Die Unkultur des Schweigens
Von: Nongrata
Gesendet: Dienstag, 16. März 2010 10:40
An: 'Heilige Würmer'; 'Selige Spam'
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Die Unkultur des Schweigens
Additum 638
Dienstag, 16. März 2010
Sancta Nongrata an Selige Spam und Heilige Würmer
Liebe Würmer, liebe Spam,
immer wieder wird von katholischen Geistlichen als Entschuldigung für die Vertuschung von Missbrauchsfällen eine „Kultur des Schweigens“ angeführt, so zuletzt auch von Kardinal Brady in Irland. "Im Nachhinein weiß ich, dass ich mehr hätte tun sollen. Aber damals habe ich gedacht, alles zu tun, wozu ich aufgefordert war." Damals habe es in der Gesellschaft eine "Kultur des Schweigens" gegeben. (http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,683619,00.html) Deshalb sieht dieser hohe geistliche Herr des opportunistischen und verantwortungslosen Schweigens auch heute noch keinen Grund von seinem Amt zurückzutreten.
Seltsam, dass die Herren Geistlichen von einer „Kultur des Schweigens“ sprechen, wo es sich doch in Wahrheit um eine Unkultur des Schweigens handelte. Die in Anspruch genommene „Kultur des Schweigens“ betraf nicht etwa das Beichtgeheimnis, was man ja noch verstehen könnte – sondern es ging um den Schutz der Täter, einer größeren Anzahl katholischer Nonnen und Priester, deren verbrecherisches Tun verschwiegen werden sollte. Nur durch systematisches Wegschauen und Schweigen – man könnte es auch Mittäterschaft nennen – war es diesen Gewalt- und Sittlichkeitsverbrechern und -verbrecherinnen möglich, sich jahrelang in Heimen auszutoben und jungen Menschen das Leben so zur Hölle zu machen, dass viele der Opfer extrem geschädigt wurden.
Seit nun das große Ausmaß von Gewalt und Missbrauch in kirchlichen Einrichtungen Deutschlands, Österreichs, der Schweiz, der Niederlanden einer erschrockenen Öffentlichkeit bekannt wird, erbittert es viele deutschsprachige ehemalige Internat- und Heimkinder, dass ausgerechnet der deutsche Papst zu ihrem teils immensen Leid, das sie in katholischen Einrichtungen erfahren mussten, schweigt. Ihm waren die deutschen Opfer in seiner Angelus-Rede am letzen Sonntag noch nicht mal einen Buchstaben wert.
Vieles in dieser Welt versteht man, wenn man der Frage nachgeht: Was kostet es, beziehungsweise was bringt es? Schweigen ist Gold, wenn dadurch das Zahlen von Entschädigungen vermieden werden und der Geldsack zugeschnürt bleiben kann.
Papst Benedikt XVI. schwieg und schweigt auch zum Martyrium von Gefolterten – und zwar eisern. Doch mit Bush, dem, ach, so Netten, hörte er fromme Motetten. Vermutlich fehlt es ihm an Mitgefühl.
Ceterum censeo, bellum et tormentum esse interdicenda.
Nongrata
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