Additum 304 - Kindergebetbuch II
Dienstag, 23. Oktober 2007 [21:51 Uhr]
Vermiculi sancti scribint Nongratae
CC: Benedikt XVI., Dr. Ralph Bergold - Katholisch-Soziales Institut (KSI), Bernhard Docke - Anwalt von Murat Kurnaz, Manfred Gnjidic, Anwalt von Al Masri, Prof. Dr. Theodor W. Hänsch - Physik-Nobelpreisträger - Papstberater, Prof. Dr. August Heuser - Dommuseum Frankfurt am Main, Prof. Dr. Fotis Kafatos - Molekularbiologe - Biotechnologe - Papstberater, Wolfgang Kaleck - Anwalt für Menschenrechte, Prof. Dr. Jörg Kinzig - Strafrechtler, Prof. Thomas Macho - Kulturwissenschafter, Dr. Maria Meesters - Katholische Rundfunkarbeit am SWR, Prof. Dr. Wolf Singer - Hirnforscher - Papstberater, Dr. Vehlow & Wilmans - Rechtsanwälte, Benedikt Widmaier - Akademie für politische und soziale Bildung der Diözese Mainz, Michael Witti - Anwalt für Menschenrechte, Apostolische Nuntiatur in Berlin, Deutsche Bischofskonferenz (DBK), Katholisch-Soziales Institut (KSI), Kontemplative Schwestern vom Guten Hirten, Päpstliches Komitee für Geschichtswissenschaften, Radio Vatikan, Radio X
Liebe Nongrata,
ja, das Kindergebetbuch mit den schönen Bildern ist weg. Wir, die Heiligen Würmer wissen darum. Es war ein Geschenk einer lieben Mutter an ihr geliebtes Kind. Auch der arme Lazarus war darin abgebildet. Das Gebetbuch war schmaler und größer als andere Gebetbücher, und sein Einband war hell. Die im Karmeliterinnenkloster Probstey St. Josef in Taben an der Saar (http://www.runwalt.de/pippin.html) zugelassenen Gebetbücher dagegen waren klein und schwarz, und sie hatten einen Geruch. Die ganze Kapelle roch charakteristisch. Nur wenn wunderschöne, frisch geschnittene Blumen am Altar ihren Duft verströmten, hat sie gut gerochen. An dem Tag, als die Nonne als schwarzes stürmisches Unwetter nach vorne rauschte, um dem Kind das Kindergebetbuch zu entreißen, führte sie die stickige Luft des hinteren Teils der Kapelle mit sich.
Vielleicht landete das helle Kindergebetbuch im Regen auf der Kippe und war schnell verdreckt und verstunken. Vielleicht wurde es unter Schweineabfällen aus dem Stall begraben. Es wird nicht mehr zu finden sein. Sicher ist es längst verrottet und ein für allemal weg. Im Jahre 1953 nach Christus wurde es zum Teufel geschickt durch eine Braut Christi, die sich Christus zwangsweise anvermählt hatte nach dem Motto: "Heil dir im Rosenkranz, nimm wat de kriegen kanns". Sie kriegte den schönen, jungen Christus für ihr auserwähltes grausames Herz, sprach täglich mit ihm, und in seinem Namen bemächtigte sie sich des Kindergebetbuchs. Sie trug es nach der Messe in die Klausur, in die gebenedeiten Räume, wo außer den Nonnen nur noch Jesus Zutritt hatte. Aber Jesus kümmerte sich nicht um das Kindergebetbuch.
Auch sein Stellvertreter auf Erden, der Papst, ist dafür nicht zuständig. Nur wenn das Dogma "Das Kindergebetbuch ist die Wohnung des Heiligen Geistes" existierte, würde Benedikt XVI. sich mit den Verbrechen der Entwendung von Kindergebetbüchern befassen. Doch so ein Dogma wurde nie beschlossen. Von Kindergebetbüchern, insbesondere von Heidenkindergebetbüchern, haben vatikanische Nicht-Frauen einfach keine Ahnung.
Die Linienziehung nach Guantanamo ist nur zu verständlich. Jedoch geht es dort unendlich viel schlimmer zu. Auf das religiöse Buch, das dem vereinsamten Gefangenen teuer ist und für ihn Halt bedeutet, wird gepinkelt. Manchmal sieht der Gefangene es auch in ein Klo geworfen, muss niederknien und es wieder herausholen. Ja, Nongrata, es gibt Folterchristen. Der Abgrund ihrer Bosheit ist unvorstellbar. Doch Papst Benedikt XVI. schweigt dazu.
In der gestrigen FAZ vom 22. Oktober 2007 gibt es auf Seite 9 einen Bericht über den Münsteraner Bischof Clemens August Graf von Galen. Diesem Würdenträger sei 1941 etwas gelungen, was keinem anderen katholischen Würdenträger dieser Zeit gelungen sei: "nämlich eine Serie von Nazi-Verbrechen vor der deutschen und internationalen Öffentlich so nachhaltig zu brandmarken, dass das Regime sie aussetzte - wenigstens auf Zeit. Seine Rede am 3. August 1941 in der Lamberti Kirche habe zu tumultartigen Szenen und geführt, und seine Texte seien in Windeseile im In- und Ausland verbreitet gewesen. Galen habe "den Schleier des Schweigens zerrissen". "Eine unverschämte und provozierende Rede", habe Joseph Goebbels in seinem Tagebuch notiert. Der "Löwe von Münster" sei sehr schnell im In-und im Ausland zur Legende geworden, man habe ihn bestaunt und verehrt. Sein "Alleingang" sei "nicht zuletzt eine Reaktion auf die Haltung des Schweigens, Zögerns, Diplomatisierens, Abschwächens innerhalb des Bischofskollegiums" gewesen. Er habe "im entscheidendem Moment das Richtige getan, allen Beengungen zum Trotz".
Ceterum censimus, bellum et tormentum esse interdicenda.
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Vermiculi sancti
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"FOLTER IST UNMORALISCHER ALS MORD"
Petter-Moen-Petter-Moens-Tagebuch
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