Friday, July 11, 2008

Additum 473 – Seit nunmehr siebeneinhalb Jahren

Donnerstag, 10. Juli 2008 [14:15 Uhr]
Vermiculi Sancti an Sancta Nongrata und Selige Spam

CC: Benedikt XVI., Dr. Ralph Bergold - Katholisch-Soziales Institut, Kardinal Paul Josef Cordes - Präsident des Päpstlichen Rates “Cor Unum”, Bernhard Docke - Anwalt von Murat Kurnaz, Prof. Benjamin B. Ferencz - Völkerrechtler u. ehemaliger US-Ankläger bei den Nürnberger Prozessen, Manfred Gnjidic - Anwalt von Khaled El-Masri, Prof. Theodor W. Hänsch - Physik-Nobelpreisträger u. Papstberater, Prof. August Heuser - Dommuseum Frankfurt am Main, Dr. Karl-Joseph Hummel - Kommission für Zeitgeschichte e.V. (KfZG), Prof. Fotis Kafatos - Molekularbiologe - Biotechnologe u. Papstberater, Wolfgang Kaleck - Anwalt für Menschenrechte, Prof. Jörg Kinzig - Strafrechtler, Prof. Thomas Macho -Kulturwissenschafter, Renato Kardinal Martino - Präsident des Päpstlichen Rates für Justiz und Frieden, Dr. Maria Meesters - Katholische Rundfunkarbeit am SWR, Dr. Vehlow & Wilmans - Rechtsanwälte, Benedikt Widmaier - Akademie für politische und soziale Bildung der Diözese Mainz, Michael Witti - Anwalt für Menschenrechte, Apostolische Nuntiatur in Berlin, Deutsche Bischofskonferenz, Kontemplative Schwestern vom Guten Hirten, Päpstliches Komitee für Geschichtswissenschaften, Radio Vatikan, Radio X


Liebe Heilige Nongrata, liebe Selige Spam,

Tristan Tzara schrieb an André Bréton, warum man überhaupt schreibt:


„Ich glaube, mein lieber Breton, dass auch Sie versuchen Menschen zu finden [. . .] Es könnte eine Lösung geben: zu resignieren; ganz einfach nichts zu tun. Doch dazu braucht man enorme Energien. Und man hat ein nahezu hygienisches Bedürfnis nach Komplikationen.“ Quelle: Mark Polizetti, Revolution des Geistes, Das Leben André Bretons, München Wien 1996, S. 165.

Nicht, dass wir, die Heiligen Würmer, Schriftsteller wären, doch auch wir gebrauchen Wörter, sogar zusammenhängende, und nicht umsonst heißt so mancher Satz „langer Wurm“. Und wir suchen schon seit der Würmzeit Menschen. Zudem befassen wir uns sowohl im Allgemeinen als auch im Besonderen mit dem Zeitfluss, dessen Erleben ein Nacheinander bedeutet und der länger ist als ein Wurm. Tief beunruhigt sind wir über die vielen fremden Wurmlöcher – seltsame Tunnels durch Zeit und Raum im Kosmos und vermuten Ähnliches auch auf Erden in Folter-Spezialeinrichtungen, wo Gefangene vollkommen durcheinander gebracht werden.

Seit nunmehr siebeneinhalb Jahren ( ! ) unterhalten die der Bibel verpflichteten USA die Folterhölle Guantanamo (und nicht nur diese), doch es kommt nicht zu einem Aufstand von Menschenmassen. Geduldig wird nun der Präsidentenwechsel in den USA abgewartet, in der Hoffnung, dass dann die Folterer wie Kasperlepuppen in der Mottenkiste verschwinden. Doch die Engelsgeduld mit dem florierenden Foltergewerbe hat so gar nichts Engelsgleiches. Sie führt zur schleichenden Gewöhnung an verbrecherische Zustände und vor allem auch zur Unterlassung von jeglicher Hilfe. Denn für die Gefangenen in den bekannten und in den geheimen Foltergefängnissen sind auch die Monate bis zum Wechsel von grauenhafter Dauer und Qual – ebenso für ihre Angehörigen. Selbst ein Wurm kann sich vorstellen, wie ihm nach nur einer Woche Isolierhaft zumute wäre.

Außerdem ist Krieg. Auch Deutschland „engagiert“ sich in Afghanistan, entsendet Kampfverbände. Ein rasches Ende wurde ausgeschlossen. Noch mindestens fünf bis zehn Jahre (welch ein Zeitraum !) soll der Krieg dauern – solange bis „selbstragende Sicherheit“ (Verteidigungsminister Jung) gewährleistet ist. Dies bedeutet: weiterhin werden Menschen – darunter viele junge mit intakten Leibern und Seelen – gefangen genommen und durch Folter versehrt. Ein Folterer braucht dazu nicht lange. Oder sie werden erbarmungslos durch Waffen (die Geld einbrachten) zu Krüppeln gemacht oder ermordet. Wie ein jeder weiß, geschieht im Krieg der schlimmste Dreck. Zeitgleich wird dann von der „Heiligkeit des Lebens“ geschwätzt. Dabei ist den frömmelnden Schwätzern nur ihr eigener Arsch heilig.

Also schreiben wir, die Heiligen Würmer, dick und fett, diesmal in lateinisch und in deutsch, in der Hoffnung
Menschen zu finden:

BELLUM TORMENTUMQUE ESSE INTERDICENDA !
KRIEG UND FOLTER SIND ZU VERBIETEN !

Und wir fügen rot und dick und fett unsere Wurmweisheit hinzu – im Bestreben, dass sie umgehend von Bodo Harenberg in das Lexikon der Sprichwörter und Zitate mit den 50 000 Einträgen als 50 001. Eintrag aufgenommen wird. Nur elf Zitate sind unter dem Stichwort FOLTER zu finden – eingeordnet zwischen FLUT und FORDERUNG – und das zwölfte, das mit der heiligen Zahl, steht noch aus:

DER LISTENREICHE MENSCH HAT ANDERE MÖGLICHKEITEN, ALS ZU MORDEN UND ZU FOLTERN.
Heilige Würmer
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Heilige Würmer

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„FOLTER-IST-UNMORALISCHER-ALS-MORD“
Petter-Moen-Petter-Moens-Tagebuch
Der-Jude-Petter-Moen-wurde-1901-geboren-und-starb-1945-während-
seiner-Deportation-nach-Deutschland- Er-war-Leiter-der-illegalen-
Presse-in-Norwegen-während-des-zweiten-Weltkriegs-Nach-seiner-
Gefangennahme-durch-die-Gestapo-wurde-er-in-einer-Isolationszelle-
im-Gestapo-Hauptquartier-Møllergata-19-in-Oslo inhaftiert-Dort-schrieb-
er-sein-Tagebuch-indem-er-Buchstaben-mit-einer-Reiszwecke-in-
Toilettenpapier-einritzte-und-die-Blätter-dann-in-einem-Entlüftungsabzug-
hinunterließ-um-sie-nie-wieder-zu-sehen.1500-Blätter-fand-man-nach-
dem-Krieg.


WIDER DIE FOLTER !

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