Tuesday, February 12, 2008


Additum 362 – Der „gute“ und der „böse“ Töter

Sonntag, 10.
Februar 2008 [19.33 Uhr]
Nongrata scribit Vermiculis sanctissimis.

CC: Benedikt XVI., Dr. Ralph Bergold - Katholisch-Soziales Institut, Bernhard Docke - Anwalt von Murat Kurnaz, Prof. Benjamin B. Ferencz - Völkerrechtler u. ehemaliger US-Ankläger bei den Nürnberger Prozessen, Manfred Gnjidic - Anwalt von Khaled El-Masri, Prof. Theodor W. Hänsch - Physik-Nobelpreisträger u. Papstberater, Prof. August Heuser - Dommuseum Frankfurt am Main, Prof. Fotis Kafatos - Molekularbiologe - Biotechnologe u. Papstberater, Wolfgang Kaleck - Anwalt für Menschenrechte, Prof. Jörg Kinzig - Strafrechtler, Prof. Thomas Macho - Kulturwissenschafter, Dr. Maria Meesters - Katholische Rundfunkarbeit am SWR, Prof. Wolf Singer - Hirnforscher u. Papstberater, Dr. Vehlow & Wilmans - Rechtsanwälte, Benedikt Widmaier - Akademie für politische und soziale Bildung der Diözese Mainz, Michael Witti - Anwalt für Menschenrechte, Apostolische Nuntiatur in Berlin, Deutsche Bischofskonferenz, Evangelische Kirche Deutschland, Kommission für Zeitgeschichte in Bonn, Kontemplative Schwestern vom Guten Hirten, Päpstliches Komitee für Geschichtswissenschaften, Radio Vatikan, Radio X


Liebe Vermiculi sanctissimi,

Befürworter und Befehlsherren der Angriffskriege dieser Dekade, die tagtäglich Leben fordern oder zu Verwundungen, Verstümmelungen und Verkrüppelungen führen, sind reife Männer und Frauen mit bestem familiärem Hintergrund, christlicher Erziehung und Universitätsausbildung. Sie werden hofiert und umtan. Sogar Papst Benedikt wird an seinem 81. Geburtstag den obersten Kriegsherrn in Washington besuchen.

Im grausigen Lager Guantanamo aber wird seit 2002 ein junger Mensch gefangen gehalten, der zum Zeitpunkt seiner Inhaftierung 15 Jahre alt war. Mehr darüber unter http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,533098,00.html .

Omar Kahdr wird vorgeworfen, 2002 einen US-Soldaten mit einer Granate - als Mörder, nicht als Soldat - getötet zu haben. Er selbst wurde bei seiner Festnahme – nicht Gefangennahme - schwer verwundet, ärztlich nicht versorgt, sondern gefoltert. Nun ist er weitgehend erblindet. Gemäß einer Anordnung des US-Präsidenten soll ein Prozess im Mai vor dem Militärtribunal in Guantanamo beginnen. Ihm droht lebenslänglich.

„We kill them!“ ist die Parole der christlich geprägten US-Regierung. Das heißt: „Wer anders ist und sich nicht unterordnen will, den töten wir“! Gegen die Ungeheuerlichkeit dieses ultimativen Machtanspruchs wagt keiner aus der „Allianz der Willigen“ und sonstiger opportunistischer Willfähriger aufzuheulen. Wider den Willen ihrer Wähler schließen sich westliche Regierungen dem „killing“ an und entsenden Kampftruppen. Es ist die sogenannte „zivilisierte“ Welt, die diese Verbrechen mit größter Selbstgerechtigkeit betreibt. Das Töten geschehe, heißt es, für das Gute, den Frieden, eine gerechte Welt, zur Verteidigung des Vaterlandes und der Bewahrung westlicher Werte. Dumm nur, das die Toten daran nicht teilnehmen können und sich auch bei den Verkrüppelten keine rechte Freude mehr einstellen will.

Soldaten aus der „Allianz der Willigen“, die mit diesem ganzen barbarischen Wahnsinn nicht klarkommen, werden psychologisch behandelt, damit sie nicht ausrasten, sondern weiter als angepasste Killer funktionieren - beim Angriffskrieg in fernen Landen - beim „ehrenvollen“ Töten für ihre Vaterländer.

Der kanadische Kindersoldat Omar Kahdr, der einen amerikanischen Soldaten in der Auseinandersetzung „er oder ich“ getötet hat, wird dagegen anders gesehen. Vom Feind Al Kaida abgerichtet, hat er automatisch den Stempel des allerschlimmsten Verbrechers und Mörders. Dabei wollte auch er nur, ebenso wie die westlichen Soldaten, seine Welt verteidigen.

Der eine Krieger ist ein „Guter“ - der andere Krieger ist ein „Böser“. Tötet der „Böse“ einen „Guten“, dann ist er ein Mörder. Tötet der „Gute“ tausende von „Bösen“ und hunderttausende von Collateral-„Bösen“, dann bleibt er dennoch ganz einfach ein „Guter“. In Sonderheit gilt dies für die hirnamputierten Kriegsherren, die den ganzen krankhaften, weltzerstörerischen Wahnsinn zu verantworten haben. Aber sie werden weiterhin mit Ehren empfangen – selbst vom Papst.

Man muss sich also nur als „der Gute“ definieren - was dem, der die schlimmeren Waffen besitzt, naturgemäß leichtfällt - dann sind die größten Verbrechen rechtens und heißen eben nicht mehr Verbrechen, werden nicht verfolgt wie Verbrechen und natürlich auch nicht bestraft wie Verbrechen.

Also gilt:
Wer falsch parkt, wird bestraft; wer in fremden Ländern mit Panzern alles niederfährt und seine Militaria kreuz und quer platziert, wird es nicht.
Wer seinen Müll in die Landschaft kippt, wird bestraft; wer fremde Länder mit Uranmunition übersät und damit alles verseucht, wird es nicht.
Wer seinem Nachbarn das Haus einreißt, wird bestraft; wer Städte oder ganze Landstriche bombardiert, wird es nicht.
Wer andere Menschen (oder Tiere) quält wird bestraft; wer Folterlager unterhält, wird es nicht.

Auch im Jenseits soll es eine Hackordnung geben. Über Mitleid der Himmelsbewohner mit den Höllenbewohnern ist nichts bekannt. Die im Himmel kreisen nur um sich, sind klar getrennt, leben in ihrer besseren Welt. Es scheint dort so zu sein wie auf Erden. Der christliche Mensch überträgt irdische Machtstrukturen. In den Jenseitsdarstellungen lassen sie sich studieren.

Also liebe, heilige Würmer, seid glücklich mit eurem Butterblumengott, der euch wenigstens nicht zur Hölle schickt, selbst wenn ihr unkeusche Gedanken habt.

Ceterum censeo, bellum tormentumque esse interdicenda.

Mit herzlichen Grüßen

Nongrata

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WIDER DIE FOLTER
http://wider-die-folter.blogspot.com

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