Der Papst lässt Jesus weiter leiden
Von: Nongrata
Gesendet: Samstag, 18. April 2009 11:33
An: 'Heilige Würmer'; 'Selige Spam'
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Additum 568 – Der Papst lässt Jesus weiter leiden
Freitag, 17. April 2009
Sancta Nongrata an Heilige Würmer und Selige Spam
Liebe Heilige Würmer, liebe Selige Spam,
Papst Benedikt XVI. sprach beim diesjährigen Kreuzweg in Rom folgende Worte:
"Jesus leidet weiter, wenn Gläubige verfolgt werden, wenn die Gerechtigkeit vor den Gerichten verdreht wird, wenn die Korruption tief verwurzelt ist, wenn ungerechte Strukturen die Armen niederdrücken, wenn Minderheiten benachteiligt werden, wenn Flüchtlinge und Migranten schlecht behandelt werden. Das Leiden der Menschen, das Leiden Jesu", hieß es.
Dies gilt auch für die ehemaligen Heimkinder, die in der Obhut der Kirchen durch ungerechte Strukturen niedergedrückt und massiv benachteiligt waren, die von raffgierigen Kirchenleuten geknechtet, ausgebeutet und teils mit Foltermethoden gemaßregelt wurden. Doch bis heute unterlies es der Papst, die in katholischen Heimen gequälten Menschen im Namen seiner Kirche um Verzeihung zu bitten und zumindest den Notleidenden unter ihnen Wiedergutmachung zu leisten.
Warum lässt ausgerechnet der Papst seinen, wie er sagt, so „leidenschaftlich geliebten“ Jesus weiter leiden, warum macht er die Verbrechen von Ordensleuten an Heimkindern nicht wieder gut? Es kann doch nicht sein, dass die Gerechtigkeit von der katholischen Kirche selbst verdreht wird und die in katholischen Heimen Gequälten erst am Jüngsten Tag nach ihrer Auferstehung in den Genuss einer Wiedergutmachung kommen sollen.
Da die Kirchen sich ihrer Verantwortlichkeit offensichtlich freiwillig nicht zu stellen bereit sind, brauchen die ehemaligen Heimkinder die Hilfe versierter Juristen, die in Entschädigungsfragen spezialisiert sind, auch wenn diese Anwälte in Deutschland, wie zuletzt am Runden Tisch „Heimerziehung in den 50er und 60er Jahren“ vorgetragen, „eher keine gute Reputation“ haben sollen. Aber dies liegt in der Natur der Sache, geht es diesen Juristen doch um die Wiederherstellung von irdischer Gerechtigkeit im Hier und Heute durch das Erstreiten von Zahlungen. Steuerfahnder, Gerichtsvollzieher und viele andere Berufe haben ebenfalls eher keine gute Reputation.
Auch muss nicht erst die Zeit der Heimerziehung am Runden Tisch „verstanden“ werden, wie die Pastorin Antje Vollmer meint – und dies gemächlich innerhalb von zwei Jahren, in denen das Ableben so manchen ehemaligen Heimkindes die Brisanz der Sache immer weiter reduzieren wird. Frau Antje Gott-Vollmer (siehe Additum 567) muss verstehen, dass auch unverstandene Verbrechen Verbrechen sind.
Zu den Zielen des Runden Tisches hatte sie in einem Interview der Berliner Zeitung (14. 02. 2009) erklärt:
„Er [der Runde Tisch] muss das Geschehen aber auch in die Zeit einordnen. (…) Gewalt als Mittel der Erziehung war ein gesamtgesellschaftliches Phänomen. (…) Gewalt in der Pädagogik war auch in den Schulen und den Elternhäusern üblich. Es war eine erschreckend harte, am Schicksal des Einzelnen völlig desinteressierte Zeit. (…) Es sollte am Ende auch die Zeit und das Handeln der Beteiligten in dieser Zeit verstanden werden.“
Gibt es etwa in bösen Zeiten deshalb keine Verbrechen, weil alle böse sind? Haben die Zwangsarbeiter ihre Entschädigung zu Unrecht erhalten?
Und da die Lausitzer Rundschau schrieb, ehemalige Heimkinder hätten Dollarzeichen in den Augen, ist an das ewige Licht der Leuchtbuchstaben DEUTSCHE MARK in den Augen der vielen geldgierigen Ordensleute zu erinnern, die Heimkinder – auch kleine – bis zur Erschöpfung ohne Bezahlung für sich arbeiten ließen und es versäumten, deren Talente – nach christlichem Glauben sind diese von Gott geschenkt – hinreichend im Sinne des Herrn zu fördern.
Leider wurden nicht wenigen Heimkindern durch die Repressalien der Kirche – durch Befehle zu absolutem Gehorsam und Unterordnung bei Androhung der Hölle und schlimmer Strafen – die Sucht nach Harmonie mit ihren Peinigern, den Oberen, für ihr weiteres Leben eingeimpft. Anwälte „mit eher keiner guten Reputation“ sind also für die Wiedergutmachung immer noch besser als so manches gebeugte, harmoniesüchtige ehemalige Heimkind.
Ceterum censeo, bellum et tormentum esse interdicenda.
Mit herzlichen Grüßen
Nongrata
WIDER DIE FOLTER
Labels: Antje Vollmer, Foltermethoden, Gewalt, Heim, Heimen, Heimerziehung in den 50er und 60er Jahren, Heimkinder, Minderheiten, Obhut, Ordensleuten, Pastorin Antje Vollmer, Runder Tisch, Wiedergutmachung
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