Tuesday, March 04, 2008

Additum 383 - Grausames Konstrukt

Dienstag, 4. März 2008 [15:09 Uhr]
Heilige Würmer an Santa Nongrata und an Selige Spam

CC: Benedikt XVI., Dr. Ralph Bergold - Katholisch-Soziales Institut, Bernhard Docke - Anwalt von Murat Kurnaz, Prof. Benjamin B. Ferencz - Völkerrechtler u. ehemaliger US-Ankläger bei den Nürnberger Prozessen, Manfred Gnjidic - Anwalt von Khaled El-Masri, Prof. Theodor W. Hänsch - Physik-Nobelpreisträger u. Papstberater, Prof. August Heuser - Dommuseum Frankfurt am Main, Prof. Fotis Kafatos - Molekularbiologe - Biotechnologe u. Papstberater, Wolfgang Kaleck - Anwalt für Menschenrechte, Prof. Jörg Kinzig - Strafrechtler, Prof. Thomas Macho - Kulturwissenschafter, Dr. Maria Meesters - Katholische Rundfunkarbeit am SWR, Prof. Wolf Singer - Hirnforscher u. Papstberater, Dr. Vehlow & Wilmans - Rechtsanwälte, Benedikt Widmaier - Akademie für politische und soziale Bildung der Diözese Mainz, Michael Witti - Anwalt für Menschenrechte, Apostolische Nuntiatur in Berlin, Deutsche Bischofskonferenz, Evangelische Kirche Deutschland, Kommission für Zeitgeschichte in Bonn, Kontemplative Schwestern vom Guten Hirten, Päpstliches Komitee für Geschichtswissenschaften, Radio Vatikan, Radio X


Liebe Heilige Nongrata, liebe Selige Spam,

eigentlich sind Heiligsprechungen sinnlos, meinen wir, die nicht heilig gesprochenen, aber dennoch heilig seienden Würmer. Denn der einzelne Heilige geht in der Masse der Heiligen unter und ist ohne jede Macht. Promis unter den Heiligen dagegen - besonders Maria und Josef – werden immer und immer wieder inständig um Hilfe angefleht. Sie sollen bei Gott Vater vorstellig werden. Doch diese heftig Bestürmten – im Grunde müssten sie in ihrer großen Güte schon vorsorglich hilfreich sein - bekommen die Folter einfach nicht abgeschafft. Sie erreichen bei Gott Vater nichts. Eigentlich müsste sie das wütend machen. Doch sie mucken nicht auf. Selbst Jesus von Nazareth lies sich nach dem Willen Gottes gehorsam foltern. Wie mögen wohl Gott Vaters Geist und Seele beschaffen sein? Er plante den Foltertod seines Sohnes, er fordert Gehorsam selbst im größten Leid, und er lässt sich nicht erweichen, die Folter unter den Menschen abzuschaffen. Wir, die Würmer, vermuten: würdest du, liebe Nongrata, so wie Maria einen zu Tode gefolterten Sohn in deinen Armen gehalten haben – du hättest mit Gott Vater nur noch Krach. Und hätte irgendein Wurmgott einen jungen Wurmsohn zwecks Erlösung der Würmer von was auch immer einer Todesfolter ausgesetzt, würden wir, die Würmer, an seinem Verstand zweifeln.

Wie wir erfuhren, wird auch im frommen Brasilien vor Folterschmerz geschrien und auch dort die Hilfe von Heiligen vergeblich erfleht:

„Mit Konzentrationslagern hat der Leiter der nationalen Gefangenenseelsorge der Brasilianischen Bischofskonferenz, Günther Zgubic, die völlig überfüllten Haftanstalten im Land verglichen. Wegen Folter und anderer grausamer Praktiken sei mit einer neuen Welle blutiger Häftlingsaufstände zu rechnen, so Zgubic.

Der Gefängnisseelsorger berichtet von Elektroschocks, Frauen in Männergefängnissen, Vergewaltigungen und Folter, um Geständnisse zu erzwingen. Andere würden solange gequält, bis sie falsche Zeugenaussagen machten.

Unter der Woche hatte das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte die Zustände in Brasilien angeprangert (…)“

http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=190128

Der christliche Glaube verhindert das Foltern also auch in Brasilien nicht, stellen wir, die Würmer, fest. Im Jahr 2000 bekannten sich 73,6 Prozent der Brasilianer zur römisch-katholischen und 15,4 Prozent zum protestantischen Glauben. Und auch die neueren brasilianischen Heiligen sind ein durch und durch machtloser Verein. Gott Vater hat offenbar eine gewalttätige Welt ersonnen und schafft es nicht, trotz der Fürbitten von Heiligen, sein grausames Konstrukt abzuändern.

Auch die Idee der Kompensation im Jenseits für erfahrenes Leid im Diesseits kam ihm reichlich spät – erdgeschichtlich gesehen. Und da es nur die Anhänger der „einzig wahren“ Religion sind, die als Getaufte bevorzugt das Licht Gottes erfahren, ist er auch noch ungerecht.

Und dann auch noch dies: Gott Vater hat für uns, die uralten, heiligen Würmer, keinen Platz im Himmel vorgesehen. Vielleicht verwechselt er uns mit Schlangen, die er eigens als mögliche Hülle für Satan geschaffen hat. Womöglich hat er die Schlangen - ebenso wie den Menschen - mit einem sogenannten freien Willen ausgestattet, sich entweder für seine Herrlichkeit oder aber für Satan zu entscheiden, weshalb es neben Gottesschlangen diese verfluchten Satansschlangen gibt. Sogar zu Pater Amorth, dem Chefexorzisten des Vatikans, kam Satan als Schlange ans Bett, wie er berichtete – ob aus freiem Willen oder nicht, ist theologisch noch nicht erforscht. (Siehe auch: Additum 342 – Teufelswahn
http://wider-die-folter.blogspot.com/2008/01/schreiben-papst-benedikt-die-heiligen_09.html)

Jedenfalls kommen wir, die Würmer, in Gott Vaters Heilplan nicht vor. Er hat uns ganz einfach vergessen. Und die Vögel, die er beauftragt hat, uns zu fressen, schickt er auch nicht in die Hölle.

Ceterum censimus, bellum tormentumque esse interdicenda.
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Vermiculi sanctiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

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