Tuesday, June 12, 2007


Additum 264 - Zäsur


12. 06. 2007
Nongrata scribit vermiculis. 12:42 MEZ

CC: Benedikt XVI., Dr. Ralph Bergold - Katholisch-Soziales Institut (KSI), Bernhard Docke - Anwalt von Murat Kurnaz, Prof. Dr. Theodor W. Hänsch - Physik-Nobelpreisträger - Papstberater, Prof. Dr. August Heuser - Dommuseum Frankfurt am Main, Prof. Dr. Fotis Kafatos - Molekularbiologe - Biotechnologe - Papstberater, Wolfgang Kaleck - Anwalt für Menschenrechte, Prof. Dr. Jörg Kinzig - Strafrechtler, Prof. Thomas Macho - Kulturwissenschafter, Dr. Maria Meesters - Katholische Rundfunkarbeit am SWR, Prof. Dr. Wolf Singer - Hirnforscher - Papstberater, Dr. Vehlow & Wilmans - Rechtsanwälte, Benedikt Widmaier - Akademie für politische und soziale Bildung der Diözese Mainz, Michael Witti - Anwalt für Menschenrechte, Apostolische Nuntiatur in Berlin, Deutsche Bischofskonferenz (DBK), Katholisch-Soziales Institut (KSI), Kontemplative Schwestern vom Guten Hirten, Päpstliches Komitee für Geschichtswissenschaften, Radio Vatikan, Radio X


Salvete Vermiculi!

Euer beherztes Mitstreiten darum, den Papst für eine aktive Rolle gegen die schweren Menschenrechtsverletzungen durch Christen zu gewinnen, hat mich sehr gefreut. Es war zu merken, dass ihr ein Herz und eine Seele seid mit mir.

Nun, nach dem Zusammentreffen von Papst Benedikt XVI. mit Präsident Bush, muss ich leider feststellen, dass unsere gemeinsamen Bemühungen offensichtlich nichts gefruchtet haben. Deshalb hat es nach 263 Addita keinen Sinn mehr, diesem Mann weiterhin zu schreiben. Für das Verbot der Folter tritt er nicht ein. Die Einrichtung finsterer Folteranstalten durch die "christliche" Regierung Bush ist für ihn kein Thema. Es zeigt sich, dass die Gefangenen in Guantanamo vom Papst schlicht vergessen werden. Zweifellos aber wird George Bush aus dem harmonischen Treffen im Vatikan politischen Nutzen ziehen.

Wie der Vatikan versicherte, war die halbstündige Unterredung der beiden Männer in herzlicher Atmosphäre verlaufen. Bush hatte dem Papst als Gastgeschenk einen Wanderstab überreicht. Dieser ist bemalt mit dem Text der Zehn Gebote, an die der Präsident sich weitgehend nicht hält. Einleitend bemerkte Bush: "Es ist gut, bei Ihnen zu sein". (Ich frage euch, ihr lieben Würmchen, was soll das?). Themen waren der G8-Gipfel, die Hilfen für Afrika, der Nahost-Konflikt, die Lage im Libanon, die Besorgnis erregende Lage im Irak mit der Situation der Christen dort, die Euthanasie sowie Familie und Ehe - alles in 35 Minuten. Im Anschluss an das Treffen sagte Bush, er habe in der Gegenwart des Papstes Ehrfurcht gefühlt.
Diese Bekundung der Ehrfurcht gegenüber dem Oberen und eine gnadenlose Missachtung von aussortierten Unteren durch Folter oder Tötung gehören, ihr Würmchen, bei ihm zusammen.

Unterdessen hatten zehntausende Gegner des US-Präsidenten in Rom und anderen Städten bei Großdemonstrationen ihrem Ärger über den Besuch Luft gemacht: "Bush ist der größte internationale Terrorist. Es ist eine Schande, dass die italienische Regierung, die mit den Stimmen von Pazifisten gewählt wurde, ihn in dieses Land eingeladen hat", schimpfte der aus Mailand angereiste Elio Luppoli. Tags zuvor war der Bericht für den Europarat bekannt geworden, in dem der Ermittler Dick Marty europäische Länder scharf dafür kritisiert, die Aufklärung über die Verschleppung von Terrorverdächtigen in geheime CIA-Foltergefängnisse behindert zu haben. Und der erste Prozess wegen Kidnapping von Menschen hatte am Freitag in Mailand begonnen. Sicherlich also war das Thema Folter über die Medien bis in den Vatikan gedrungen.

Der Papst, ihr lieben Würmchen, scheint mir politisch getrieben von einer unsäglichen Diplomatie, die vorrangig vom Vorteilsausgleich ausgeht. In diesem Zusammenhang ist er offensichtlich bereit, schlimmste Menschenrechtsverletzungen nicht anzusprechen. Mit den hohen Menschheitsidealen Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit für alle hat er wohl wenig am Hut. Jedenfalls setzt er sich für diese Fundamentalwerte nicht hinreichend ein. Die der Folter durch den als streng gläubig geltenden Bush überantworteten Menschen scheinen auch seine Brüder nicht zu sein. Von Christus, dem Brüderlichen, hat er nur eingeschränkt gelernt.

Multas salutationes vobis mitto.


Nongrata

Nongrata, Wider die Folter !
http://www.wider-die-folter.blogspot.com

"FOLTER IST UNMORALISCHER ALS MORD."
Petter Moen, Petter Moens Tagebuch
_______________________________________________


0 Comments:

Post a Comment

<< Home