Tuesday, November 13, 2007


Additum 318 - Jakobsflug

Dienstag, 13. November 2007 [12:21 Uhr]
Nongrata scribit vermiculis sanctis.

CC: Benedikt XVI., Dr. Ralph Bergold - Katholisch-Soziales Institut, Bernhard Docke - Anwalt von Murat Kurnaz, Manfred Gnjidic, Anwalt von Al Masri, Prof. Dr. Theodor W. Hänsch - Physik-Nobelpreisträger - Papstberater, Prof. Dr. August Heuser - Dommuseum Frankfurt am Main, Prof. Dr. Fotis Kafatos - Molekularbiologe - Biotechnologe - Papstberater, Wolfgang Kaleck - Anwalt für Menschenrechte, Prof. Dr. Jörg Kinzig - Strafrechtler, Prof. Thomas Macho - Kulturwissenschafter, Dr. Maria Meesters - Katholische Rundfunkarbeit am SWR, Prof. Dr. Wolf Singer - Hirnforscher - Papstberater, Dr. Vehlow & Wilmans - Rechtsanwälte, Benedikt Widmaier - Akademie für politische und soziale Bildung der Diözese Mainz, Michael Witti - Anwalt für Menschenrechte, Apostolische Nuntiatur in Berlin, Deutsche Bischofskonferenz, Evangelische Kirche Deutschland, Kontemplative Schwestern vom Guten Hirten, Päpstliches Komitee für Geschichtswissenschaften, Radio Vatikan, Radio X


Liebe Vermiculi sancti,

kennt ihr die Nicht-Islamofachisten? Nicht-Islamofaschisten sind zum Beispiel die Neocons. Das sind natürlich keine Würmer. Diese Sorte der Nicht-Islamofachisten sehen keine andere Möglichkeit, als den Iran umgehend zu bombardieren. Für sie ist der Angriffskrieg ein "legitimes Mittel, um Amerika vor dem Islamofaschismus zu schützen und Regimewechsel, Demokratie und Freiheit in der islamischen Welt durchzusetzen" - egal wie verheerend die Folgen eines Bombardements auch sein mögen. In seinem Buch "World War IV - The Long Struggle Against Islamofaschism" hat Neocon Norman Podhoretz die schlimmen Folgen beschrieben. Doch die Nicht-Islamofaschisten müssen den Angriffskrieg führen, so Nicht-Islamofaschist Podhoretz, "um das Schlimmste zu verhindern: Iran im Besitz der Atombombe". Er, der uns in einer frühen Phase des IV. Weltkriegs sieht, der am 11 September 2001 begann, sagt: "Es gibt keine Alternative. Wir haben es mit einem radikal-revolutionären Regime zu tun, dem mit Diplomatie, Embargos, multilateralen Verhandlungen nicht beizukommen ist." Ein Interview mit ihm ist unter dem Titel "Warum wir Iran bombardieren müssen" in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 11. 11. 2007, Nr. 45, Seite 31 zu lesen.

Ein aufschlussreicher Artikel zum Thema Weltkrieg wurde von der AG Friedensforschung an der Uni Kassel schon am 26. 9. 2007 ins Netz gestellt. Titel: "Der kommende Weltkrieg. Der Waffenstillstand im Libanon hat die Pläne zum Angriff auf Iran nicht gestoppt." (http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Iran/weltkrieg.html). Dort wird auch über andere Nicht-Islamofaschisten berichtet, die einen Militärschlag für unvermeidlich halten, und für die sich die Notwendigkeit eines flächendeckenden Nahostkrieges ganz zwangsläufig aus der jetzigen Situation ergibt. Ebenda ist auch folgendes Zitat des Sohnes des Nicht-Islamofaschisten Podhoretz zu finden: "Hätte der Zweite Weltkrieg von den USA und Großbritannien gewonnen werden können, wenn diese beiden Länder nicht bereit gewesen wären, Dresden mit Brandbomben zu belegen und Atombomben über Hiroshima und Nagasaki abzuwerfen?" Zudem macht das Zitat eines weiteren Nicht-Islamofachisten - "Neocon-Machiavelli Leedon" - nachdenklich: "Unser Name heißt kreative Zerstörung sowohl in unserer eigenen Gesellschaft als auch im Ausland. Wir reißen jeden Tag die alte Ordnung nieder (... )."

Ob wohl zur kreativen Zerstörung auch das "kreative" Foltern gehört?

Wenn ich dann die Gedankengänge im Artikel
"Faktisch richtig. Moralisch nicht rechtens" vom 11. 11. 2007 (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26488/1.html) - es geht darin um die Regensburger Rede von Benedikt XVI. - nachvollziehe und ebenfalls folgere, dass der Papst den Nicht-Islamofachisten mit seinen Ausführungen "den kulturellen und moralischen Deckmantel geliefert" hat, dann wird mir dieser Mann, der - im Gegensatz zum evangelischen Kirchenoberhaupt Bischof Huber - zur Folter in Guantanamo beharrlich schweigt und der Bush überaus freundlich empfangen hat, ohne ihn auf sein Versagen in Sachen Folter anzusprechen, langsam unheimlich.

Ebenso unheimlich ist mir, dass es nicht nur Pilger auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostella, sondern auch eine Pilgerbewegung auf einem "Jakobsflug" nach Amerika gibt, um Demut und Ehrerbietung zu zeigen. Es geht beim letzteren Phänomen nicht um innere Einkehr oder Wundererfahrung, sondern um das Pilgern zu den Gehäusen lebender, mächtiger Gestalten, die auch die Folter im Banner tragen und mit Wunderwaffen den Rest der Welt vernichten könnten. So kann der Flug zum Fluch werden.

Ceterum censeo, bellum et tormentum et tormentum et bellum et tormentum bellumque et tormentumque bellum interdicenda esse.

Herzlichst

Nongrata

Wider die Folter: http://wider-die-folter.blogspot.com
Islamfaschismus: http://de.wikipedia.org/wiki/Islamfaschismus

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