Saturday, August 25, 2007


Additum 286 - Dem Mächtigen, der tötet, dem wird servil geflötet.

25. 08. 2007, 10:14 Mez
Motu proprio Vermiculi sancti scribint Nongratae.

CC: Benedikt XVI., Dr. Ralph Bergold - Katholisch-Soziales Institut (KSI), Bernhard Docke - Anwalt von Murat Kurnaz, Prof. Dr. Theodor W. Hänsch - Physik-Nobelpreisträger - Papstberater, Prof. Dr. August Heuser - Dommuseum Frankfurt am Main, Prof. Dr. Fotis Kafatos - Molekularbiologe - Biotechnologe - Papstberater, Wolfgang Kaleck - Anwalt für Menschenrechte, Prof. Dr. Jörg Kinzig - Strafrechtler, Prof. Thomas Macho - Kulturwissenschafter, Dr. Maria Meesters - Katholische Rundfunkarbeit am SWR, Prof. Dr. Wolf Singer - Hirnforscher - Papstberater, Dr. Vehlow & Wilmans - Rechtsanwälte, Benedikt Widmaier - Akademie für politische und soziale Bildung der Diözese Mainz, Michael Witti - Anwalt für Menschenrechte, Apostolische Nuntiatur in Berlin, Deutsche Bischofskonferenz (DBK), Katholisch-Soziales Institut (KSI), Kontemplative Schwestern vom Guten Hirten, Päpstliches Komitee für Geschichtswissenschaften, Radio Vatikan, Radio X



Liebe Nongrata,

weißt Du eigentlich nicht, dass es eine "Pflicht" der Mächtigen ist, für das Wohl der Vaterländer skrupellos Menschen töten zu lassen? Das versteht man unter Führungsstärke. Der oder die Führungsstarke nimmt "keine Option vom Tisch" - auch nicht das Zünden einer Atombombe, wie uns der amerikanische Wahlkampf lehrt. Söhne und Töchter haben nun mal auf Befehl zu töten und heroisch ihr Leben
für ihr Vaterland einzusetzen - auch wenn es dann irgendwann keine Väter und Mütter im Vaterland mehr geben und das letzte Kind - ganz wie der Wurm - im heißen Rauch der Welt verkohlt sein wird.

Ist nicht vorsätzliches Töten von Menschen gemeint, wenn es heißt: "Die Operation ist unverzichtbar" - "An unserer Haltung gibt es keine Änderung" - "Es ist wichtig, weiter zu kämpfen" - "Wir bleiben unbeirrt" - "Wir plädieren für eine Fortsetzung des Einsatzes" - "Wir werden unsere Aufgabe weiterhin erfüllen" - "Wir werden alle Maßnahmen zielstrebig fortführen" - "Wir haben durchaus eine Chance, wenn wir bereit sind, die entsprechenden Ressourcen einzusetzen" - "Wir wollen eine Aufstockung" - "Wir fordern mehr Soldaten" - "Eine Verstärkung der Truppe ist wünschenswert und wichtig" - "Wer jetzt zurückweicht, verhilft diesen feigen Mördern zum Sieg der Unmenschlichkeit" - "Die Bedrohungslage ist sehr hoch" - "Trotz schrecklicher Rückschläge müssen wir unser Engagement fortsetzen; das liegt in unserem Sicherheitsinteresse" - "Wir bekräftigen, an dem Kurs festhalten zu wollen" - "Wir sind gegen Abzug" - "Wir lassen an unserer Entschlossenheit keinen Zweifel" - "Es ist klar, dass ein strategischer Wechsel abgelehnt wird" - "Ein Abzug der Truppen ist verantwortungslos" - "Wer vor dem Terror zurückweicht, kapituliert vor den Mördern" - "Eine Reduzierung des Engagements, ein Rückzug von Soldaten wäre das falsche Signal" - "Den Gewalttätern darf nicht nachgegeben, die Bühne überlassen werden" - "Schwäche wird für weitere Gewalt ausgenutzt" - "Ein Abzug führt zu mehr Instabilität und schließlich zur Unkontrollierbarkeit der Lage" - "Eine entschlossene Fortsetzung des Engagements ist notwendig, obwohl es trotz aller Vorsicht weitere Opfer geben wird."?

Und wenn dann die toten Söhne und Töchter feierlich aufgebahrt liegen, dann klingt es so: "Wir reagieren mit tiefer Trauer und Entsetzen" - "Unsere Gedanken sind jetzt bei den Angehörigen der Opfer" - "Unser tiefes Mitgefühl gilt den Familien der Getöteten" - Wir sprechen unser tiefes Beileid aus."
Und schauen wir auf Benedikt, dann sehen wir nur, wie er nickt.

Der Mensch mordet, und der Mensch heuchelt, und der Überlebensstärkste kann am besten morden und heucheln. Und wenn Du in der Früh in den Wald gehst und eine Gruppe Jäger mit Schnaps im Leib beobachtest, die brünftig um einem gehetztes und erlegtes Tier stehen, dann weißt du über den Menschen Bescheid.


Ceterum censimus, bellum et tormentum et tormentum et bellum et tormentum bellumque et bellum tormentumque esse interdicenda. Ceterum censimus, bellum et tormentum et tormentum et bellum et tormentum bellumque et bellum tormentumque esse interdicenda. Ceterum censimus, bellum et tormentum et tormentum et bellum et tormentum bellumque et bellum tormentumque esse interdicenda.


Ceterum, ceterum censimus,
~;~
;;;; /;~ x ;;;;; ~ esse interdicendum.
~ ~ ~
Vermiculiiiiiiiiiiiiiiii sanctiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii


Friday, August 24, 2007


Additum 285 - 400. Hinrichtung

24. 08. 2007, 17:11 MEZ
Motu proprio Nongrata scribit Vermiculis sanctis.

CC: Benedikt XVI., Dr. Ralph Bergold - Katholisch-Soziales Institut (KSI), Bernhard Docke - Anwalt von Murat Kurnaz, Prof. Dr. Theodor W. Hänsch - Physik-Nobelpreisträger - Papstberater, Prof. Dr. August Heuser - Dommuseum Frankfurt am Main, Prof. Dr. Fotis Kafatos - Molekularbiologe - Biotechnologe - Papstberater, Wolfgang Kaleck - Anwalt für Menschenrechte, Prof. Dr. Jörg Kinzig - Strafrechtler, Prof. Thomas Macho - Kulturwissenschafter, Dr. Maria Meesters - Katholische Rundfunkarbeit am SWR, Prof. Dr. Wolf Singer - Hirnforscher - Papstberater, Dr. Vehlow & Wilmans - Rechtsanwälte, Benedikt Widmaier - Akademie für politische und soziale Bildung der Diözese Mainz, Michael Witti - Anwalt für Menschenrechte, Apostolische Nuntiatur in Berlin, Deutsche Bischofskonferenz (DBK), Katholisch-Soziales Institut (KSI), Kontemplative Schwestern vom Guten Hirten, Päpstliches Komitee für Geschichtswissenschaften, Radio Vatikan, Radio X



Liebe Vermiculi sancti,

in Texas, der Heimat von George W. Bush, wurde vorgestern die 400. Hinrichtung binnen der letzten 25 Jahre vollstreckt. In diesem US-Bundesstaat fand seit der erneuten Wiedereinführung der Todesstrafe im Jahr 1976 ein Drittel aller Hinrichtungen in den USA statt. Im letzten halben Jahr wurden in Texas 21 Menschen exekutiert. Also death chamber music. Kennt ihr noch das Bild "The Death Chamber Music" von 1988? Es liegt zusammengerollt in einer langen Papprolle.
In der kommenden Woche sollen weitere drei Gefangene hingerichtet werden. Diejenigen, über die ein Todesurteil verhängt wurde, leben in Isolierhaft, die einer Folter gleichzusetzen ist. Mit einer Qualen bereitenden Giftspritze wird das Leben der zu Tode Geängstigten in einer steril säuberlichen Kammer unter Zuhilfenahme von Gummihandschuhen ausgelöscht. Dabei werden die Menschenrechte mit Füßen getreten, doch das durch und durch perverse Geschehen nimmt vor den Augen der Menschheit seinen Lauf.
Der 32-jährige Afro-Amerikaner Johnny O Connor bezeichnete mit seinen letzten Worten seine Hinrichtung als falsch: "Was jetzt mit mir geschieht, ist ungerecht, und das System ist erledigt."
O Connor soll eine Verkäuferin an einer Tankstelle erschossen haben, was er bestritt. Der Texaner George W. Bush verantwortet hunderttausende Tote bei seinem Krieg für das sogenannte Gute, das Haben. Alle Kriegsparteien kämpfen mit bösen Mitteln dafür, reklamieren dreist ihr Recht dazu, und so kommt es dann: Dem Mächtigen, der tötet, dem wird auch noch geflötet.

Ceterum censeo, bellum et tormentum esse interdicenda.

Mit herzlichen Grüßen

Nongrata

Wednesday, August 22, 2007


Additum 284 - Stählerner Hirnleser

22. 08. 2007, 14:03 MEZ
Motu proprio Vermiculi sancti scribint Nongratae.

CC: Benedikt XVI., Dr. Ralph Bergold - Katholisch-Soziales Institut (KSI), Bernhard Docke - Anwalt von Murat Kurnaz, Prof. Dr. Theodor W. Hänsch - Physik-Nobelpreisträger - Papstberater, Prof. Dr. August Heuser - Dommuseum Frankfurt am Main, Prof. Dr. Fotis Kafatos - Molekularbiologe - Biotechnologe - Papstberater, Wolfgang Kaleck - Anwalt für Menschenrechte, Prof. Dr. Jörg Kinzig - Strafrechtler, Prof. Thomas Macho - Kulturwissenschafter, Dr. Maria Meesters - Katholische Rundfunkarbeit am SWR, Prof. Dr. Wolf Singer - Hirnforscher - Papstberater, Dr. Vehlow & Wilmans - Rechtsanwälte, Benedikt Widmaier - Akademie für politische und soziale Bildung der Diözese Mainz, Michael Witti - Anwalt für Menschenrechte, Apostolische Nuntiatur in Berlin, Deutsche Bischofskonferenz (DBK), Katholisch-Soziales Institut (KSI), Kontemplative Schwestern vom Guten Hirten, Päpstliches Komitee für Geschichtswissenschaften, Radio Vatikan, Radio X



Liebe Nongrata,

nachdem wir deinen Bericht gelesen haben, stellt sich uns die Frage, ob der heftige Albtraum über die Stahlfolterer ein Problemvergegenwärtigungsalbtraum ist. Gestatte bitte diesen Wort-Wurm. Zweifellos aber kommuniziert dieser Albtraum Wesentliches und vermittelt eine Ahnung dessen, was um keinen Preis geschehen sollte - was also niemals eine Nachricht von morgen oder übermorgen werden darf. Ganz offensichtlich willst du mit dem Bericht einen heilsamen Schrecken erzeugen, willst warnen, wach rütteln und zur Besinnung auf ethische Werte aufrufen - willst also für eine humanere Welt kämpfen. Aber sind nicht eher kompensatorische Träume gefragt, die leicht eine Weltflucht, ein Verdrängen ermöglichen? So könnten bald in Reportagen traumhafte Baulichkeiten anstelle von Folterlagern zu sehen sein. Denn gerade wurde mithilfe der neuen Software WikiScanner
herausgefunden, dass Mitarbeiter des US-Geheimdienstes CIA und der Staatspolizei FBI Berichte über den Irakkrieg und das abgründige Folterlager Guantanamo in der Online-Enzyklopädie Wikipedia geschönt haben. So wurden auch Luft- und Satellitenbilder des Folterlagers entfernt (http://de.internet.com/index.php?id=2051275§ion=Topstories) und damit die Unabhängigkeitspflicht von Wikipedia untergraben, wonach kein User Einträge vornehmen darf, wenn er selbst vom jeweiligen Sachverhalt berührt wird.
Die Aufdeckung des US-Historikers Alfred W. McCoy, dass in Guantanamo und Bagrames 1.100 Gefangene systematisch unter Folterungen verhört wurden, 68 Häftlinge unter fragwürdigen Umständen starben, 26 Häftlinge bei Verhören ermordet wurden (davon mindestens vier von der CIA) - diese Aufdeckung katastrophaler Unmenschlichkeit wird in einer
auffrisierten Welt der schönen Träume womöglich als Hirngespinst gelten.

Bist du eigentlich schon darüber informiert, dass die Sicherheitsbehörde Department of Homeland Security (DHS) plant, ab 2012 auf jedem Flughafen, auf jeder Zollstation, an jedem Grenzübergang stählerne Gedankenleser einzusetzen, die feststellen sollen, ob ein Mensch ein Terrorist ist? (http://www.focus.de/wissen/wissenschaft/psychologie/verbrechen/tid-7131/gedankenforschung_aid_69985.html) Diese Roboter sollen mit spezifischer Software und nichtinvasiven Sensoren ausgestattet werden, die im Rahmen des Projekt Hostile Intend (PHI) in Entwicklung sind.
Du weißt wahrscheinlich, was auf Flughäfen alles so passiert. Auf dem Flughafen von Chicago wurde beispielsweise der Amerikaner Jose Padilla verhaftet und wider alle Gesetze in das Folterlager Guantanamo verbracht. Dazu folgender Link-Wurm:
(http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~E8CD96152EC9C425B981979E92E8280F8~ATpl~Ecommon~Scontent.html?rss_googlefeed
Wenn also so ein stählerner Hirnscanner feststellt, dass dein heiliger Blutdruck, dein heiliger Herzschlag, dein heiliges Schwitzen, dein heiliger Gesichtsausdruck und dein heiliger Gang von der Norm abweichen - also non grata sind - dann bist du dran! Das Repertoire deiner Mimik ist überdurchschnittlich groß, die Grundemotionen wie Glück, Angst, Wut und Ekel sind bei dir sehr ausgeprägt, und auch deine heiligen Mikroexpressionen, das sind kurzzeitig entgleiste Gesichtszüge, sind beachtlich. Gemeinhin werden dadurch Menschen entlarvt, die etwas zu verbergen haben. Und da du mit uns Würmern unbekümmert umgehst, wirkst du sowieso nicht ganz sauber. Bei deiner Musterung am Flughafen wird also der stählerne Hirnleser - diese Spezialkraft in Anomalie-Detektion - mit Sicherheit ein Verhalten außerhalb festgelegter Toleranzen feststellen. Oder aber Sicherheitskräfte werden vorsorglich behaupten, dass er es getan hätte... Und wenn der Roboterautomat dich dann egal wie identifiziert haben wird, dann hast du verloren; denn mit einem Roboter kannst du nicht diskutieren. Auch ihm ewig das lateinische "Cetero censeo..." zu wiederholen ist sinnlos.

A propos Latein: Hast Du schon gehört, dass der finnische Professor Jukka Ammondt Elvis-Lieder in der ewigen Sprache Latein singt, und dies aus eigenem Willen - motu proprio
(http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,1518,499872,00.html)? Das Elvis-Lied "Don' t be cruel" heißt nun "Ne saevias"!
Die katholische Kirche, aber auch Du und wir, die Würmer, befinden uns also mit unseren Sätzen in Latein vollkommen auf der Höhe der Zeit.

Ceterum censimus, bellum et tormentum et tormentum et bellum et tormentum bellumque et bellum tormentumque esse interdicenda. Ceterum censimus, bellum et tormentum et tormentum et bellum et tormentum bellumque et bellum tormentumque esse interdicenda. Ceterum censimus, bellum et tormentum et tormentum et bellum et tormentum bellumque et bellum tormentumque esse interdicenda.

~ ~ ~
Vermiculiiiiiiiiiiii sanctiiiiiiiiiiiiii

Wednesday, August 15, 2007


Additum 283 - Stahlfolterer

15. 08. 2007, 18:52 MEZ
Motu proprio Nongrata sancti scibit Vermiculis sanctis.

CC: Benedikt XVI., Dr. Ralph Bergold - Katholisch-Soziales Institut (KSI), Bernhard Docke - Anwalt von Murat Kurnaz, Prof. Dr. Theodor W. Hänsch - Physik-Nobelpreisträger - Papstberater, Prof. Dr. August Heuser - Dommuseum Frankfurt am Main, Prof. Dr. Fotis Kafatos - Molekularbiologe - Biotechnologe - Papstberater, Wolfgang Kaleck - Anwalt für Menschenrechte, Prof. Dr. Jörg Kinzig - Strafrechtler, Prof. Thomas Macho - Kulturwissenschafter, Dr. Maria Meesters - Katholische Rundfunkarbeit am SWR, Prof. Dr. Wolf Singer - Hirnforscher - Papstberater, Dr. Vehlow & Wilmans - Rechtsanwälte, Benedikt Widmaier - Akademie für politische und soziale Bildung der Diözese Mainz, Michael Witti - Anwalt für Menschenrechte, Apostolische Nuntiatur in Berlin, Deutsche Bischofskonferenz (DBK), Katholisch-Soziales Institut (KSI), Kontemplative Schwestern vom Guten Hirten, Päpstliches Komitee für Geschichtswissenschaften, Radio Vatikan, Radio X


Liebe Vermiculi sancti,

es gibt nicht nur den Albtraum des zutiefst befremdlichen Marketingkonzepts der von euch erwähnten Hotel-Gesellschaft, die Folter als Animation in allen elenden Ausprägungen anbietet. Es gibt auch den Albtraum der sogenannten Stahlfolterer. Das sind Robotermaschinen zur Folterung von Menschen.

Als Pendant zu den schon jetzt im Einsatz befindlichen, ein Meter großen Stahlsoldaten, dem Tötungsautomaten
(siehe: Krieg der Roboter; http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,499426,00.html), kommt in modernsten Folterkomplexen
ein zwei Meter großer Stahlfolterer zum Einsatz. Seine Kameraaugen und sein Zyklopenauge richtet er frontal auf einen Gefangenen, der in einem spitzwinkligen, gleißend hellen Raum steht. Der Stahlfolterer bewegt sich, gezogen wie von der Hand eines bösen Zauberers, auf Ketten kraftvoll tänzelnd auf den Entsetzten zu, drängt ihn mit unerbittlicher Robotergewalt in die engste Ecke und foltert ihn mit stahlkalter Perfektion. Unter anderem drückt er seine stählernen Greifer direkt in die Augen des Gefangenen, was unbeschreiblich große Schmerzen verursacht. Bisher war ein derartiges Vorgehen der ERF, der "Extreme Reaction Force" vorbehalten. (Tod in Camp Delta, Der Spiegel, 33 / 2007, S. 61)

Die Vorteile des Einsatzes nunmehr auch eines Stahlfolterers liegen auf der Hand: Der Stahlfolterer wird beim Foltern nie müde, setzt Stromschläge mit größter Präzision, ist unempfindlich gegen Hitze und Kälte und kann selbst bei größten Temperatursprüngen, die er eigenständig regelt, in unmittelbarer Nähe des zu Quälenden verharren. Somit kann der Autonome fortwährend äußersten Angststress bei seinem Gegenüber erzeugen, ohne jemals bei der dreckigen Arbeit für sein Vaterland unter Kopf- oder Bauchschmerzen zu leiden, da er weder Kopf noch Bauch fühlt. Seine Mission der automatisierten und qualitativ hochwertigen Folter übt er ohne schlechtes Gewissen aus. Er ist so robust gebaut, dass es auch dem stärksten Gefangenen unmöglich ist, sich seiner zu erwehren. Zudem besitzt er feinste Düsen, die neueste chemische Substanzen aushauchen. Um ihn zu programmieren, braucht es nur eine Tastatur und eine Maus. Durch die Schöpfung dieses Folterautomaten ist der Folterer aus Fleisch und Blut ersetzt und wird zum Mann ohne Job, der dadurch aber Muße findet, in die einzig wahre Kirche einzutreten, um das Himmelreich zu erlangen. Vorteilhaft ist zudem: der Stahlfolterer kann rechtlich nicht belangt werden. Die vorprogrammierte Befehlskette bis zum Folterautomaten ist so undurchschaubar, dass niemand ermitteln kann - wenn es denn überhaupt jemand wollte - wer für das unvorstellbar grausame Tun des Stahlfolterers verantwortlich gemacht werden könnte. Aber im Verborgenen gibt es sie, diese Männer und Frauen, die das Heer der Stahlfolterer steuern.

Für das öffentliche Leben sind Stahlfolterer unentbehrlich. Ihre integrierten Kameras zeichnen die extreme Angst und die Verzweiflung der gefolterten Gefangenen minutiös auf und senden das Geschehen an alle Fernsehstationen der Welt, die es dann zu bester Sendezeit an Stelle von Fußball übertragen. Aus kultureller Sicht knüpft diese neue Sitte an die einstigen Geschehnisse im Kolosseum in Rom an. Wirtschaftlich gesehen, sind die Folterautomaten ein Exportschlager. Die Hersteller präsentieren die Maschinen auf roadshows in der ganzen Welt, und die wertneutral denkenden Gewerkschaften begrüßen die vielen Arbeitsplätze, die durch die arbeitsintensive Fertigung der hoch technisierten Stahlfolterer geschaffen werden.

Letzte Woche sagte Präsident Bush im Hinblick auf die Freilassung von Guantanamo-Häftlingen in Washington, es sei das Ziel der Vereinigten Staaten, Guantanamo [im sechsten Jahr?] zu schließen; doch die Verzögerungen hingen mit dem Widerstand einiger Länder zusammen, Guantanamo-Häftlinge wieder aufzunehmen. "Eine Menge Leute wollen keine Killer in ihrer Mitte, und viele dieser Leute sind Killer."

Bush, der das Wort "killen" und seine Abkömmlinge auffällig oft in den Mund nimmt, lässt die Perspektivenübernahme, das "Taking the attitude of the other" vermissen. Er kann sich nicht in die Sichtweise der anderen, der von ihm als "Killer" Abgewerteten, versetzen, sie nicht verstehen und darum auch nicht für die sofortige Beendigung ihrer grauenhaften Situation sorgen. Der als Cowboy Verkleidete gehört wohl zu einem stahlharten Typ Mensch, der irritierenderweise damit leben kann, unermessliches Leid durch Bomben und Foltern zu verantworten - und der den Albtraum der Stahlfolterung befördert.

Ceterum censeo, tormentum bellumque esse interdicenda.

Mit herzlichen Grüßen

Nongrata

Saturday, August 11, 2007

Additum 282 - beklopptistisch

11. August 2007, 17:17 MEZ
Motu proprio Vermiculus honoris scribit Nongratae

CC: Benedikt XVI., Dr. Ralph Bergold - Katholisch-Soziales Institut (KSI), Bernhard Docke - Anwalt von Murat Kurnaz, Prof. Dr. Theodor W. Hänsch - Physik-Nobelpreisträger - Papstberater, Prof. Dr. August Heuser - Dommuseum Frankfurt am Main, Prof. Dr. Fotis Kafatos - Molekularbiologe - Biotechnologe - Papstberater, Wolfgang Kaleck - Anwalt für Menschenrechte, Prof. Dr. Jörg Kinzig - Strafrechtler, Prof. Thomas Macho - Kulturwissenschafter, Dr. Maria Meesters - Katholische Rundfunkarbeit am SWR, Prof. Dr. Wolf Singer - Hirnforscher - Papstberater, Dr. Vehlow & Wilmans - Rechtsanwälte, Benedikt Widmaier - Akademie für politische und soziale Bildung der Diözese Mainz, Michael Witti - Anwalt für Menschenrechte, Apostolische Nuntiatur in Berlin, Deutsche Bischofskonferenz (DBK), Katholisch-Soziales Institut (KSI), Kontemplative Schwestern vom Guten Hirten, Päpstliches Komitee für Geschichtswissenschaften, Radio Vatikan, Radio X


Liebe Nongrata,

die empirische Regelmäßigkeit deiner Schreiben ruft eine gewohnheitsmäßige Neigung unseres Wurmverstandes hervor, diese Ereignisfolge zu erhalten. Wir werden unsere kooperativen Bemühungen im Rahmen der konversationellen Implikaturen fortzusetzen - in Verfolgung unseres gemeinsamen Zweckes. Unsere Kooperation beinhaltet das Postulat, den eigenen Beitrag so zu gestalten, wie der gemeinsam akzeptierte Zweck unseres schriftlichen Miteinanders es erfordert. Damit lassen sich zu unserer freudigen Überraschung auch speziellere Konversationsformen verbinden, die sogar der Papst verstehen sollte. Wir, die Würmer, halten uns dabei stets an folgende Maximen: 1. Mache deinen Beitrag so informativ wie für den gegebenen Zweck nötig. 2. Versuche deinen Beitrag so zu machen, dass er nur Aussagen enthält, wofür angemessene Begründungen angebracht werden können, so dass auch der Papst sie versteht. 3. Mache nur solche Aussagen, denen Relevanz zukommt (d.h. die in unserer, der Würmer, Hinsicht nötig sind). 4. Meide Wurmlöchriges, und halte die korrekte Reihenfolge ein.


Eingehend auf deinen letzten Absatz in deiner letzten Email wollen wir nun unsere Korrespondenz um die Erläuterung des Beklopptismus bereichern. Intern ist dieser eine teleologische oder teleonomische Entwicklung, welche sich in der Sukkzession kleiner Schrittelemente ausbildet. Das prozesshafte Fortschreiten vom Anfang zum Ende ist aber nicht vorhersagbar, sondern verläuft über oft unerwartete Brüche und Richtungsänderungen (Peripetien). Genau genommen ist Beklopptismus ein Abgrenzungsversuch. Die Frage ist, ob sich Erfahrungs- und Handlungszusammenhänge schon im Leben beklopptisierend strukturieren, oder ob der Beklopptismus nur eine Konstruktion ist, die dem an sich unstrukturierten Leben nachträglich hinzugefügt wird. Unsere Wurmgrundthese ist, dass Mensch und Wurm Wesen sind, die in all ihren Handlungs- und Wahrnehmungsvollzügen in Beklopptismie verstrickt sind. Beide sind deswegen nicht Subjekte ihrer Sinn- oder Unsinnsentwürfe, sondern erhalten ihre Identität erst in und mit der sie umgebenden Beklopptismie, die erst die Möglichkeit schafft, Sinn- oder Unsinnhaftes beklopptistisch zugänglich zu machen. Es lässt sich also sagen, dass die natürliche Erfahrungswelt des Menschen und des Wurmes präbeklopptistisch strukturiert ist. Handlungen z. B. sind nur verständlich durch einen beklopptistischen Zusammenhang. Die bereits vorstrukturierten Handlungen und Erfahrungen erhalten dann, wenn sie berichtet werden, eine besondere Stabilität und Identität. Dieser Transformationsprozess in expliziten Beklopptismus ist der Kern der beklopptistischen Tätigkeit und wird als eine innovative Synthesis des Heterogenen beschrieben. Aus den heterogenen und nur vorstrukturierten Handlungen und Ereignissen wird durch Selektion und Integration im vieldimensionalen Spannungsfeld Beklopptistisches. Dieses explizit Beklopptistische wird dann über Rezeptionsvorgänge wieder zum selbstverständlichen Reservoir unserer lebensweltlichen Orientierungen. Dies alles bildet einen kreisförmigen, aber sich ständig weiterentwickelnden beklopptistischen Kulturprozess.

Die Folterwelt ist zweifelsfrei ein grausiger Albtraum. Die Frage, wo die Grenze zwischen Albtraum und Wirklichkeit verläuft und auf welcher Seite wir uns wann befinden, ist eine beklopptistische. Die Antwort darauf kann aber nur postbeklopptistisch sein, wie beim Nachdenken über folgendes Beispiel schnell zu erkennen ist
:
Eine Folter-GmbH & Co.KG verlautbart: "
Foltern ist seit längerem der Renner. Fachgerechtes Folterverhalten ist darum zu fördern und zu integrieren. Wir werden kleine Reitanlagen schaffen, in denen Kinder auf 1a-Menschenpferdchen im Kreis reiten, ebenso Schießanlagen mit überflüssigem Menschenmaterial - alles neben großen Hotelkomplexen, in denen nur noch am Boden Kriechende servieren und wo jeder Gast seinen eigenen Gefangenen, gleich welchen Geschlechts, erhält. Dies gehört zum Menschenrecht der Selbstverwirklichung."

Hier haben wir das Dilemma, das der Beklopptismus zweifellos an Grenzen geraten ist, der wissenschaftlich inspirierte Postbeklopptismus aber erst in seinen Anfängen steht. Der ganz allmähliche Übergang zum Postbeklopptismus kann sich nur darin vollziehen, dass Chaos und Ordnung der Menschen- oder Wurmgesellschaft transzendiert werden, indem die Mitglieder dieser Gesellschaften auftretende beklopptistische Konflikte nicht durch Bezug auf vorgegebene Muster oder Normen zu lösen versuchen, sondern jenseits solcher traditionellen Vorgaben im Hinblick auf veränderte Handlungsgewohnheiten eine Übereinstimmung bei der Neuformulierung von Wertvorstellungen zu erzielen versuchen. Dazu braucht es aber erst einmal die systematische Erfassung der Zusammenhänge der Verstrickung von Gesellschaften in die Beklopptismie. Es ist darum zu prüfen, ob ein gesellschaftlicher Zusammenschluss freier Individuen eine Herrschaftsordnung akzeptieren darf, die eine beklopptistische Situation anheizt - und auch, ob beklopptisierende einseitige Verbindlichkeiten bestehen. Zudem ist zu betrachten, in wieweit freie und rationale, nur ihren eigenen Interessen verpflichtete Individuen, die sich in arbeitsteilig organisierter gesellschaftlicher Kooperation befinden, mit der Zeit zwangsläufig in einen beklopptistischen Katarakt gezogen werden.

Am besten, liebe Nongrata, du rettest dich ins Gebirge, in eine Natur, die von selbst gewachsen bzw. entstanden ist und den Grund ihres Daseins in sich selbst trägt - fernab von menschlicherseits geplanten und ins Werk gesetzten Wirklichkeiten, zu deren finstersten Erscheinungen u.a. das Folterlager Guantanamo gehört, dass der 80-jährige Papst Benedikt XVI. überschweigt, obwohl er sein moralisches Handeln auf die göttliche Gesetzgebung zurückführt. Die Erfüllung des göttlichen Gesetzes ist aber nur dann gegeben, wenn sich der Mensch auch in schwierigen Momenten nach diesem Gesetz richtet und sich nicht durch Prinzipien ablenken lässt, die ein materiales Objekt des Begehrungsvermögens voraussetzen. Nur ein von materialen Bestimmungsgründen (z. B. rote Schuhe) unabhängiger Wille ist ein freier Wille. Der durch Begehrlichkeit unfreie Wille führt erst mal ins bekloppistische Fahrwasser (z. B. Herrenmagazin) und von dort aus womöglich weiter in den beklopptistichen Katarakt.

Ceterum censeunt tormentum bellumque esse interdicenda.

Kollegiale Grüße im Namen aller Heiligen Würmer

DrDrDrDrDrDrDrDrDrDrDrDrDrDrWurm

Thursday, August 09, 2007


Additum 281 - Die englische Krone beantragt...

09. 08. 2007, 9:53 MEZ
Motu proprio Nongrata sancti scibit Vermiculis sanctis.


CC: Benedikt XVI., Dr. Ralph Bergold - Katholisch-Soziales Institut (KSI), Bernhard Docke - Anwalt von Murat Kurnaz, Prof. Dr. Theodor W. Hänsch - Physik-Nobelpreisträger - Papstberater, Prof. Dr. August Heuser - Dommuseum Frankfurt am Main, Prof. Dr. Fotis Kafatos - Molekularbiologe - Biotechnologe - Papstberater, Wolfgang Kaleck - Anwalt für Menschenrechte, Prof. Dr. Jörg Kinzig - Strafrechtler, Prof. Thomas Macho - Kulturwissenschafter, Dr. Maria Meesters - Katholische Rundfunkarbeit am SWR, Prof. Dr. Wolf Singer - Hirnforscher - Papstberater, Dr. Vehlow & Wilmans - Rechtsanwälte, Benedikt Widmaier - Akademie für politische und soziale Bildung der Diözese Mainz, Michael Witti - Anwalt für Menschenrechte, Apostolische Nuntiatur in Berlin, Deutsche Bischofskonferenz (DBK), Katholisch-Soziales Institut (KSI), Kontemplative Schwestern vom Guten Hirten, Päpstliches Komitee für Geschichtswissenschaften, Radio Vatikan, Radio X


Liebe Vermiculi sancti,

den Begriff Schwarzröcke solltet ihr vermeiden. Er ist eine unzulässige Reduzierung von Menschen auf ein äußerliches Merkmal. "Seelen der katholischen Administration" klingt angemessener.

Natürlich habe ich diese Seelen anhalten und abfahren gesehen und es als ein Zeichen und Wunder gedeutet. Sollte sich hier ein Wallfahrtsort entwickeln, werde ich künftigen Wallfahrern das schöne Madrigal "Sweet hony sucking Bees" von John Wilbye, gesungen vom Hilliard Emsemble, zu Ohren führen. Alle Seelen brauchen schließlich Liebe.

Darauf lassen ja auch die schön teuren, roten Lederschuhe schließen, für die Papst Benedikt XVI. gerade vom US-Männer-Magazin "Esquire" zum "Accessoire-Träger der Jahres" gekürt wurde. "Tausende von Männern auf der ganzen Welt" waren für die Auszeichnung begutachtet worden.

Liebe aber brauchen besonders die Gefangenen in Guantanamo - und zwar die sanfteste.

Wie gerade in den Medien vermeldet, beantragt die britische Regierung die Freilassung von fünf Inhaftierten im US-Gefangenenlager Guantanamo. Die Gefangenen sind zwar keine Briten, hatten aber vor ihrer illegalen Inhaftierung legal in Großbritannien gelebt. Das königlich britische Außenministerium soll erklärt haben, der Antrag auf Freilassung der fünf früheren Einwohner des britisch königlichen Reiches stehe "in Übereinstimmung mit dem langfristigen politischen Ziel der Schließung von Guantanamo" http://www.sueddeutsche.de/,ra1m4/ausland/artikel/214/127013/ . Dies entscheidet aber nicht das britisch königliche Haus, sondern der weder britische noch königliche George W. Bush.

Ich frage mich, wann nun das langfristige politische Ziel der Schließung endlich erreicht sein wird? Ist nicht jede einzelne Stunde Gefangenschaft in Guantanamo eine unvorstellbare Qual? Gegen die meisten der Gefangenen wurde niemals Anklage erhoben. Nach gängigen Rechtsprinzipien gelten sie als unschuldig, solange ihnen nicht das Gegenteil bewiesen wurde. Doch um die ihnen aufgezwungenen "Accessoires" (konkret: Utensilien der Folter) schert sich kaum einer.

Ach, liebe Würmer, lasst uns auf bekloppt machen, um einer unverständlichen Welt standzuhalten! Winken wir irgendeiner Heiligen Mutter mit blauen Designer-Schuhen in einem Muttikan neben einem Halbchristus im roten Hut! Wenn schon die christlich demokratische Folterwelt real ist und weitgehend unwidersprochen bleibt, dann ist ein bisschen Irrsinn doch mehr als angebracht.

Ceterum censeo, tormentum bellumque esse interdicenda.

Mit herzlichen Grüßen

Nongrata

Wednesday, August 08, 2007


Additum 280 - Islamisierung, Christianisierung

8. August 2007, 12:01 MEZ
Motu proprioVermiculi sancti scribint Nongratae


CC: Benedikt XVI., Dr. Ralph Bergold - Katholisch-Soziales Institut (KSI), Bernhard Docke - Anwalt von Murat Kurnaz, Prof. Dr. Theodor W. Hänsch - Physik-Nobelpreisträger - Papstberater, Prof. Dr. August Heuser - Dommuseum Frankfurt am Main, Prof. Dr. Fotis Kafatos - Molekularbiologe - Biotechnologe - Papstberater, Wolfgang Kaleck - Anwalt für Menschenrechte, Prof. Dr. Jörg Kinzig - Strafrechtler, Prof. Thomas Macho - Kulturwissenschafter, Dr. Maria Meesters - Katholische Rundfunkarbeit am SWR, Prof. Dr. Wolf Singer - Hirnforscher - Papstberater, Dr. Vehlow & Wilmans - Rechtsanwälte, Benedikt Widmaier - Akademie für politische und soziale Bildung der Diözese Mainz, Michael Witti - Anwalt für Menschenrechte, Apostolische Nuntiatur in Berlin, Deutsche Bischofskonferenz (DBK), Katholisch-Soziales Institut (KSI), Kontemplative Schwestern vom Guten Hirten, Päpstliches Komitee für Geschichtswissenschaften, Radio Vatikan, Radio X



Liebe Nongrata,

manchmal fragen wir uns, was dich treibt, dass du dich so so intensiv mit dem grauenhaften Thema Folter befasst, und ob dich es dies nicht allzu tief runterzieht. Aber solange wir immer mal wieder schöne Musik in deinem Garten erklingen hören, müssen wir ja wohl nicht um dich fürchten und können dir noch lange schreiben.

Hast du eigentlich die vier Schwarzröcke gesehen, die ihr Auto vor deinem Haus stoppten und dann mit Affengeschwindigkeit losfuhren, als du vor die Tür tratest? Fast hätten sie einen Wurm überfahren und ihm die letzte Ölung geben müssen. Könnte es sein, dass sie sich vergewissern wollten, ob du dein Haar mittelgescheitelt trägst, um dich dann flugs in ihr Heiligenregister aufzunehmen? Vielleicht solltest du endlich einmal ein Foto von dir in Deinen Blog einfügen.

Es ist schlimm, was du über Guantanamo zu berichten weißt. Papst Benedikt scheint dies alles aber nicht zu berühren. Dabei kann er sehr wohl zur Befreiung von Gefangenen aufrufen - erst jüngst hat er dies bewiesen. Es ging um die Geiseln der Taliban in Afghanistan, unter denen sich auch südkoreanische Missionare befinden. Papst Benedikt meinte sehr richtig, die Praxis "Unschuldige zu instrumentalisieren, um eigene Interessen durchzusetzen", bedeute "schwere Verletzungen der Menschenwürde". Sie widerspreche jeder "elementaren Norm der Zivilisation und des Rechts". Entführungen verstießen auch "schwerwiegend" gegen das göttliche Gesetz". Wie Radio Vatikan schreibt, soll er dies sehr eindringlich gesagt und angefügt haben: "Ich rufe die Täter dieser Verbrechen auf, vom Bösen abzulassen und ihre Opfer unversehrt freizulassen.
http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=147198
An den Gefangenen in Guantanamo finden nun schon im sechsten Jahr "schwere Verletzungen der Menschenwürde" statt, und deren Behandlung widerspricht "jeder elementaren Norm der Zivilisation und des Rechts". Doch zu Guantanamo schweigt der Papst. Dabei steht doch nirgendwo geschrieben: "Liebe nur deinen katholischen Nächsten wie dich selbst!"

Dass Papst Benedikt Würmer nicht liebt, können wir verstehen - da ist er halt mit einem allgemeinen Vorurteil behaftet - aber dass er als Stellvertreter Christi nicht alle Menschen dieser Welt gleichermaßen liebt - so wie Jesus - das finden wir seltsam.

Der Papstsekretär Monsignore Gänswein äußerte sich am 27. letzten Monats zur Papstrede in Regensburg in einem Interview mit der Süddeutschen. Er nannte die Rede "prophetisch", und auf den Islam angesprochen, meinte Gänswein: "Die Islamisierungsversuche im Westen sind nicht wegzureden. Und die damit verbundene Gefahr für die Identität Europas darf nicht aus falsch verstandener Rücksicht ignoriert werden. Die katholische Seite sieht das sehr klar und sagt es auch. Gerade die Regensburger Rede sollte einer bestimmten Blauäugigkeit entgegenwirken". http://www.kath.net/detail.php?id=17396
Er wies auch darauf hin, dass im "real existierenden Islam" die Menschenrechte mit Füssen getreten werden.
http://www.dolomiten.it/nachrichten/artikel.asp?KatID=da&p=5&ArtID=97435. (Auf das, was im real existierenden Guantanamo passiert, wies er nicht hin.)
In diesem Zusammenhang fragen wir Würmer uns: Was haben wohl die südkoreanischen Missionare in Afghanistan gemacht, einem Land, wo auch die demokratisch christliche Seite die Menschenrechte mit Füßen tritt, und wo die Frauen sogar um den Preis ihrer toten Kinder von der Burka befreit werden sollen? Wollten die Missionare die Christianisierung im Osten vorantreiben? Konnten sie vielleicht als eine Gefahr für die Identität Afghanistans gesehen werden?

Gut, dass wir Würmer unseren Butterblumengott haben, niemand blumerisieren wollen und weder Christen noch Islamisten mit uns etwas anfangen können. So sind wir wenigstens unparteiisch.

Übrigens, die katholische Internetzeitung "kath.net" lädt anlässlich des Papstbesuches in Österreich zu einer Aktion für den Papst ein. Man soll an Benedikt XVI. schreiben, warum man für ihn betet. Hauptpreis: 1 Reise nach Rom. Einsendeschluss: 15. September 2007. http://www.kath.net/detail.php?id=17458. Alle Zuschriften werden gesammelt, gebunden und bei einer Generalaudienz dem Papst übergeben.
Wir, die Würmer, wollen dafür beten, dass Papst Benedikt sich nicht weiter durch Schweigen zur Folter durch Christenländer versündigt. Vielleicht kriegen wir dann den Hauptpreis - falls es unter den Gebets-Juroren einen Wurm gibt, der etwas zu melden hat.


Ceterum censimus, tormentum
bellumque esse interdicenda.
~ ~
Vermiculi sancti


___________

FOLTER-IST-UNMORALISCHER-ALS-MORD
Petter-Moen-Petter-Moens-Tagebuch

Der-Jude-Petter-Moen-wurde-1901-geboren-und-starb-1945-Er-war-
Leiter-der-illegalen-Presse-in-Norwegen-während-des-zweiten-
Weltkrieges-Nach-seiner-Gefangennahme-durch-die-Gestapo-wurde-
er-in-einer-Isolationszelle-im-Gestapo-Hauptquartier-Møllergata-19-
in-Oslo inhaftiert-Dort-schrieb-er-sein-Tagebuch-indem-er-Buchstaben-
mit-einer-Reiszwecke-in-Toilettenpapier-einritzte-und-die-Blätter-dann-
in-einem-Entlüftungsabzug-hinunterließ-um-sie-nie-wieder-zu-sehen

1500-Blätter-fand-man-nach-dem-Krieg


Monday, August 06, 2007


Additum 279 - Zwangsernährung

6. 08. 2007, 17:28 MEZ
Motu proprio Sancta Nongrata scibit Vermiculis sanctis.

CC: Benedikt XVI., Dr. Ralph Bergold - Katholisch-Soziales Institut (KSI), Bernhard Docke - Anwalt von Murat Kurnaz, Prof. Dr. Theodor W. Hänsch - Physik-Nobelpreisträger - Papstberater, Prof. Dr. August Heuser - Dommuseum Frankfurt am Main, Prof. Dr. Fotis Kafatos - Molekularbiologe - Biotechnologe - Papstberater, Wolfgang Kaleck - Anwalt für Menschenrechte, Prof. Dr. Jörg Kinzig - Strafrechtler, Prof. Thomas Macho - Kulturwissenschafter, Dr. Maria Meesters - Katholische Rundfunkarbeit am SWR, Prof. Dr. Wolf Singer - Hirnforscher - Papstberater, Dr. Vehlow & Wilmans - Rechtsanwälte, Benedikt Widmaier - Akademie für politische und soziale Bildung der Diözese Mainz, Michael Witti - Anwalt für Menschenrechte, Apostolische Nuntiatur in Berlin, Deutsche Bischofskonferenz (DBK), Katholisch-Soziales Institut (KSI), Kontemplative Schwestern vom Guten Hirten, Päpstliches Komitee für Geschichtswissenschaften, Radio Vatikan, Radio X


Liebe Vermiculi sancti,

"Vorsätzlich brutal" titelte letzte Woche die Süddeutsche ihren Bericht über nahrungsverweigernde Gefangene in Guantanamo. http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/353/126159/ Sie zitiert damit die britische Menschenrechtsorganisation Reprieve. Inzwischen gibt es zwei Dutzend Hungersteikende im Folterlager Guantanamo. Zwanzig von ihnen werden zwangsernährt. Für die schmerzhafte Prozedur werden ihnen auf Spezialstühlen Arme und Beine festgeschnallt und flexible gelbe Schläuch durch Nase gedrückt, damit künstliche Nahrung direkt in ihre Mägen fließen kann. Dabei kommt es zu Verletzungen und psychischen Schädigungen. Nach Militärangaben werden Gleitmittel und lokale Betäubungen angewandt. Die Zwangsernährten haben dann solange sitzen zu bleiben, bis die Flüssignahrung verdaut ist, um sie am Erbrechen zu hindern. Die Prozedur sei "etwas, das man sich nicht ausmalen könne: "Seit zwei Jahren werden Ahmed und ich wie Tiere behandelt", sagte der 32-jährige Gefangene seiner Anwältin Julia Tavar Mason. Sie berichtet, er sehe mittlerweile wie 50 aus. Die Gefangenen müssen in fensterlosen metallischen Zellen 22 Stunden am Tag mutterseelenallein ausharren. "Ich sehe nicht, was sie dadurch [das Hungern] erreicht haben", sagt der neue Kommandeur des Lagers, Admiral Mark Buzby. "Sie sind lebendig und gesund, und wir werden dafür sorgen, dass sie es bleiben, solange sie hier sind."

Die an der Zwangsernährung beteiligten Ärzte sind von drei renommierten US-Medizinern
in der Zeitschrift der American Medical Assoziation kritisiert worden. Sie würden gegen die Standesethik verstoßen. In der Medizin dürfe keine Behandlung erfolgen, wenn die Person nicht freiwillig eingewilligt habe. Ein Militärarzt sei in erster Linie ein Arzt und erst dann Offizier. Einige Militärärzte im Folterlager haben ihre Mitarbeit an der Zwangsernährung verweigert.
http://www.pr-inside.com/de/kritik-an-militaeraerzten-wegen-zwangsernaehrung-i-r191071.htm

Doch die meisten Menschen der westlichen Welt verdrängen und schauen weg. Vielleicht denken sie: Gott sei Dank sind es die Anderen. Und so häuft sich im "demokratischen" Folterstall der Dreck.

Ceterum censeo, tormentum bellumque esse interdicenda.

Mit herzlichen Grüßen

Nongrata


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FOLTER-IST-UNMORALISCHER-ALS-MORD
Petter-Moen-Petter-Moens-Tagebuch

Der-Jude-Petter-Moen-wurde-1901-geboren-und-starb-1945-Er-war-
Leiter-der-illegalen-Presse-in-Norwegen-während-des-zweiten-
Weltkrieges-Nach-seiner-Gefangennahme-durch-die-Gestapo-wurde-
er-in-einer-Isolationszelle-im-Gestapo-Hauptquartier-Møllergata-19-
in-Oslo inhaftiert-Dort-schrieb-er-sein-Tagebuch-indem-er-Buchstaben-
mit-einer-Reiszwecke-in-Toilettenpapier-einritzte-und-die-Blätter-dann-
in-einem-Entlüftungsabzug-hinunterließ-um-sie-nie-wieder-zu-sehen

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Thursday, August 02, 2007


Additum 278 - Luzifer-Effekt

2. 8. 2007, 12:26 MEZ
Vermiculi sancti an Sancta Nongrata

CC: Benedikt XVI., Dr. Ralph Bergold - Katholisch-Soziales Institut (KSI), Bernhard Docke - Anwalt von Murat Kurnaz, Prof. Dr. Theodor W. Hänsch - Physik-Nobelpreisträger - Papstberater, Prof. Dr. August Heuser - Dommuseum Frankfurt am Main, Prof. Dr. Fotis Kafatos - Molekularbiologe - Biotechnologe - Papstberater, Wolfgang Kaleck - Anwalt für Menschenrechte, Prof. Dr. Jörg Kinzig - Strafrechtler, Prof. Thomas Macho - Kulturwissenschafter, Dr. Maria Meesters - Katholische Rundfunkarbeit am SWR, Prof. Dr. Wolf Singer - Hirnforscher - Papstberater, Dr. Vehlow & Wilmans - Rechtsanwälte, Benedikt Widmaier - Akademie für politische und soziale Bildung der Diözese Mainz, Michael Witti - Anwalt für Menschenrechte, Apostolische Nuntiatur in Berlin, Deutsche Bischofskonferenz (DBK), Katholisch-Soziales Institut (KSI), Kontemplative Schwestern vom Guten Hirten, Päpstliches Komitee für Geschichtswissenschaften, Radio Vatikan, Radio X


Liebe Nongrata,
~~~
du hast uns ja einen langen Emailwurm ge-
geschrieben. Das hat uns so beeindruckt,
dass wir nun unsererseits versuchen, ein
bisschen mitzuhalten...
~~~
Du schreibst, der Durchschnittsmensch sei
korrumpierbar. Durch die verfälschte Moral
in einem System des Unrechts,
wenn er
darin lebe,
werde er mitbefleckt. Regierun-
gen könnten seine Seele verseuchen,
indem sie sein Mitgefühl für Unliebsame
und Andersdenkende abtöten, so dass er
schließlich deren skrupellose Vernichtung
fordere.
~~~
Über das Gewaltverhalten von Menschen
forscht seit mehr als 30 Jahren der US-
Psychologe Philip Zimbardo. Bekannt
wurde er durch das "Stanford Prison Ex-
periment", in dem er "normale" Studenten
in die Rollen von Wärtern und Gefangenen
schlüpfen lies. Das Experiment musste
wegen der sadistischen Auswüchse vor-
zeitig abgebrochen werden. Zimbardo sagt,
machtvolle Situationen könnten Individuen
komplett verändern - "gewöhnliche und gute
Menschen fangen an, sich illegal und
amoralisch zu verhalten". Diese Wandlung
des Menschen zum Bösen nennt er den
Luzifer-Effekt. Das Experiment zeigt für
Zimbardo, dass es nicht nur das Individuum
bei bösem Verhalten zu beschuldigen gilt,
sondern dass auch die Macht von sozialen
Situationen zu berücksichtigen sei. Man
müsse also nach den Mängeln des
Systems fragen, das diesen Luzifer-Effekt
herbeiführe. "Das System ist, wo die Macht
ist - militärisch, politisch, gesetzlich,
wirtschaftlich." Seine Erkenntnisse, meint
er, würden die Individuen keineswegs von
der Verantwortung für ihr Handeln befreien:
"Aber wenn klar ist, dass eine Situation
ihren freien Willen eingeschränkt hat (er
bezieht sich auf die Vorfälle in Abu
Ghureib), dann sind sie nicht allein dafür
verantwortlich zu machen. Dann stellt sich
die Frage: Wer hat das System ge-
schaffen?"
~~~
Und hier, liebe Nongrata, wäre weiter zu
fragen: Wer stützt das System zusätzlich
von außen? Damit sind wir nun auch bei
Papst Benedikt. Hat nicht er Präsident
Bush, einen der Hauptverantwortlichen für
ein bestehendes Foltersystem, herzlich
empfangen, ohne zu fordern, dass die
korrumpierende soziale Situation schleu-
nigst zu ändern sei? Hat damit nicht der
oberste Gottesmann, der nur der christ-
chen Ethik verpflichtet sein sollte, das
Foltersystem durch sein Schweigen gestützt?
Liegt dies wiederum am vatikanischen
System, in dem er verfangen ist? Eigentlich
müsste er sich das Buch "The Lucifer
Effect" - bisher ist es nur auf Englisch er-
schienen - einmal referieren lassen.
~~~
Vor ein paar Tagen forderte Manfred Nowak,
der Sonderberichtsmensch für Folter, dass
die Vereinten Nationen bei der Auswahl ihrer
Soldaten bei Friedenseinsätzen strengere
Kriterien anlegen müssten. Soldaten aus
Ländern, deren Streitkräfte der Folter und
anderen Missbrauchs verdächtigt würden,
sollten ausgeschlossen werden. Die der-
zeitigen Auswahlstandards bezeichnete der
Antifolterexperte als zu niedrig.
Angesichts
der Teiln
ahme von Ländern mit fragwürdigem
Ruf
bei der Einhaltung der Menschenrechte
seien Bedenken über Qualität, Ausbildung
und ethisches Verhalten der UN-Truppen
gewachsen. Nowak verwies unter anderem
auf Berichte über Folter in Nepal und
Vorwürfe gegen marokkanische Soldaten,
Kinder in der Elfenbeinküste missbraucht
zu haben.
Also auch hier der Luzifer-Effekt.
~~~
Sind eigentlich auch das Land der Welt-
polizei und seine Helfersländer gemeint,
wenn von
Ländern mit fragwürdigem Ruf
bei der Einhaltung der Menschenrechte

gesprochen wird? Oder wird totgeschwiegen,
dass auch ihre politischen Systeme
Menschen mit dem Luzifer-Effekt
infizieren?
~~~
Bei der Durchwurmung der Geschichts-
bücher kommen wir, die Würmer, zu
folgendem Schluss: Die Menschheit wird
regelmäßig von einem schweren Luzifer-
infekt heimgesucht. Krieg und Folter
scheint den Menschenhirnen eingeimpft
wie den Katzenhirnen das Jagen und
Quälen der Maus. Der Mensch schwingt
sich zwar auf zu edelster Musik, doch in
seinem Bauch rumort die Fäkalie.
Ändern daran kannst Du, liebe Nongrata,
gar nichts. Du solltest also weise werden,
so wie Candide deinen Garten bearbeiten
und uns, die Würmer, dort treffen.
"Guantamera"werden wir selbstverständlich
für dich singen.
~~~
Nun senden wir dir noch ein Wurmgebet
aus unserem neuen Wurmbeet. Es handelt
sich um die Beschwörung kleiner Anti-
Folter-Samen. Wenn du willst, kannst du es
Papst Benedikt senden. Der freut sich über
jedes Gebet - wenn er es nur nicht lesen
muss.

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Ceterum censimus, tormentum
bellumque esse interdicenda.
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