Monday, March 08, 2010

Der Missbrauch schlägt zurück

Von: Nongrata
Gesendet: Montag, 8. März 2010 15:59
An: 'Heilige Würmer'; 'Selige Spam'
Cc: 'Papst Benedikt XVI.'; 'Dr. Ralph Bergold - Katholisch-Soziales Institut'; 'Kardinal Paul Josef Cordes - Präsident des Päpstlichen Rates “Cor Unum”'; 'Bernhard Docke - Anwalt von Murat Kurnaz'; 'Prof. Benjamin B. Ferencz - Völkerechtler und ehemaliger US-Ankläger bei den Nürnberger Prozessen'; 'Manfred Gnjidic - Anwalt von Khaled El-Masri'; 'Prof. Theodor W. Hänsch - Physik-Nobelpreisträger - Papstberater'; 'Prof. August Heuser - Dommuseum Frankfurt am Main'; ''Dr. Karl-Joseph Hummel – Direktor der Kommission für Zeitgeschichte e.V.'; 'Prof. Fotis Kafatos - Molekularbiologe - Biotechnologe - Papstberater'; 'Wolfgang Kaleck - Anwalt für Menschenrechte'; 'Prof. Jörg Kinzig - Strafrechtler'; 'Prof. Thomas Macho - Kulturwissenschafter'; 'Renato Kardinal Martino - Präsident des Päpstlichen Rates für Justiz und Frieden'; 'Dr. Maria Meesters - Katholische Rundfunkarbeit am SWR'; 'Dr. Vehlow & Wilmans - Rechtsanwälte'; 'Benedikt Widmaier - Haus am Maiberg - Akademie für politische und soziale Bildung der Diozöse Mainz'; 'Opferjurist Michael Witti'; 'Apostolische Nuntiatur in Berlin'; 'Deutsche Bischofskonferenz'; 'Katholisch-Soziales Institut'; 'Kontemplative Schwestern vom Guten Hirten'; 'Päpstliches Komitee für Geschichtswissenschaften'; 'Radio Vatikan'; 'Radio X'



Der Missbrauch schlägt zurück

Additum 631
Montag, 8. März 2010
Sancta Nongrata an Heilige Würmer und Selige Spam



Liebe Würmer, liebe Spam,

die katholische Kirche wird von den vielen bislang gemeldeten Missbrauchsfällen geradezu erschlagen. Der Vatikan gerät immer mehr unter Erklärungszwang:

Angesichts immer neuer Missbrauchsvorwürfe in der katholischen Kirche hat die Basisbewegung Wir sind Kirche [http://de.wikipedia.org/wiki/Wir_sind_Kirche] Rechenschaft von Papst Benedikt XVI. verlangt. „Von 1977 bis 1981 war Joseph Ratzinger Bischof von München und Freising – er muss also die Frage beantworten, was er damals gewusst hat und weshalb er wie gehandelt hat“, sagte Sprecher Christian Weisner der Nachrichtenagentur DAPD am Sonntag. Zuvor war bekanntgeworden, dass es auch bei den Regensburger Domspatzen bis in die 60er Jahre hinein Missbrauchsfälle gegeben haben soll.

Die kirchliche Obrigkeit könne nicht leugnen, dass Informationen über diese Missbrauchsfälle „bis in die obersten Etagen der Kirche gedrungen sind. Das steht fest“, betonte Weisner. Er sprach von „vielen Fällen sexueller Gewalt, die durch das System Kirche gedeckt worden sind“.


Der Vatikan kündigte am Wochenende an, die Aufklärung der Vorgänge bei den Regensburger Domspatzen unterstützen zu wollen. Das Wichtigste sei, „dass den potenziellen Opfern Gerechtigkeit widerfährt“. Man stehe hinter der Diözese, wenn es darum gehe, die „schmerzhafte Frage“ offen und entschlossen zu analysieren.“ (Mehr http://www.focus.de/panorama/vermischtes/missbrauchsfaelle-basisbewegung-fordert-rechenschaft-von-papst-benedikt-xvi-_aid_487495.html)

In Regensburg war Papst Benedikt XVI. von 1969 – 1967 Professor gewesen und sein Bruder von 1964 – 1994 Domkapellmeister.


Hier der Bericht eines ehemaligen Mitglieds der Regensburger Domspatzen:

„Ein Betroffener aus dem Allgäu berichtete dem SPIEGEL von grausamen Ritualen im Internat Etterzhausen, einer Vorschule für jüngere Schüler, aus dem sich die Domspatzen in Regensburg rekrutierten. Dort habe Ende der fünfziger Jahre der Direktor M., ein katholischer Priester, härteste Bestrafungen exerziert: Häufig habe er auch in seinen Privaträumen ein "Nacktprügeln" betrieben, bei dem sich die acht- bis neunjährigen Kinder entblößen mussten und Schläge mit der Hand bekamen. In einigen Fällen, so das Opfer, sei es zu Penetrationen gekommen.

Der Regisseur und Komponist Franz Wittenbrink, der bis 1967 im Regensburger Internat der Domspatzen lebte, spricht von einem "ausgeklügelten System sadistischer Strafen verbunden mit sexueller Lust", das dort bestand. Der Internatsdirektor Z. habe sich "abends im Schlafsaal zwei, drei von uns Jungs ausgesucht, die er in seine Wohnung mitnahm". Dort habe es Rotwein gegeben und der Priester habe mit den Minderjährigen masturbiert. "Jeder wusste es", sagt Wittenbrink, ein Neffe des damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Alfons Goppel.

"Warum der Papstbruder Georg Ratzinger, der seit 1964 Domkapellmeister war, davon nichts mitbekommen haben soll, ist mir unerklärlich", fügte der Regisseur hinzu. In seinem Jahrgang habe ein Mitschüler kurz vor dem Abitur Selbstmord begangen. Nun will das Ordinariat alles rigoros aufklären und Ende März einen Zwischenbericht vorlegen.“ (
Mehr http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,682126,00.html)

Der Vatikan müsste nun endlich auch zu den Verbrechen an Heimkindern in katholischen Einrichtungen Stellung beziehen. Denn auch unter diesen Menschen sind viele Opfer, denen Gerechtigkeit widerfahren muss. Die der Kirche Ausgelieferten mussten trotz bleierner Müdigkeit bis zum Erbrechen Kirchenlieder singen und Litaneien leiern. Hätten sie es nicht getan, wären sie aufs Schlimmste bestraft worden. Doch im Vergleich zu den berühmten Regensburger Domspatzen im Internat mit Musikgymnasium war ihr soziales Ansehen gleich Null, und entsprechend gemeiner ging man mit ihnen um – in jeder Hinsicht, tagaus, tagein. Früh kleingemacht, wagen es viele bis noch heute nicht, gegen ihre Peiniger zu opponieren, haben Furcht.

Und dies zu Recht, wie ein Bericht der süddeutschen Zeitung über Einschüchterung zeigt. Eine Vertrauensperson der "Initiative gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch an Kindern" (http://www.initiative-gegen-gewalt.de/htmls/frame01.htm) und die Haushälterin eines Priesters, die 2003 den Missbrauch von Jugendlichen gemeldet hatten, bekamen anwaltliche Schreiben, sollten eine Unterlassungserklärung unterzeichnen, 1000 Euro Vertragsstrafe plus die Anwaltskosten zahlen. Die Haushälterin unterzeichnete. Mehr dazu siehe http://www.sueddeutsche.de/bayern/887/505093/text/). Der Priester aber musste nichts unterlassen, ist immer noch im Amt.

Wenn schon Schüler im elitären Internat der Benediktinerabtei Ettal mit stundenlangem Stehen im Gang und Schlägen mit dem Bambusstock bestraft, quasi mit Foltermethoden gequält wurden, und Mönche dort nicht nur Schüler, sondern auch einen der ihren vergewaltigten, was war dann in katholischen Erziehungsheimen für Kinder ohne jeden sozialen Status los?

Die Erzdiözese München-Freising, wo Benedikt XVI. in seiner Zeit als Erzbischof Ratzinger von Verbrechen in der Benediktinerabtei Ettal gehört haben sollte, erwartet rückhaltlose Aufklärung. Etwa hundert Schüler und der vergewaltigte ehemalige Mönch haben sich bisher gemeldet. Deutlich mehr als zehn Ettaler Patres sind beschuldigt worden. Drei Fälle sind noch nicht verjährt. In einem Fall stellte ein Pater Fotos halbnackter Schüler auf einschlägige Internetseiten.


Wird die Welt nun endlich hinhören, wenn ehemalige Heimkinder über die Gewalt, die sie in kirchlichen Einrichtungen erlebten, berichten?
Auch bei ihnen gab es Selbstmorde.


Eine Frau schrieb in einem Brief an den SPIEGEL:

„Mein Mann war in den sechziger Jahren im Waisenhaus der Salesianer Don Boscos in Felafing. Hier wurde er über Jahre misshandelt und missbraucht. Er musste im Alter von nur zwölf Jahren der „heiligen“ Mutter Oberin zu Willen sein sowie auch den Männern. Zur Belohnung und fürs Stillhalten gab es dann ab und an Schokolade und Bonbons. Noch heute, mit 57, leidet er schrecklich an dem Missbrauch. (Nürnberg --- Name der Redaktion bekannt)“.

Walter Kasper, der deutsche Ökumene-Beauftragte von Papst Benedikt VXI., der dienstälteste Kardinal an der Kurie in Rom, forderte in der der italienischen Zeitung La Repubblica, die katholische Kirche in Deutschland müsse die Fälle von sexuellem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen rückhaltlos aufklären, die Täter, wenn möglich, vor Gericht bringen und die Opfer entschädigen. (Siehe: Warnung an die deutschen Brüder http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/499354)

Wird die katholische Kirche sich nun mit ihren Verbrechen an den schwächsten ihrer Schutzbefohlenen, an Heimkindern – teils sogar behinderten – intensiv auseinandersetzen und den Opfern Entschädigungen zahlen?

Filmemacher Peter Henselder, selbst ein ehemaliges missbrauchtes Heimkind, schreibt zur berechtigten Aufregung über Missbrauch an Schulen und Internaten sehr richtig:


„Was in dieser ganzen Aufregung untergeht, sind die Mißbrauchsfälle in Heimen und Erziehungsanstalten. Wenn diese überhaupt erwähnt werden, dann sind diese in Irland angesiedelt. Es ist erstaunlich, mit welcher Virtuosität die Gehirne der Verantwortlichen in unserem Lande die Vorfälle in Heimen und Erziehungsheimen im eignen Land verdrängen. Erst vor wenigen Tagen wurden Fällen sexuellen Mißbrauchs in einem Berliner Kinderheim bekannt, doch niemand regt sich darüber auf. Mißbrauchsfälle an Kindern und Jugendlichen am Rande der Gesellschaft werden in unserem Lande offenbar bereitwilliger toleriert als bei Gruppen, die aus der Mitte der Gesellschaft kommen. Prof. Kappeler hat auf diese erschreckende Haltung in unserer Gesellschaft erst vor kurzem aufmerksam gemacht. Bewirkt hat es bisher nicht viel. Die demokratische Gleichheit vor dem Gesetz und der Schutz der Menschenwürde wird bei Menschen am Rande der Gesellschaft offenbar als eine zu vernachlässigende Größe betrachtet. Das ist eigentlich der Skandal, der hinter den ganzen Mißbrauchsfällen steht. Und es wird Zeit, daß sich das in unserem Land ändert.“ (mehr http://www.top-medien-berlin.de/content/view/637/1/)


Eine Demo der ehemaligen Heimkinder wird am 15. April in Berlin stattfinden. Der Runde Tisch „Heimerziehung in den 50er bis 70er Jahren“ unter dem Vorsitz von Antje Vollmer, an dem auch katholische Kirchenvertreter sitzen, hat für die vielen Opfer unter den ehemaligen Heimkinder bislang so gut wie nichts gebracht.

Zur Einberufung von Runden Tischen schrieb René Vogt (FAZ Aktuell > Thema der Woche):

„Es kann eigentlich nur noch anekeln. Jetzt pfeifen es sogar die Spatzen vom Domdach. Die verbrecherischen Sexualstraftaten innerhalb der Kirche und der Umgang mit diesen Taten sind eine Schande für unseren Rechtsstaat. Es kann nicht sein, dass Runde Tische einberufen werden, um Opfer und Täter auf gleicher Augenhöhe reden zu lassen. Nein, diese Täter sind strafrechtlich zu verfolgen. Bei all den bisher bekanntgewordenen Straftaten zeigt sich die Unfähigkeit, wohl eher die Unwilligkeit, innerhalb der Kirche zur Aufklärung dieser Verbrechen beizutragen. Wo bleibt der besonders hohe moralische Anspruch, den sich die Kirche auferlegt und der von christlichen Politikern in diesem Lande besonders hervorgetan wird?“

Hier noch Links zu Videos von Peter Henselder:

Teil I der Fernsehreihe "Kinderheime in Diskussion"
http://de.sevenload.com/sendungen/Top-TV-im-OKB/folgen/4tVKYkZ-TopTV-16-2-2010-Teil-1

Teil II der Fernsehreihe "Kinderheim in Diskussion“
http://de.sevenload.com/sendungen/Top-TV-im-OKB/folgen/Li5xirS-TopTV-16-2-2010-Teil-2

Lied
http:/www.youtube.com/watch?v=cjylGB32HdA


Selbstmord als Folge sexuellen Missbrauchs
http://de.sevenload.com/sendungen/Top-TV-im-OKB/folgen/PYBPW7W-FSC-SAdK

Kinder sind tabu. Das geht uns alle an.
http://de.sevenload.com/sendungen/Top-TV-im-OKB/folgen/e9RFzGh-Bilder-Dreharbeiten-22-2-2010

Ceterum censeo, bellum et tormentum esse interdicenda.

Mit herzlichen Grüßen
Nongrata


WIDER DIE FOLTER !
http://wider-die-folter.blogspot.com

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