Friday, July 18, 2008

Additum 482 – Zur Ansprache von Papst Benedikt XVI. am WJT 2008

Freitag, 18. Juli 2008 [17:51 Uhr]
Sancta Nongrata an Heilige Würmer und Selige Spam

CC: Benedikt XVI., Dr. Ralph Bergold - Katholisch-Soziales Institut, Kardinal Paul Josef Cordes - Präsident des Päpstlichen Rates “Cor Unum”, Bernhard Docke - Anwalt von Murat Kurnaz, Prof. Benjamin B. Ferencz - Völkerrechtler u. ehemaliger US-Ankläger bei den Nürnberger Prozessen, Manfred Gnjidic - Anwalt von Khaled El-Masri, Prof. Theodor W. Hänsch - Physik-Nobelpreisträger u. Papstberater, Prof. August Heuser - Dommuseum Frankfurt am Main, Dr. Karl-Joseph Hummel - Kommission für Zeitgeschichte e.V. (KfZG), Prof. Fotis Kafatos - Molekularbiologe - Biotechnologe u. Papstberater, Wolfgang Kaleck - Anwalt für Menschenrechte, Prof. Jörg Kinzig - Strafrechtler, Prof. Thomas Macho -Kulturwissenschafter, Renato Kardinal Martino - Präsident des Päpstlichen Rates für Justiz und Frieden, Dr. Maria Meesters - Katholische Rundfunkarbeit am SWR, Dr. Vehlow & Wilmans - Rechtsanwälte, Benedikt Widmaier - Akademie für politische und soziale Bildung der Diözese Mainz, Michael Witti - Anwalt für Menschenrechte, Apostolische Nuntiatur in Berlin, Deutsche Bischofskonferenz, Kontemplative Schwestern vom Guten Hirten, Päpstliches Komitee für Geschichtswissenschaften, Radio Vatikan, Radio X



Liebe Heilige Würmer, liebe Selige Spam,

Papst Benedikt XVI. hielt gestern in Sydney eine Ansprache an die Weltjugendtags-Pilger. Vorher waren „deren Seelen mit Heavy-Metal Rockkonzerten auf diesen Anlass vorbereitet“ worden, wie „kreuz.net“ eigentümlich berichtete.
http://www.kreuz.net/article.7515.html
Nur am Rande sei angemerkt, dass dröhnendes Heavy Metal im Folterlager Guantanamo ein gern genutztes Folterinstrument für die Störung des menschlichen Bewusstseins ist – sei es bei Tag oder bei Nacht.


„Wie ist es möglich, dass der wundersamste und heiligste Raum im Menschen, der Mutterschoß, zum Ort unsagbarer Gewalt geworden ist?“, fragte Papst Benedikt XVI. in der Ansprache, dabei sein Lieblingsthema Abtreibung streifend.
http://www.kreuz.net/article.7517.html

Doch den Kindesmissbrauch durch Priester an australischen Kindern – insbesondere von Kindern der Aborigines – lies er unerwähnt, und so fragte er natürlich nicht, wie es möglich sein konnte, dass der wundersamste und heiligste Raum im Menschen, der kleine Kinderschoß, zum Ort unsagbarer Gewalt durch Priester geworden war. Zu diesen schweren seelischen und physischen Misshandlungen an wehrlosen und eingesperrten australischen Kindern, die einer Folter gleichkommen, schwieg der Mann im weißen Kleid.


In keiner australischen Zeitung „fehlte die kritische Anmerkung, dass sich der Papst bei seinem ersten Auftritt beim Weltjugendtag nicht bei den Opfern sexuellen Missbrauchs für das Leid entschuldigt hat, das ihnen und ihren Angehörigen durch Priester zugefügt wurde. "Opfer enttäuscht über das Schweigen des Pontifex zum Thema Entschuldigung", schrieb etwa "The Australian".“
http://diepresse.com/home/panorama/religion/399420/index.do

Nicht aber, dass der Papst das Thema Sex gemieden hätte: Er geißelte Fernsehen und Internet für die Ausbeutung der Themen Sex und Gewalt zu Unterhaltungszwecken – doch die gewaltsame sexuelle Ausbeutung von australischen Kindern durch Priester war ihm nicht der Geißelung wert. Hier aber ging es nicht um „Unterhaltung“, sondern um unmittelbare brutale Triebbefriedigung.


Benedikt XVI. lobte allerdings die „mutige Entscheidung“ der australischen Regierung, die sich bei den Aborigines für „Ungerechtigkeiten“ entschuldigt hatte, äußerte aber selbst kein Bedauern über Fälle sexuellen Missbrauchs durch kirchliche Würdenträger.

Im Februar diesen Jahres hatte sich die australische Regierung bei den Ureinwohnern offiziell für begangenes Unrecht entschuldigt. In der Vergangenheit waren Kinder von Aborigines von der Regierung ihren Eltern entzogen worden und oftmals in katholischen Heimen gelandet.

„Mindestens 100.000 Kinder waren bis in die 1970er-Jahre ihren Eltern entrissen worden. Doch der rassistisch motivierte Versuch der Anpassung von Angehörigen einer uralten Kultur an die Moderne endete in vielen Fällen in Ausbeutung und Gewalt. Sexueller Missbrauch in den oft von Kirchen geführten Kinderheimen kam häufig vor.“
http://derstandard.at/Text/?id=3218697

Es handelt sich bei diesen Menschen um die „Gestohlene Generation“ („Stolen Generation“) eines Volkes, das durch Kolonialisierung und Missionierung gezeichnet ist. Welche seelische Folter so manche Familienmitglieder durch die zwangsweise Trennung erlitten haben mögen, will man sich gar nicht vorstellen.

Das Christentum mit seinem Ausschließlichkeitsanspruch hat an den Aborigines und ihrer faszinierenden Kultur Furchtbares verbrochen. Wer einmal rund um den Uluru, den heiligen Berg der Ureinwohner, gewandert ist, wer ihre heiligen Schluchten, Gewässer und Bäume gesehen hat, wer die Kunst der Aborigines aufmerksam studiert hat, und wer dies alles tief auf sich wirken ließ – der weiß, dass es ein großes Verbrechen war, Menschen von einer solchen Spiritualität zu christianisieren. Doch mit einer maßlosen Arroganz wird die Christianisierung der Aborigines weitergetrieben – mit sogenannten guten Taten, die meist nur auf fundamentalen Kircheninteressen basieren. Denn von Naturreligionen hält das Christentum nicht viel, und es gibt keinerlei Störgefühl, die durch gewaltiges Unrecht Dezimierten und fast zugrunde Gerichteten mit Weihwasser zu besprengen.

Und dann tanzte eine Gruppe Aborigines zum Empfang des Papstes am Weltjugendtag – aber der entschuldigt sich noch nicht einmal für begangenen sexuellen Missbrauch an Kindern ihres Volkes durch katholische Triebtäter im Priestergewand.

Doch der Papst war am Grab der ersten australischen Seligen, Mary MacKillop (1842-1909), um zu beten. Sie hatte 1867 die Ordensgemeinschaft der Schwestern des heiligen Joseph vom Heiligen Herzen (Josephitinnen) gegründet, die auch Schulen und Heime für Kinder aus Aborigines-Gemeinden unterhält.


Vielleicht inspiriert ihn die verstorbene Mary MacKillop ja noch, sich bei den in katholischen Heimen misshandelten australischen Menschen doch noch zu entschuldigen. Denn die Missbrauchsopfer der Aborigines gehören vom Papst ebenso behandelt wie die amerikanischen – minder wertvoll sind diese Aborigines und andere missbrauchte Australier nicht.

Eventuell könnten dann endlich auch die deutschen ehemaligen Heimkindern, denen ebenfalls gewaltiges Unrecht durch die katholische Kirche angetan wurde, auf eine Entschuldigung hoffen. Zu den an ihnen begangenen Verbrechen ist zu lesen:

Gisela Nurthen, „Systematische Kindesmisshandlung in kirchlichen Heimen – Ausbeutung von Kindern in massiven Wirtschaftsunternehmen der Kirchen in Deutschland. Wer schweigt, macht sich (mit)schuldig.“
http://www.heimkinder-ueberlebende.org/S…-_30.08.03.html


Peter Wensierski, „Schläge im Namen des Herrn“
http://www.schlaege.com


Und darüber hinaus müsste sich Papst Benedikt XVI. vor der Weltbevölkerung entschuldigen für sein hartnäckiges Schweigen zu Guantanamo – einer Hölle, die von eine christlichen Regierung genehmigt ist und deren obersten Repräsentanten er herzlich und mit besonderen Aufwartungen empfing – ohne das Ende der Folter zu fordern.

Zudem:
Das brennende Thema Folter hätte am Weltjugendtag in Sydney angesprochen und diskutiert werden müssen. Ein Tabu darf es nicht sein – zumal weltweit bekannt ist, dass auch Jugendliche in Guantanamo, und nicht nur dort, aufs Schlimmste gefoltert wurden und immer noch eingesperrt sind.

Hier gilt in besonders fataler Weise: Wer schweigt, macht sich (mit)schuldig. Eine gehorsame christliche Jugend wird durch (Ab)lenkung zu (Mit)schuldigen gemacht.

Ceterum censeo, bellum et tormentum esse interdicenda.

Herzlichst

Nongrata

WIDER DIE FOLTER !


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