Additum 360 - Dreizehnte Fragen

Montag, 4. 2. 2008 [21:06 Uhr]
Vermiculi sacrosancti scribint Nongratae.

CC: Benedikt XVI., Dr. Ralph Bergold - Katholisch-Soziales Institut, Bernhard Docke - Anwalt von Murat Kurnaz, Prof. Benjamin B. Ferencz - Völkerrechtler u. ehemaliger US-Ankläger bei den Nürnberger Prozessen, Manfred Gnjidic - Anwalt von Khaled El-Masri, Prof. Theodor W. Hänsch - Physik-Nobelpreisträger u. Papstberater, Prof. August Heuser - Dommuseum Frankfurt am Main, Prof. Fotis Kafatos - Molekularbiologe - Biotechnologe u. Papstberater, Wolfgang Kaleck - Anwalt für Menschenrechte, Prof. Jörg Kinzig - Strafrechtler, Prof. Thomas Macho - Kulturwissenschafter, Dr. Maria Meesters - Katholische Rundfunkarbeit am SWR, Prof. Wolf Singer - Hirnforscher u. Papstberater, Dr. Vehlow & Wilmans - Rechtsanwälte, Benedikt Widmaier - Akademie für politische und soziale Bildung der Diözese Mainz, Michael Witti - Anwalt für Menschenrechte, Apostolische Nuntiatur in Berlin, Deutsche Bischofskonferenz, Evangelische Kirche Deutschland, Kommission für Zeitgeschichte in Bonn, Kontemplative Schwestern vom Guten Hirten, Päpstliches Komitee für Geschichtswissenschaften, Radio Vatikan, Radio X


Liebe Nongrata,

Altkanzler Helmut Schmidt schreibt auf der ersten Seite der ZEIT (31. 1. 2008):
"Liebe Amerikaner, was kann die Welt von euch erwarten? Zwölf Fragen an die Kandidaten". (http://www.zeit.de/2008/06/01-USA).

Angesprochen hat er: 1. den Krieg im Irak; 2. Afghanistan, Al Quaida und die Taliban; 3. Pakistan; 4. Israel und seine arabischen Nachbarn; 5. Iran; 6. den Islam; 7. Russland und die ABM-(Antiraketen-)stellungen in Polen und Tschechien; 8. die Rolle Chinas; 9. der ABM- Vertrag und der KSE-Sperrvertrag; 10. das Kyoto-Protokoll; 11. die Außenbilanz der US-Haushalts- und Finanzpolitik und der Verbrauch der Ersparnisse anderer Nationen.

Seine letzte, zwölfte Frage lautet: "Ist die Charta der Vereinten Nationen auch für Amerika geltendes Völkerrecht?".

Wir, die Würmer haben darüber hinaus noch dreizehnte Fragen. Bevor wir uns aber an die Kandidaten wenden, fordern wir von der noch bis Ende 2008 amtierenden Bush-Regierung Auskünfte (auch wenn wir, obwohl wir am Regenleben teilnehmen, nichts zu melden haben):

Ungeliebte Damen, ungeliebte Herren der Bush-Regierung, die Sie nicht mehr lange, aber für die Gefangenen in Guantanamo und in anderen Lagern noch eine schier endlose Zeit regieren werden - werden Sie die Verbrechen in den Gefängnissen umgehend beenden? Werden Sie internationale Beobachter und Verteidiger zulassen, die mit allen Gefangenen sprechen dürfen? Werden Sie diese Leute mit den Häftlingen, die an Rachen- und Kehlkopfkrebs, am Ernährungsschlauch im Schlund oder anderen schwerwiegenden Beeinträchtigungen leiden und keine Worte mehr herausbringen, schriftlich kommunizieren lassen, sofern die Gefangenen das noch können? Falls Sie, ungeliebte Damen, ungeliebte Herren, keine Verbrechen zu verbergen haben, wäre doch ein internationales Beobachter- und Verteidiger-Team kein Problem.

Und nun zu unseren dreizehnten Fragen an die Kandidaten:

„Da die Anerkennung der angeborenen Würde und der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller Mitglieder der Gemeinschaft der Menschen die Grundlage von Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden in der Welt bildet,
da die Nichtanerkennung und Verachtung der Menschenrechte zu Akten der Barbarei geführt haben, die das Gewissen der Menschheit mit Empörung erfüllen, und da verkündet worden ist, dass einer Welt, in der die Menschen Rede- und Glaubensfreiheit und Freiheit von Furcht und Not genießen, das höchste Streben des Menschen gilt,
da es notwendig ist, die Menschenrechte durch die Herrschaft des Rechtes zu schützen, damit der Mensch nicht gezwungen wird, als letztes Mittel zum Aufstand gegen Tyrannei und Unterdrückung zu greifen,
da es notwendig ist, die Entwicklung freundschaftlicher Beziehungen zwischen den Nationen zu fördern,
da die Völker der Vereinten Nationen in der Charta ihren Glauben an die grundlegenden Menschenrechte, an die Würde und den Wert der menschlichen Person und an die Gleichberechtigung von Mann und Frau erneut bekräftigt und beschlossen haben, den sozialen Fortschritt und bessere Lebensbedingungen in größerer Freiheit zu fördern …“ (http://www.unhchr.ch/udhr/lang/ger.htm),
werden Sie Amerikas Folterstätten sofort schließen; werden Sie aufhören, an andere Staaten Folteraufträge zu vergeben; werden Sie die Folter nachhaltig verbannen; werden Sie das Verschleppen von Menschen beenden; werden Sie die Todesstrafe abschaffen?

"Für uns ist Amerika immer noch ein Hort der Freiheit und der Aufklärung", sagte Helmut Schmidt. Und: "Wir möchten Amerika wieder lieben können".

Dazu, haben wir, die Würmer, Folgendes zu sagen: Die "Amerikaner" aus der Bäckerei Michalsky in der Weberbachstraße in Trier haben uns immer gut geschmeckt - solange sie nicht trocken und hart geworden waren. Auch waren wir hinter den roten Kaugummiwürfeln aus Amerika her. Sie taugten bestens zum Blasenknallen und wurden 1953 im Karmeliterinnenkloster Probstey St. Josef in Taben an der Saar (http://www.runwalt.de/pippin.html) von amerikanischen Soldaten verteilt. Die rosa Felsen des King's Canyon in Arizona werden uns immer heilig sein. In ihrer Nähe sind wir glücklich. Wir verehren auch den amerikanischen Senator Robert Byrd. Er hielt große, denkwürdige Reden. Die vom 12. Februar 2003 eröffnete er wie folgt:

„To contemplate war is to think about the most horrible of human experiences. On this February day, as this nation stands at the brink of battle, every American on some level must be contemplating the horrors of war.
Yet, this Chamber is, for the most part, silent -- ominously, dreadfully silent. There is no debate, no discussion, no attempt to lay out for the nation the pros and cons of this particular war. There is nothing.“ …

Seine Rede am 19. März 2003 begann er so:

„ I believe in this beautiful country. I have studied its roots and gloried in the wisdom of its magnificent Constitution. I have marveled at the wisdom of its founders and framers. Generation after generation of Americans has understood the lofty ideals that underlie our great Republic. I have been inspired by the story of their sacrifice and their strength.
But, today I weep for my country. I have watched the events of recent months with a heavy, heavy heart. No more is the image of America one of strong, yet benevolent peacekeeper. The image of America has changed. Around the globe, our friends mistrust us, our word is disputed, our intentions are questioned.” ...
(Senator Byrd – Speeches http://byrd.senate.gov/speeches/speeches.html)

Und wir, die Würmer, weinen mit ihm um sein Land. Und immer mehr gibt es zu weinen um sein Land.

Senator Byrd wurde bei seinem Widerstand gegen den Irak-Krieg von Barack Obama unterstützt. Hoffen wir also, dass Amerika wieder ein "Hort der Freiheit und der Aufklärung" wird. Denn der fürchterliche Patriot Act - ein Gesetz, gegen dessen dauerhafte Verlängerung auch der von uns, den Würmern, überaus geschätzte Senator Byrd (leider erfolglos) stimmte, ist keinesfalls ein Worm Act.

Ceterum censimus, bellum tormentumque esse interdicenda.
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Vermiculiiiiiiiii sacrosannnnnnnnnnnnctiiiiiii