Saturday, July 26, 2008

Additum 485 – Der Sandmann

Samstag, 26. Juli 2008 [11:58 MEZ]
Sancta Nongrata an Vermiculi Sancti und Selige Spam

CC: Benedikt XVI., Dr. Ralph Bergold - Katholisch-Soziales Institut, Kardinal Paul Josef Cordes - Präsident des Päpstlichen Rates “Cor Unum”, Bernhard Docke - Anwalt von Murat Kurnaz, Prof. Benjamin B. Ferencz - Völkerrechtler u. ehemaliger US-Ankläger bei den Nürnberger Prozessen, Manfred Gnjidic - Anwalt von Khaled El-Masri, Prof. Theodor W. Hänsch - Physik-Nobelpreisträger u. Papstberater, Prof. August Heuser - Dommuseum Frankfurt am Main, Dr. Karl-Joseph Hummel - Kommission für Zeitgeschichte e.V. (KfZG), Prof. Fotis Kafatos - Molekularbiologe - Biotechnologe u. Papstberater, Wolfgang Kaleck - Anwalt für Menschenrechte, Prof. Jörg Kinzig - Strafrechtler, Prof. Thomas Macho -Kulturwissenschafter, Renato Kardinal Martino - Präsident des Päpstlichen Rates für Justiz und Frieden, Dr. Maria Meesters - Katholische Rundfunkarbeit am SWR, Dr. Vehlow & Wilmans - Rechtsanwälte, Benedikt Widmaier - Akademie für politische und soziale Bildung der Diözese Mainz, Michael Witti - Anwalt für Menschenrechte, Apostolische Nuntiatur in Berlin, Deutsche Bischofskonferenz, Kontemplative Schwestern vom Guten Hirten, Päpstliches Komitee für Geschichtswissenschaften, Radio Vatikan, Radio X


Liebe Vermiculi Sancti, liebe Selige Spam,

im Folter- und Hochsicherheitsgefängnis Guantanamo geht der „Sandman“ um. Es handelt sich aber nicht um den Sandmann aus dem Volksmärchen, der den Kindern zum Schlafen Sand in die Augen streut. Es ist ein Sandmann, der „Operationen“ am Menschen durchführt. Das heißt: Systematisch nach Plan unterbricht er den Schlaf von Gefangenen, bis diese wahnsinnig werden. Erdacht wurde die „Operation Sandman“ von Militärpsychiatern – das sind Ärzte, die den Hippokrates-Eid schwuren. Auch unter Hitler arbeiteten vereidigte Ärzte und waren äußerst erfindungsreich.

„Sandman“ ist skrupellos. Wochenlang „operierte“ er an dem Jungen Omar Khadr, dem 16-jährigen „feindlichen Kämpfer“. Der Gefangene wurde in dieser Zeit nie länger als drei Stunden an einem Ort gelassen. Der völlig verzweifelte junge Mensch ist auf dem durch einen Luftschacht aufgenommen Video zu sehen, wie er fleht: „Hilf mir, töte mich.“ Nach vielen Jahren ist er immer noch in Guantanamo. Äußerlich sieht man den Menschen, die den „Operationen“ des Sandmanns unterzogen wurden, nichts an. Die Spuren dieser Folter sind unsichtbar.

Auch der Kfz-Mechaniker und Fahrer Osama Bin Ladens, Salim Ahmed Hamdan, wurde auf diese Weise gequält. Im Geheimdienstjargon heißt die „Methode“ des Weichklopfens durch Schlafentzug „Frequent Flyer“, denn der Gebrauch des Wortes Folter ist verpönt. Hamdan bekam zusätzlich noch Besuch von „Alfred Hitchcock“, wie sein Anwalt berichtete. Vermutlich handelte es sich auch dabei um „Operationen“, die man umgangssprachlich Folter nennt.
http://www.orf.at/080715-27325/?href=http%3A%2F%2Fwww.orf.at%2F080715-27325%2F27327txt_story.html

In der Schauergeschichte „Der Sandmann“ (1817) von E. T. A. Hoffmann heißt es über den Sandmann, der Experimente durchführte:
… „Er pflegte uns nur immer die kleinen Bestien zu nennen; wir durften, war er zugegen, keinen Laut von uns geben und verwünschten den häßlichen, feindlichen Mann, der uns recht mit Bedacht und Absicht auch die kleinste Freude verdarb. Die Mutter schien ebenso wie wir den widerwärtigen Coppelius zu hassen; denn sowie er sich zeigte, war ihr Frohsinn, ihr heiteres unbefangenes Wesen umgewandelt in traurigen, düsteren Ernst. Der Vater betrug sich gegen ihn, als sei er ein höheres Wesen, dessen Unarten man dulden und das man auf jede Weise bei guter Laune erhalten müsse. Er durfte nur leise andeuten, und Lieblingsgerichte wurden gekocht und seltene Weine kredenzt“.
… „Ach Gott! – wie sich nun mein alter Vater zum Feuer herabbückte, da sah er ganz anders aus. Ein gräßlicher krampfhafter Schmerz schien seine sanften ehrlichen Züge zum häßlichen widerwärtigen Teufelsbilde verzogen zu haben. Er sah dem Coppelius ähnlich. Dieser schwang die glutrote Zange und holte damit hellblinkende Massen aus dem dicken Qualm, die er dann emsig hämmerte. Mir war als würden Menschengesichter ringsumher sichtbar, aber ohne Augen – scheußliche, tiefe schwarze Höhlen statt ihrer. „Augen her, Augen her!“ rief Coppelius mit dumpfer, dröhnender Stimme. Ich kreischte auf, von wildem Entsetzen gewaltig erfasst, und stürzte aus meinem Versteck heraus auf den Boden. Da ergriff mich Coppelius. „ Kleine Bestie! – kleine Bestie!“ meckerte er zähnefletschend – riss mich auf und warf mich auf den Herd, daß die Flamme mein Haar zu sengen begann: „Nun haben wir Augen – Augen – ein paar schöne Kinderaugen.“ So flüsterte Coppelius und griff mit den Fäusten glutrote Körner aus der Flamme, die er mir in die Augen streuen wollte. Da hob mein Vater flehend die Hände empor und rief: „Meister! Meister! Laß meinem Nathanael die Augen – laß sie ihm.“ Coppelius lachte gellend auf und rief: „Mag denn der Junge die Augen behalten und sein Pensum flennen in der Welt; aber nun wollen wir doch den Mechanismus der Hände und Füße recht observieren.“ Und damit faßte er mich gewaltig, daß die Gelenke knackten, und schrob mir die Hände ab und die Füße und setzte sie bald hier, bald dort wieder ein. „‘s steht doch überall nicht recht! ‘s gut, so wie es war! – Der Alte hat’s verstanden!“ So zischte und lispelte Coppelius; aber alles um mich her wurde schwarz und finster, ein jäher Schmerz durchzuckte Nerv und Gebein – ich fühlte nichts mehr.“
… (E. T. A. Hoffmann, Sämtliche poetischen Werke, Bd I, Sonderausgabe, Hrg. Hansludwig Geiger, Wiesbaden, S. 336 f.).

„Enter Sandman“ (zu deutsch: Auftritt Sandmann) ist ein Lied der US-amerikanischen Metal-Band „Metallica“, das auf dem Album „Metallica“ (Black Album) aus dem Jahre 1991 erschienen ist. Das Lied ist eine ihrer bekanntesten Aufnahmen mit der düsteren Geschichte eines Kindes, das sich vor dem Einschlafen und den hierbei auftretenden schrecklichen Alpträumen fürchtet. Das Thema des Liedes war vom plötzlichen Kindstod hin zu Alpträumen abgeändert worden.

“Operation Sandman - Warriors in Hell“ ist ein Thriller (USA 2000 – Länge: 01:25)
“Auf einem Militärstützpunkt wird ein streng geheimes Projekt gestartet: Eine neuartige Droge bewirkt bei Soldaten Schlafentzug und somit eine verlängerte Kampfbereitschaft. Leider hat das Experiment tödliche Nebenwirkungen, was den zwielichtigen Leiter (Ron Perlman)in Bedrängnis bringt.“
http://www.filmdb.de/filmanzeige.php?filmid=Operation%20Sandman

In seinem Artikel „Der Schatten der Diktatur“ (23.07.2008) berichtet Alexander Bahar über die „Operation Sandman“ und auch über eine Gerichtsentscheidung, deren Bestand „das Ende jeder Form von Rechtsstaatlichkeit in den USA überhaupt bedeuten“ würde.
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/28/28387/1.html

„Alle Vögel sangen mit, die Blumen tanzten auf den Stielen, und die alten Bäume nickten, gerade als ob der Sandmann ihnen auch Geschichten erzählte.“ So Hans Christian Anderson.

Ach, liebe Würmer, wäre es doch nur so.

Ceterum censeo, bellum et tormentum esse interdicenda.

Herzlich grüßt euch

Nongrata

-------

„FOLTER-IST-UNMORALISCHER-ALS-MORD“
Petter-Moen-Petter-Moens-Tagebuch
Der-Jude-Petter-Moen-wurde-1901-geboren-und-starb-1945-während-
seiner-Deportation-nach-Deutschland- Er-war-Leiter-der-illegalen-
Presse-in-Norwegen-während-des-zweiten-Weltkriegs-Nach-seiner-
Gefangennahme-durch-die-Gestapo-wurde-er-in-einer-Isolationszelle-
im-Gestapo-Hauptquartier-Møllergata-19-in-Oslo inhaftiert-Dort-schrieb-
er-sein-Tagebuch-indem-er-Buchstaben-mit-einer-Reiszwecke-in-
Toilettenpapier-einritzte-und-die-Blätter-dann-in-einem-Entlüftungsabzug-
hinunterließ-um-sie-nie-wieder-zu-sehen.1500-Blätter-fand-man-nach-
dem-Krieg

0 Comments:

Post a Comment

<< Home