Additum 332 - Quod licet Iovi, non licet bovi
Montag, 10. Dezember 2007 [21:16 Uhr]
Nongrata scribit Vermiculis sanctis.
CC: Benedikt XVI., Dr. Ralph Bergold - Katholisch-Soziales Institut, Bernhard Docke - Anwalt von Murat Kurnaz, Manfred Gnjidic - Anwalt von Khaled El-Masri, Prof. Dr. Theodor W. Hänsch - Physik-Nobelpreisträger - Papstberater, Prof. Dr. August Heuser - Dommuseum Frankfurt am Main, Prof. Dr. Fotis Kafatos - Molekularbiologe - Biotechnologe - Papstberater, Wolfgang Kaleck - Anwalt für Menschenrechte, Prof. Dr. Jörg Kinzig - Strafrechtler, Prof. Thomas Macho - Kulturwissenschafter, Dr. Maria Meesters - Katholische Rundfunkarbeit am SWR, Prof. Dr. Wolf Singer - Hirnforscher - Papstberater, Dr. Vehlow & Wilmans - Rechtsanwälte, Benedikt Widmaier - Akademie für politische und soziale Bildung der Diözese Mainz, Michael Witti - Anwalt für Menschenrechte, Apostolische Nuntiatur in Berlin, Deutsche Bischofskonferenz, Evangelische Kirche Deutschland, Kontemplative Schwestern vom Guten Hirten, Päpstliches Komitee für Geschichtswissenschaften, Radio Vatikan, Radio X
Liebe Vermiculi sancti,
diejenigen, die Verbrechen wie Verschleppungen und Folter meinen verantworten zu können, maßen es sich an, sich über Recht und Gesetz zu erheben. Bei alledem werden sie auch noch charmiert oder geehrt, wie zum Beispiel George Bush durch den Besuch der deutschen Bundeskanzlerin auf seiner Ranch und den angekündigten Besuch von Papst Benedikt am päpstlichen Geburtstag demnächst in Washington. Die Einhaltung der Menschenrechte wird von Bush und seinen Helfershelfern - Komplizen sind auch in europäischen Regierungen zu finden - nicht eingefordert. Man wagt es noch nicht einmal, dies mit Nachdruck zu thematisieren. Ein politischer Schwächling wie Mugawe dagegen wird von der Kanzlerin abgekanzelt - zu Recht, aber gilt denn schon wieder: Quod licet Iovi, non licet bovi ? ("Was dem Juppiter erlaubt ist, ist dem Ochsen nicht erlaubt).
Khaled Al Masri steht nun in Memmingen vor Gericht. Durch Verschleppung und Folter traumatisiert und aus der Bahn geworfen, kam er mit seinem Leben nicht mehr klar und mit dem Gesetz in Konflikt. Er legte Feuer, setzte gleichsam ein Fanal. Für die schreiende Ungerechtigkeit, die er erlitt, übernahm niemand die Verantwortung. Eine Rehabilitierung in Form eines Bedauerns oder einer Entschädigung gab es nicht. Der von "Bild", einer sogenannten Zeitung, verhöhnte, machtlose Al Masri ist nun gefangen in der Psychiatrie - der mächtige Mann aus Texas dagegen läuft im lockeren Cowboy-Look fein herum. Die Taten des Einen gelten als abnorm - die des Anderen als normal. Der Eine geriet unschuldig in die Fänge eines Verschleppungs- und Foltersystems und wurde gefoltert - der Andere hat dieses verbrecherische System als oberster Dienstherr legitimiert. Die aus dem Verbrechen resultierenden Verzweiflungstaten des Einen werden geahndet - die strategisch geplanten Menschenrechtsverbrechen des Anderen nicht. Der Eine hat die Arschkarte gezogen - der Andere ist der mächtige Max. Der Eine ist Moslem, der Andere Christ und zudem in eigener Wahrnehmung Befehlsempfänger von Gott ("Gott hat mir den Irakkrieg befohlen" - was nichts anderes bedeutet, als Bomben auf Menschen niederdonnern zu lassen und Gefängnisse wie Abu Ghureib zu unterhalten).
Ist das alles nicht demoralisierend und deprimierend?
Ceterum censeo, bellum et tormentum esse interdicenda.
Mit herzlichen Grüßen
Nongrata
http://www.wider-die-folter.blogspot.com
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