Monday, January 28, 2008


Additum 354 - Taser


Montag, 28. 1. 2008, [14:41 Uhr]
Nongrata scribit Vermiculis sanctis.

CC: Benedikt XVI., Dr. Ralph Bergold - Katholisch-Soziales Institut, Bernhard Docke - Anwalt von Murat Kurnaz, Manfred Gnjidic - Anwalt von Khaled El-Masri, Prof. Dr. Theodor W. Hänsch - Physik-Nobelpreisträger - Papstberater, Prof. Dr. August Heuser - Dommuseum Frankfurt am Main, Prof. Dr. Fotis Kafatos - Molekularbiologe - Biotechnologe - Papstberater, Wolfgang Kaleck - Anwalt für Menschenrechte, Prof. Dr. Jörg Kinzig - Strafrechtler, Prof. Thomas Macho - Kulturwissenschafter, Dr. Maria Meesters - Katholische Rundfunkarbeit am SWR, Prof. Dr. Wolf Singer - Hirnforscher - Papstberater, Dr. Vehlow & Wilmans - Rechtsanwälte, Benedikt Widmaier - Akademie für politische und soziale Bildung der Diözese Mainz, Michael Witti - Anwalt für Menschenrechte, Apostolische Nuntiatur in Berlin, Deutsche Bischofskonferenz, Evangelische Kirche Deutschland, Kommission für Zeitgeschichte in Bonn, Kontemplative Schwestern vom Guten Hirten, Päpstliches Komitee für Geschichtswissenschaften, Radio Vatikan, Radio X



Liebe Vermiculi sancti,

mit Gefährlichem wurde auch schon auf den Fashion Weeks gespielt. Models, die die Kollektion von Andres Sarda präsentierten, waren mit Accessoires wie Masken im Catwoman-Stil oder kleinen Pistolen ausgestattet...

Doch in Zukunft dürften die Modemacher ihren Schauen Aufmerksamkeit durch modische Taser verleihen. Diese Folter-Waffen werden neuerdings auch im Leoparden-Look, in “Red Hot”, “Fashion Pink” oder Hellblau angeboten. Mit integriertem 1-Gigabyte-Musikabspieler gehören sie wohl bald in jedes schicke Handtäschchen - direkt neben Lippenstift, Haarbürste und Handy. Der Herr mit Beschützerinstinkt wird seiner Dame sicher gern einen solch modischen Taser besorgen. Die Liebste kann dann reihenweise Männer, die ihr dumm kommen, mit Stromstößen lähmen sowie vor Schmerzen laut schreien, umkippen und sich die Knochen brechen lassen, um dann zügig zu verschwinden. Sollte ein Mannsbild hops gehen, wird es sich um einen Terroristen gehandelt haben...

Diese Lifestyl-Taser werden in den USA seit Oktober 2007 auch auf Taser-Partys in Wohnzimmern geschäftstüchtig angeboten. Die Waffe kostet 350 Dollar, das passende MP3-Holster zusätzliche 73 Dollar. Nach Angaben der Herstellerfirmen sollen diese Taser auch in Handy-Läden verkauft werden. In Frankreich wird das Designer-Stück für 499 Euro zu erwerben sein. Auch auf Schwarzmärkten dürfte das Geschäft mit der Waffe bald boomen. Taser in Exklusivausführung mit Brillianten und Edelsteinen für das Luxusgeschöpf sind vermutlich schon in Vorbereitung. Sicher wären auch sie ein Bombengeschäft - besonders, wenn eine unbekleidete Carla Bruni sich mit einem saphirgeschmückten Taser auf schwarzem Lederpolster räkeln würde.

In Deutschland dürfen Taser von Beamten des Spezialschutzes (SEK) nach besonderer Instruktion geführt und eingesetzt werden. Die Exekutive im Nachbarland Österreich ist ebenfalls mit diesen umstrittenen Waffen ausgestattet. In den USA und in Kanada gab es schon hunderte Todesfälle. Nach den USA ist Deutschland der zweitgrößte Taser-Exporteur weltweit. Besonders in Folterstaaten ist das Gerät begehrt, denn Folter mit dem Taser ist nach kurzer Zeit nicht mehr nachweisbar. In Guantanamo und in Geheimverliesen werden Taser wahrscheinlich zum täglichen Handwerkszeug gehören. Doch der perfide Einsatz des Schockers als Folterwaffe scheint weder Hersteller noch Vertreiber zu stören. Es gehe beim Gebrauch der Elektro-Waffe um lebensrettende Maßnahmen, wird gern versichert. Aber auch unschuldige Menschen erleben durch sie traumatische Angst oder kommen sogar ums Leben. Selbst der UNO-Ausschuss gegen Folter, der die Einhaltung der Anti-Folter Konvention der Vereinten Nationen überwacht, hat im November 2007 den Gebrauch der Taser-Waffe scharf als "eine Form von Folter" verurteilt.

Sollte dennoch bald das ganz große Geschäft laufen und alle Welt und Halbwelt sich mit Taser-Waffen aufrüsten, kann sich ein Jeder mit dem Taser in der Hand angstbasierten Respekt verschaffen und seinen Gegner sauber zu Tode foltern. Die Auslese der Flinkesten und Gewissenlosesten wäre gewährleistet. Und die Haute Couture würde reagieren. Auf ihren Schauen könnten Mannequins ausgefallene Tages- und Abendkleidung sowie Nachtgewänder mit jeweils passenden Visieren aus dem Polyester-Stoff "Thor Shield" zeigen. Er soll "hundertprozentig" vor "nichttödlichen" Elektroschockwaffen und Mikrowellenwaffen schützen. Angeboten wird dieses Material bisher nur dem Militär und staatlichen Sicherheitskräften in den zwei Varianten Heavy Protection (HP) und Light Protection (LP). In den Farben Silber oder Stahl mit leuchtendem Neonbesatz und -paspellierung sähe das Material sicher umwerfend gut aus und wäre der ganz große Hit für die Modebranche.

Aber vermutlich stationiert man noch, bevor die Massenfabrikation schicker Kleidung aus "Thor Shield" für das Prêt-à-porter eingesetzt hat, im Weltraum einen Giga-Taser für viele Milliarden Dollar. Dann läßt sich eine ganze Region terrorisieren und plattmachen. Das nennt man dann die Evolution der Angst. Es geht also nach vorn - es geht längst nicht mehr um Überwachung. Big Brother war ein Laie.

Aber erst einmal habe ich heute Geburtstag und nehme auch gern Glückwünsche vom Papst entgegen. Daran lasse ich mich nicht hindern, auch wenn sie nicht
kommen.

Auch ich glaub' an Laub!

Herzliche Grüße

Nongrata


Ceterum censeo, bellum et tormentum esse interdicenda.

Elektroschocker in Leoparden-Fell
http://www.spiegel.de/netzwelt/tech/0,1518,527457,00.html

Tödlicher Taser-Einsatz - "Schieß noch mal, schieß noch mal"
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,517699,00.html

Schutzkleidung für Taser-Waffen
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26550/1.html

Elektroschockpistole
http://de.wikipedia.org/wiki/Elektroschockpistole

Neues vom Edel-Dessous-Label - Gefährliche Verführung mit Andres Sarda
http://www.rp-online.de/public/article/aktuelles/gesellschaft/mode/482065

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