.html)
Eine gute Gelegenheit wäre es, anlässlich Ihres Besuches im September in München - beim
"Papa Viewing" mit seiner enormen Öffentlichkeitswirkung - zur Schuld der katholischen Kirche Stellung zu nehmen. Viele Heimkinder, die unter kirchlicher "Obhut" seelischen und körperlichen Schaden genommen haben, die z. B. gedemütigt, geschlagen, brutal eingesperrt, als Arbeitstiere versklavt, sexuell missbraucht oder als gesunde, junge Menschen mit Psychopharmaca "behandelt" wurden, warten auf Ihre Erklärung.

Auch mir dürfen Sie, bitte schön, schreiben und mich zu einer Audienz einladen. (In der letzten Januarwoche 2007 werde ich wieder einmal zur Feier meines Geburtstags in Rom sein.) Ich erzähle Ihnen dann gern, wie ich als Kind unter klösterlichem "Schutz" mit Quecksilber aus zerbrochenen Fieberthermometern solange spielte, bis das flüssige Metall verdampft war. Solch ein lustiges Spiel des Trennens und Zusammenfügens von wunderschön silbrigen, flink rollenden und sich schnell vereinigenden Kügelchen kennen Sie wahrscheinlich nicht.


Ceterum censeo, tormentum bellumque esse interdicenda.

Mit freundlichen Grüßen

Nongrata

ALLE EURE DINGE LASST IN DER LIEBE GESCHEHEN - 1. KOR. 14, 16
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