Thursday, October 05, 2006


Additum LXXVII -
Pazifismus

4. Oktober anno domini MMVI, 23:16 MEZ
Sancta Nongrata an Papst Benedikt XVI.
Cc: Prof. Dr. Theodor W. Hänsch - Physik-Nobelpreisträger, Papstberater; Prof. Dr. August Heuser - Theologe; Prof. Dr. Fotis Kafatos - Molekularbiologe u. Biotechnologe, Papstberater; Prof. Dr. Wolf Singer - Hirnforscher, Papstberater; Kontemplative Schwestern vom Guten Hirten; Apostolische Nuntiatur in Berlin; Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz; Radio Vatikan



Grüß' Gott Eure Heiligkeit!

Meine besondere Verehrung gehört den großen Pazifisten dieser Welt. Schade, dass Sie nicht dazugehören. Obwohl oberster Christ und Denker über die Vernunft, lassen Sie, im Gegensatz zu Ihrem Vorgänger, nicht nur die Waffen des Geistes zu. Betrübt las ich Ihre Äußerungen, wiedergeben von Radio Vatikan am 4. November 2004:

Kardinal Ratzinger warnt vor Pazifismus, der keine anderen Werte als sich selbst anerkennt. In der römischen Tageszeitung "La Republicca" beklagte er heute einen antichristlichen Werteverfall in Europa und empfahl dagegen das amerikanische Gesellschaftsmodell. "Pazifismus, der keine Werte mehr kennt, die verteidigungswürdig sind, ist als unchristlich abzulehnen", schreibt der Präfekt der römischen Glaubenskongregation in einem öffentlichen Briefwechsel mit Italiens Staatspräsidenten Marcello Pera. Diese Art von Friedensförderern ist nach Auffassung des deutschen Kardinals gefährlich, da sie "jeder Sache den gleichen Wert zuerkennt". Ein so begründeter Pazifismus bedeute Anarchie, und diese bestreite das Recht auf Freiheit, denn - so Ratzinger - "wo alle Recht haben, hat keiner mehr Recht." Gegen diese Art von Pazifismus stellt der oberste Glaubenshüter des Vatikans die Vereinigten Staaten. Die dortige Gesellschaft sei von Glaubensgemeinschaften aufgebaut worden, die vor einem europäischen Staatskirchensystem geflohen seien. Auch in den USA sieht Ratzinger eine Trennung zwischen Staat und Kirche. Der Staat sei aber "nichts anderes als Freiraum für verschiedene religiöse Gemeinschaften." (repubblica)"

Obwohl die Pazifisten nur eine Randgruppe bilden, meinten Sie warnen zu müssen vor einem Pazifismus, "der keine anderen Werte als sich selbst anerkennt", was auch immer Sie sich darunter vorstellen. Sie warnten wohlgemerkt nicht vor sendungsgetriebenen Bellizisten und Tormentizisten (letzteren Begriff führe ich hier ein), die zweifellos ihrer überwertigen Sache den größten Wert beimessen. Da Sie für das ungeborene Leben eintreten, müssen Sie sehr wohl feststellen, dass Kriege - einschließlich der Religionskriege aller Art - gottgegebenes Leben brutal vernichtet haben, vernichten und vernichten werden, und dass sich die Kriegsführenden stets selbst besudelt haben, besudeln und besudeln werden. Die kriegerische Auseinandersetzung ist immer eine Bankrotterklärung des findigen menschlichen Geistes. Selbst ein Experiment mit Anarchie, die nicht Chaos, sondern Austausch hierarchischer Ordnungen durch nichthierarchische bedeutet - für Sie als Vertreter einer strengen Kirchenhierarchie natürlich undenkbar - wäre im Zweifel besser alles brennende Bombenteppiche mit der Gefahr der Ausweitung zum großen Flächenbrand bis hin zur Ausrottung der Menschheit und damit auch all ihrer Werte.

Ceterum censeo, tormentum bellumque esse interdicenda.


Mit freundlichen Grüßen


Nongrata


Ceterum censeo, tormentum bellumque esse interdicenda.


Mit freundlichen Grüßen


Nongrata


ALLE EURE DINGE LASST IN DER LIEBE GESCHEHEN - 1. KOR. 14, 16

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Additum LXXVI -
Das ewige Leben

3. Oktober anno domini MMVI
Sancta Nongrata an Papst Benedikt XVI.
Cc: Prof. Dr. Theodor W. Hänsch - Physik-Nobelpreisträger, Papstberater; Prof. Dr. August Heuser - Theologe; Prof. Dr. Fotis Kafatos - Molekularbiologe u. Biotechnologe, Papstberater; Prof. Dr. Wolf Singer - Hirnforscher, Papstberater; Kontemplative Schwestern vom Guten Hirten; Apostolische Nuntiatur in Berlin; Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz; Radio Vatikan


Grüß' Gott Eure Heiligkeit!

Gestern vor dem Einschlafen sann ich darüber nach, warum Sie so viele Sicherheitsvorkehrungen treffen lassen, um Ihr Leben vor dem Tod zu retten. Eigentlich müssten Sie sich doch freuen auf das ewige Leben. Doch dann bedachte ich: Im ewigen Leben schwirren Hunderte von Stellvertretern Jesu herum, darunter auch schlimme Lumpen; und Sie müssten sich dort die Macht, anders als hier auf Erden, mit allen Ihren Vorgängern teilen. Auch umschweben Gott so einige Bräute Christi, die auf Erden kleine Kinder quälten, aber besser als alle anderen wussten: Christus ist gestorben, um uns von unseren Sünden zu erlösen! Beichtstühle, Betbänke, Rosenkränze und Weihwasser gab es darum en masse in deren Nähe. Also hat sich die Elite der "einzig wahren Religion" ihren Platz neben Gott gesichert...

Ich bezweifle, ob jeder Mensch das ewige Leben haben will. So mancher wird denken: Schon wieder eine strenge Hierarchie; doch darin habe ich keine Zukunft, kann nicht mehr tätig sein - noch nicht mal gegen diejenigen, die mich einst barbarisch quälten.

Das Diesseits ist auch etwas Schönes - und es lohnt, dafür zu kämpfen, damit immer mal wieder etwas vom "Himmelreich" durchblitzt - vor allem für Menschen, die in Folterhöllen angefesselt leiden.

Ceterum censeo, tormentum bellumque esse interdicenda.


Mit freundlichen Grüßen


Nongrata


ALLE EURE DINGE LASST IN DER LIEBE GESCHEHEN - 1. KOR. 14, 16

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